Natascha Kampusch über ihre Erinnerungen und ihr Leben 16 Jahre nach ihrer Befreiung in Ö3-„Frühstück bei mir“

„Ich erlebe es als eine Art Hölle, aber komme gestärkt daraus hervor.“

Wien (OTS) – Ihre Geschichte ging um die Welt: Als zehnjähriges Mädchen wurde Natascha Kampusch auf dem Schulweg entführt, 2006 gelang ihr nach über acht Jahren in Gefangenschaft die Flucht. Danach wurde sie zu einer der bekanntesten Österreicherinnen, auch zur polarisierenden Medienfigur. In Ö3-„Frühstück bei mir“ berichtete Kampusch heute über ihr aktuelles Leben: „Ich fahre fast täglich in den Stall und dann reite ich. Das ist sehr zeitintensiv. Meine Bücher sind meine Haupteinnahmequelle.“ Um gleich via Ö3 den Aufruf zu machen: „Wer noch eine andere Einnahmequelle weiß, soll sich melden. Seminare, etwas moderieren, als Speakerin arbeiten – das würde mich interessieren.“ Denn, die 34-Jährige, die auch kurz als TV-Talkerin engagiert war, gestand: „Ich habe mir eine größere journalistische Karriere vorgestellt, aber nicht jeder ist bereit, ein Entführungsopfer zu supporten.“

„Das Wort ‚Keller‘ triggert mich besonders“
Dafür hat sie jetzt, gemeinsam mit Co-Autorin Judith Schneiberg, den Ratgeber „Stärke zeigen. Bewältigungsstrategien für ein kraftvolles Leben“ geschrieben, den sie in „Frühstück bei mir“ noch vor der Erscheinung präsentierte. Darin beschreibt Kampusch Methoden, die ihr in den Jahren im Verlies und auch danach geholfen haben. Eine Trauma-Therapie, die sie in Anspruch genommen hat, zum Beispiel:
„Auch heute bin ich noch in Therapie.“ In der Zeit der Gefangenschaft habe ihr besonders geholfen, sich in rettende Phantasiewelten zu begeben. Kampusch erzählte auf Ö3, dass sie an die Tür des Verlieses eine Klinke gezeichnet hatte: „Ich habe mir vorgestellt, dass ich die Klinke bewegen kann, aus der Tür herauskommen kann, dass sie nicht einfach verschlossen ist. Und ich habe mir vorgestellt, dass irgendwelche Leute mich retten kommen.“ Die Erinnerungen hat sie für das Buch bewusst hervorgeholt: „Das machte mir nichts, weil da ging es ja um die Erfahrungen, die mir weitergeholfen haben. Aber manchmal überfällt mich die Erinnerung an das Verlies ganz plötzlich. Ich erlebe dann eine Art Hölle, aber komme gestärkt daraus hervor, weil ich die Sicherheit habe, dass es jetzt nicht mehr der Fall ist.“ Auch Worte lassen die Zeit in Gefangenschaft aufleben: „Das Wort ‚Keller‘ triggert mich besonders. Wenn einer zu jemand anderen sagt: ‚Dann sperr ich dich in den Keller ein, bis du das verstanden hast‘ oder ‚Jetzt sperren wir uns im Weinkeller ein‘ – das kann die Situation triggern.“

„Menschen zweifeln, dass man eine Beziehung mit mir haben kann.“ Auch über die Kraft der Einsamkeit – ebenfalls eine von ihr beschriebene Methode zu mehr Stärke – sprach Kampusch auf Ö3. Ihren Beziehungsstatus wollte sie nicht genau definieren, beschreibt allerdings: „Es ist für mich schwierig Leute kennenzulernen, die kein Urteil über mich haben. Und oft beeinflusst das Umfeld die Männer, die ich kennenlerne, und bringt sie ab. Menschen zweifeln oft, dass man mit mir eine Beziehung haben kann. Ich kann halt nichts machen, wenn Männer nicht mutig genug dafür sind.“ Welches Mindset sie für Zeiten der Krisen besonders empfehlen kann? „Alle Menschen sollen in die Dankbarkeit gehen, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist. Das tue ich auch.“

Das ganze Ö3-Interview von Claudia Stöckl gibt es online (https://oe3.orf.at/) und immer auch als Ö3-Podcast auf ORF-Sound:
https://sound.orf.at/podcast/oe3/fruehstueck-bei-mir

Ein Foto vom „Ö3-Frühstück bei mir“ zum Download (© Daniel Uzelac):
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