„Universum History“ erzählt das Nibelungenlied neu – als ersten deutschen „Frauenroman“ des Mittelalters

„Das Nibelungenlied – Kampf der Königinnen“ am 24. November um 22.35 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Das Nibelungenlied: Ein Heldenepos aus dem Mittelalter, geschrieben zu Beginn des 13. Jahrhunderts auf Mittelhochdeutsch, Autor oder Autorin sind unbekannt. Im 19. und 20. Jahrhundert gilt es als Nationalepos der Deutschen, und Protagonist Siegfried, der Drachentöter, gilt als deutscher Nationalheld. In der „Universum History“-Neuproduktion „Das Nibelungenlied – Kampf der Königinnen“ von Alexander Hogh und Saskia Weisheit (ORF-Bearbeitung: Judith Brandner) wird die alte Geschichte neu erzählt: das Nibelungenlied als der erste deutsche „Frauenroman“ des Mittelalters – mit einer selbstbewussten Königin namens Kriemhild als Hauptfigur. Ihre Geschichte steht im Mittelpunkt. Der Film dokumentiert am Freitag, dem 24. November 2023, um 22.35 Uhr in ORF 2 die Schlüsselszenen des Nibelungenliedes und geht den historischen Hintergründen und der Rolle der Frau im Mittelalter nach.

Hintergrund für das Nibelungenlied ist die Nibelungensage, die alle Zutaten eines guten Fantasy-Stücks besitzt: Heldentaten, einen Drachen, Liebe, Mord, Rache und Intrigen. Wie sehr das Epos auf Kriemhild bezogen ist, belegt ein Manuskript aus dem 16. Jahrhundert, das die Überschrift trägt: „Dies ist Kriemhilds Buch“. Die Doku zeigt, dass der Drache, der Schatz und die Schwertkämpfe nur Randerscheinungen der Geschichte sind. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Auseinandersetzung der Geschlechter und der Kampf der Frauen um Anerkennung in einer von Männern dominierten Gesellschaft.

In den adeligen Kreisen des Mittelalters dreht sich alles um Ehre, Rang und Ansehen. Attribute, die in dieser Zeit meist mit der Waffe in der Hand verteidigt werden. Frauen werden zum Spielball männlicher Ambitionen und Pläne. Der Kern der Nibelungensage reicht zwar bis in die Zeit der „Völkerwanderung“ in der Spätantike zurück, der Text spiegelt jedoch seine Entstehungszeit im Hochmittelalter wider. Ohne zu moralisieren, hält der unbekannte Autor des Epos dem adeligen Publikum einen Spiegel vor und macht deutlich, wie problematisch der Ehrenkodex der Zeit ist, der schnell zu Mord und Totschlag führen kann. Die weiblichen Protagonistinnen des Textes – neben Kriemhild spielt Brünhild eine wichtige Rolle – werden von den Männern instrumentalisiert und getäuscht und zu Opfern männlicher Gewalt. Kriemhild wandelt sich zur Rächerin, die vom Wunsch nach unbedingter Vergeltung besessen ist.

„Universum History“ erzählt in opulenten Spielszenen die Schlüsselszenen des Nibelungenliedes und geht der Frage nach, welche historischen Wahrheiten sich hinter den Akteuren und ihren Handlungen verbergen. Wissenschafter und Wissenschafterinnen unterschiedlicher Disziplinen beleuchten Hintergründe, decken Zusammenhänge auf und führen in den faszinierenden Kosmos des höfischen Adels. Historische Dokumente wie der „Sachsenspiegel“ stellen den Zusammenhang zum Rechtsverständnis der Zeit her. Entstanden ist „Das Nibelungenlied“ in einer Epoche des Wandels – von der Rache zum Recht, von der Willkür zum Gesetz, von der Frauenverachtung zur erstmaligen Hochschätzung von Frauen im Zuge des neuen Minne-Ideals.

Der Film bietet einen neuen Zugang zu dem klassischen Stoff: Nicht der Drachentöter Siegfried ist der Held, sondern seine Ehefrau und Rächerin Kriemhild spielt die Hauptrolle. Es ist ihre Geschichte – mit der sich zugleich eine neue Perspektive auf die Welt des Mittelalters eröffnet.

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