ALBERTINA-Schröder: „Sammlung Chobot ist bedeutendste Schenkung der letzten Jahre“

Neue Ausstellung: Fundstücke, Neuentdeckungen und Diversität

Wien (OTS) – „Wer die Euphorie von Archäologen kennt, wenn sie auf Fundstücke von unermesslichem Wert stoßen, ahnt, wie wir uns in den letzten Wochen gefühlt haben als wir die Arbeiten dieser Künstler*innen für die Ausstellung inszeniert haben“, erzählt ALBERTINA-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder über die neue Ausstellung „Die Sammlung Chobot“, die ab sofort bis 14. Juli in der ALBERTINA zu sehen ist.

„Einige der Künstler*innen haben an Aktualität gewonnen, weil ganz einfach der Zeitgeist und die Ideologie, die einst ihr sozialpolitisches Biotop waren, ebenso in Vergessenheit geraten sind wie die Künstler selbst: Der Bedeutungsschwund des historischen Kontextes von Hrdlicka und Martinz hat die ästhetische Qualität von ihrem ideologischen Ballast emanzipiert. Der pekuniäre Wert dieser Schenkung erscheint zwar verschwindend gering im Vergleich zu den Monets, Mirós und Picassos: Was jedoch die Großzügigkeit und Selbstlosigkeit von Dagmar und Manfred Chobot nicht im Geringsten schmälert. Es ist vor allem der ästhetische und kunsthistorische Wert, der diese Sammlung für uns so kostbar macht. Wir verfügen heute über einige hundert Hrdlickas und über einige hundert Gironcolis. Und über einen völlig neuen Skulpturenschwerpunkt in der Art Brut“, so Schröder.

Pfade der Vielfalt

Die vom klassischen Kanon der hehren Zeichenkunst ausgeschlossene Art Brut ist heute in der ALBERTINA besser vertreten als in jedem anderen österreichischen Museum. Dennoch wurde Diversität in der Vergangenheit, seit der Gründerzeit der ALBERTINA, ganz klein geschrieben – von Dürer bis Michelangelo, von Schiele bis Picasso. In den letzten beiden Jahrzehnten wurde der Sammlungsschwerpunkt zwar auf Künstler*innen der Art Brut gelegt, doch erst die Schenkung Chobot eröffnete der ALBERTINA das weite Feld der Art Brut, das in Zukunft mit verschiedenen Ausstellungsprojekten bestellt werden wird.

„Auch die eigenständige österreichische Pop Art der 60er und frühen 70er Jahre hat in der ALBERTINA zuletzt durch die Frühwerke Attersees und jetzt durch jene von Ernst Zdrahal eine fulminante Schärfung erfahren. Für mich persönlich zählt auch Verena Bretschneider zu den größten Entdeckungen der letzten Jahre überhaupt. Die Werke, die die Chobots uns geschenkt haben, hat noch Georg/Georgy Bretschneider geschaffen, der wohl immer schon Verena war. Der Dank, den ich mit dieser Ausstellung, die ich zu den schönsten in der Geschichte der Albertina zähle, abstatte, gilt einem einzigartigen Sammlerpaar, das sich weit über die Albertina hinaus größte Verdienste um die Kunst unserer Zeit erworben hat“, so Schröder.

„Mein kunsthistorisches Wissen habe ich mir in meiner Jugend in großem Maße im Studiensaal der ALBERTINA angeeignet. Ich fühlte mich hier immer gut betreut und aufgehoben, es entwickelte sich eine enge Beziehung. Da erwuchs in mir der Wunsch, diesem Museum einmal Bilder zu hinterlassen“, berichtet Sammler Manfred Chobot.

„Wir vermuten, dass das Klima im Himmel für Kunst nicht optimal ist, man weiß auch nicht, ob es dort dann Stellwände gibt, ob es Nägel und einen Hammer gibt. Daher ist es besser, man baut vor, man kann die Kunst leider nicht mitnehmen, womit wir im Übrigen nicht ganz glücklich sind“, schmunzelt das Sammlerpaar.

Eine Sammlung aus Leidenschaft

Dagmar Chobot, zunächst Bankkauffrau, und ihr Mann Manfred, Schriftsteller und Dichter, begannen schon in jungen Jahren gemeinsam Kunst zu erwerben. Das Wirken der 1971 von Dagmar Chobot gegründeten Galerie sowie der beiden Sammler ist eng mit der Kunst Österreichs und ihren Entwicklungen verbunden. Viele der hier vertretenen Künstler haben ihre Zeit geprägt und sind Zeitgenossen des Ehepaars. Bereits in den Anfängen der Sammlung, deren Schwerpunkt auf Papierarbeiten und Skulpturen liegt, hatten Dagmar und Manfred Chobot eine zukünftige Übergabe an die Albertina vor Augen, die sie rund 50 Jahre später 2019 mit einer großzügigen Schenkung in die Tat umsetzten. Die mehr als 800 Werke knüpfen in geradezu idealer Weise an die bisherigen Bestände an, schließen Sammlungslücken und ermöglichen Ausstellungen und Kooperationen.

Diese Schau bietet mit den wichtigsten Werken der Schenkung und unerwarteten Wiederentdeckungen einen breit gefächerten Einblick in die Sammlung Chobot. Sie widmet sich Positionen wie Bruno Gironcoli, Adolf Frohner, Alfred Hrdlicka und Fritz Martinz, die in ihren Werken den Menschen mit seinen Abgründen thematisieren, oder Jürgen Messensee, der den weiblichen Körper ins Zentrum rückt. Franz Schwarzinger wiederum befasst sich mit dem äußeren und inneren Menschenbild. Mit Herbert Brandl und Gunter Damisch ist die Kunstrichtung der Neuen Wilden in der Ausstellung vertreten. In den Arbeiten von Cornelius Kolig, Ernst Zdrahal und Othmar Zechyr stehen Technik sowie futuristische und utopische Entwürfe im Vordergrund. Einen großen Teil nehmen die Werke der Art Brut und der Gugginger Künstler ein, mit denen das Ehepaar Chobot schon früh in Berührung kam. An der Schnittstelle hierzu arbeiten Franz Ringel oder Verena Bretschneider, in deren Schaffen das Unterbewusstsein, Ängste und Sexualität zum Ausdruck kommen.

Karl Anton Fleck, von dem der Albertina durch die Schenkung ein wesentlicher Teil seines Nachlasses übergeben wurde, ist im Herbst eine eigene Personale gewidmet.

Die Sammlung Chobot

* 13. Juli – 18. September 2022

* Weitere Infos und Pressebilder zur Ausstellung unter

* [Die Sammlung Chobot « ALBERTINA Museum Wien]
(https://www.albertina.at/presse/ausstellungen/sammlung-chobot/)

Dr. Daniel Benyes
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