ORF-Schwerpunkt zu 100 Jahre Volksabstimmung in Kärnten: Mit Übertragungen, Dokus, Zeitzeugengesprächen u. v. m.

Ab 3. Oktober in ORF 2, ORF III, Ö1 und online

Wien (OTS) – Neben 100 Jahren Bundesverfassung (ORF-Schwerpunkt dazu unter presse.ORF.at abrufbar) wird in den nächsten Tagen ein weiteres historisches Jubiläum begangen: Am 10. Oktober 2020 jährt sich die Kärntner Volksabstimmung zum 100. Mal. Damals sprach sich eine Mehrheit von rund 60 Prozent der Südkärntner für den Verbleib bei Österreich und gegen die Abtrennung an Jugoslawien aus. Der ORF widmet auch diesem für ganz Österreich wichtigen Ereignis bzw. Kärnten selbst einen umfassenden Schwerpunkt in Fernsehen, Radio und online. So stehen u. a. die Live-Übertragung des Festaktes aus dem Klagenfurter Landhaus, ein „Universum History“ über die außergewöhnliche Geschichte der kärntnerisch-slowenischen Familie Ressmann aus Ledenitzen/Ledince, der „dokFilm: Der Graben – zwei Volksgruppen, eine Geschichte“, ein Kärntner „Road-Movie von Friedrich Orter“, ein „Österreich-Bild“ aus dem Landesstudio Kärnten zum Jubiläum sowie ein fünfteiliger Themenabend in ORF III auf dem Programm. Die ORF-TVthek (https://TVthek.ORF.at) stellt alle TV-Sendungen zum Programmschwerpunkt als Live-Stream und nach der TV-Ausstrahlung für sieben Tage als Video-on-Demand bereit.

Der Fahrplan im ORF-Fernsehen

Samstag, 3. Oktober: ORF-III-Themenabend mit fünf Dokumentationen (ab 20.15 Uhr)

Dem historischen Anlass widmet ORF III einen fünfteiligen Themenabend, beginnend mit der ORF-III-Neuproduktion „Frei und ungeteilt – 100 Jahre Kärntner Abwehrkampf und Volksabstimmung“ (20.15 Uhr). Als im November 1918 der Erste Weltkrieg zu Ende ging, war die Habsburger-Monarchie bereits im Untergang begriffen. Österreich-Ungarn war nicht mehr – neue Staaten mit neuen Grenzen entstanden. So auch im Süden der einstigen Monarchie. An den Karawanken gingen die Kampfhandlungen nahezu nahtlos weiter. Südlich des Wörthersees rückten Truppen des neu gegründeten Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen in Kärnten ein – es begann der Kärtner Abwehrkampf. Der Film von Wolfgang Winkler erzählt von einem Kärntner Jahrhundert voller Konflikte und Zerwürfnissen, in dem das Gemeinsame dem Trennenden vorgezogen wurde.
Anschließend steht eine Neufassung des „Baumeister der Republik“-Porträts über den ehemaligen Kärntner Landeshauptmann Hans Sima (21.05 Uhr) auf dem Programm, der u. a. zur Zeit des Kärntner Ortstafelstreits politisch aktiv war und an dem Konflikt scheiterte. Nach dem Dacapo der Dokumentation „Die Kärntner Slowenen – Zwischen Widerstand, Ausgrenzung und Ortstafelkonflikt“ (21.55 Uhr) bittet Historiker Oliver Rathkolb unter dem Sendungstitel „zeit.geschichte im Gespräch: Der Kärntner Ortstafelkonflikt“ (22.45 Uhr) den damals amtierenden Staatssekretär Josef Ostermayer zum Interview.
Den Kärnten-Schwerpunkt beschließt die TV-Premiere der Produktion „Eingeschlossen. Alliierte Kriegsgefangene im Lavanttal“ (23.00 Uhr), die sich auf die Spuren von drei Flüchtlings- bzw. Kriegsgefangenenlagern begibt, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Wolfsberg in Kärnten betrieben wurden. Neben dem Flüchtlingslager während des Ersten Weltkriegs und dem britischen Interniertenlager „Camp 373“(1945–1948) ist das Kriegsgefangenenlager „Stalag 18A“ (1941–1945) für die Regionalgeschichte des Lavanttals bis heute von besonderer Relevanz, wiewohl es im kollektiven Gedächtnis der Region lange Zeit keinen Platz fand. Der Film von Viktoria Tatschl erzählt das Thema anhand zahlreicher historischer Fotografien und Farbfilmaufnahmen sowie mit Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Historikerinnen und Historikern.

Sonntag, 4. Oktober, ORF 2

Österreich-Bild aus dem Landesstudio Kärnten:
„Ein Land sagt ‚Ja‘: 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung“ (18.25 Uhr)

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch des Vielvölkerstaats der Habsburger-Monarchie haben südslawische Truppen Teile Kärntens besetzt und damit den Kärntner Abwehrkampf ausgelöst. Auf der Friedenskonferenz in Paris einigten sich die Siegermächte aber auf eine Volksabstimmung. Am 10. Oktober 1920 hat sich eine Mehrheit von rund 60 Prozent der Südkärntner für den Verbleib bei Österreich und gegen die Abtrennung an Jugoslawien ausgesprochen. Das „Österreich-Bild“ blickt zurück auf die wechselvolle Geschichte Südkärntens und zeigt, wie aus den Kämpfen von einst und den langen – oft auch leidvollen – Konflikten zwischen den Volksgruppen erst kurz vor dem 100-Jahr-Jubiläum der Volksabstimmung ein friedliches Miteinander entstanden ist. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verschiedener Epochen kommen ebenso zu Wort wie Historiker/innen. Dabei geht es um die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und Identität, um eine Standortbestimmung von Land und Leuten und um den Blick auf künftige Entwicklungen.

„dokFilm: Der Graben – zwei Volksgruppen, eine Geschichte“ (23.05 Uhr)

Mehrfach haben sich Filme, Bücher, Hörfunk- und Geschichtsbeiträge bereits mit der Historie des Widerstands der Kärntner Slowenen im Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Bislang fokussierten die Dokumentationen auf die Jahre 1939–1945, mit einem Schwerpunkt auf die letzten Kriegsjahre aus der Perspektive der Kärntner Slowenen. Die Geschehnisse vor oder nach den Deportationen oder vor und nach dem Weg in den Widerstand wurden ebenso wie das Mitläufertum bislang kaum dokumentiert. Hier setzt der von der ORF-TV-Kulturredaktion koproduzierte Film „Der Graben“ von Birgit Sommer an. Gräben oder grape – so heißen die Täler in Südkärnten – ziehen sich aber auch bis heute zwischen den Bewohner/innen wie einst die Schützengräben, manchmal sogar innerhalb einer Familie. In der Dokumentation kommen betroffene Menschen zu Wort, die einander seit Jahrzehnten nicht mehr gehört haben, und erzählen von ihrer Kindheit und Jugend sowie ihren Familien. Sie gehören zwei Volksgruppen an, den Deutsch-Kärntnern und den Kärntner Slowenen aus Eisenkappel-Vellach, dem südlichsten Ort Österreichs. Der Filmproduktion ist damit etwas bisher Einzigartiges gelungen: sowohl die deutsche als auch die slowenische Seite im Ort zu überzeugen, gemeinsam mitzuwirken.

Freitag, 9. Oktober

Live-Stream auf kaernten.ORF.at und Live-Einstieg in „Kärnten heute“ in ORF 2 (ab 18.00 Uhr)

Die Übertragung der Gedenkfeier aus dem Landhaus und der Große Zapfenstreich der Militärmusik Kärnten im Beisein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist ab 18.00 Uhr im Live-Stream auf kaernten.ORF.at verfügbar. Um 19.00 Uhr in ORF 2 gibt es dazu auch einen Live-Einstieg in „Kärnten heute“.

„Universum History: Unser Österreich: Kärnten – Ein Jahrhundert unterm Mittagskogel / Koroška – Stoletje pod Jepo“ (22.35 Uhr, ORF 2)

Menschen als Spielball der Großmächtepolitik – die Geschichte Kärntens im 20. Jahrhundert ist davon dramatisch geprägt. Inmitten eines Kulturraums, der italienische, slowenische und deutsche Einflüsse hat, die hier über Jahrhunderte zusammenflossen, sorgte der Nationalismus für Narben, die erst heute mit dem Verständnis für ein vielsprachiges Europa langsam verheilen. Der Hof der Familie Ressmann im Rosental liegt heute direkt an der Grenze zu Italien und Slowenien. Im Ersten Weltkrieg entstand hier die Front gegen Italien. Mit dem Ende der Monarchie lag ihr Hof in einem Gebiet, das vom SHS-Staat beansprucht wurde, letztendlich bei Österreich blieb. In der NS-Zeit erlebte die Familie, die slowenische Wurzeln hat, wie Ausgrenzung auch innerhalb von Grenzen zum Trauma wird. Ein Trauma, das sich erst ein halbes Jahrhundert danach auflöst. Die „Universum History“-Produktion von Robert Schabus und Andrina Mracnikar wird im Zweikanalton (deutsch und slowenisch) ausgestrahlt.

„Menschen & Mächte: Alte Heimat Kärnten – Ein Roadmovie von Friedrich Orter“ (23.20 Uhr, ORF 2)

„Ich bin ein Fluchtkärntner“, meint der 1949 in St. Georgen im Lavanttal, nahe der slowenischen Grenze, geborene, ORF-Journalist und Axel-Corti-Preisträger 2020 Friedrich Orter. Mehr als 100 Jahre nach dem Kärntner Abwehrkampf – oder aus slowenischer Sicht dem „Boj za severno mejo“–, dem Kampf um die Nordgrenze, begibt er sich in seiner sehr persönlichen Reportage auf eine Art Zeitreise durch sein Heimatland, besucht Orte und Gegenden, die mit historisch gewachsenen lange unbewältigten Nationalitätskonflikten verbunden sind, reflektiert über die eigene Grenzlandidentität und lässt auch andere prominente „Karawanken-Flüchtlinge“ zu Wort kommen – u. a. Peter Simonischek, Brigitte Karner sowie die Autoren Josef Winkler und Antonio Fian.

Samstag, 10. Oktober

„Frei und ungeteilt“ (9.55 Uhr, ORF 2) und „Kärnten heute“ (19.00 Uhr, ORF 2)

ORF-Kärnten-Chefredakteur Bernhard Bieche begrüßt vor dem Festakt anlässlich 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung aus dem Landhaushof in Klagenfurt. Zur Einstimmung auf die um 10.30 Uhr beginnenden offiziellen Feierlichkeiten im Wappensaal fasst ein Filmbeitrag die Ereignisse in Kärnten nach Ende des Ersten Weltkriegs zusammen – vom Abwehrkampf bis hin zur Volksabstimmung am 10. Oktober 1920. Gezeigt werden auch die bisherigen Höhepunkte des Jubiläumsjahres unter dem Titel „CARINTHIja 2020 – Ein Land sagt Ja“. Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle und Historiker Stefan Karner analysieren, wie sich Kärnten geschichtlich, politisch und gesellschaftlich seit der Volksabstimmung entwickelt hat. Junge Kärntnerinnen und Kärntner erzählen, was sie mit dem 10. Oktober verbinden und welche Erwartungen und Wünsche sie für die Zukunft des Landes haben. „Kärnten heute“ zeigt um 19.00 Uhr die Zusammenfassung des Tages.

100 Jahre Kärnten in Radio Ö1

Zur 100. Wiederkehr des „Tags der Kärntner Volksabstimmung“ berichtet die ORF-Radio-Information aktuell und in Ö1 stehen zwei Sendungen auf dem Programm. Am 4. Oktober ist in „Ö1 Kunstsonntag: Neue Texte“ (21.40 Uhr) Anna Baars „Umzug auf Zehenspitzen“ zu hören. Die Kärntner Autorin erinnert sich an die jährlich im Oktober wiederkehrenden Bilder zum Landesfeiertag. „Koronar. Literarische Nachrichten aus der Herzgegend“ lautet der Titel der „Nachtbilder“ am Samstag, dem 10. Oktober, ab 22.10 Uhr in Ö1. 18 Autorinnen und Autoren haben Lyrik und Prosa zu einem ganz besonderen Kärntner CD-Projekt beigetragen. Mit dabei: Anna Baar, Antonio Fian, Egyd Gstättner, Maja Haderlap, Ingram Hartinger, Alois Hotschnig, Gustav Janus, Axel Karner, Norbert Kröll, Elke Laznia, Cvetka Lipus, Elena Messner, Engelbert Obernosterer, Hugo Ramnek, Simone Schönett, Alexander Widner, Josef Winkler und Daniel Wisser. Aus diesen Texten lesen Katharina Schmölzer, Markus Achatz, Michael Kristof-Kranzelbinder, Magda Kropiunig, Maximilian Achatz und Nadine Zeintl, musikalisch begleitet von Tonč Feinig (Piano) und Edgar Unterkirchner (Saxofon).

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