„kulturMontag“ am 11. Oktober: Ruzowitzkys „Hinterland“, Nitschs Walkürenritt, Zürichs neue Ausstellungen

Stefan Ruzowitzy und Murathan Muslu live im Studio – danach: Dokumentation über „Kunst und Wahn“

Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 11. Oktober 2021 um 22.30 Uhr in ORF 2 befasst sich mit dem neuen Film von Stefan Ruzowitzky, „Hinterland“, der gerade seine Kinopremiere feierte. Der Oscar-Preisträger und sein Hauptdarsteller Murathan Muslu sind live zu Gast im Studio. Weiters befasst sich die Sendung u. a. mit Hermann Nitschs jüngster Installation, die in Richard Wagners Klangkosmos eintaucht, sowie mit zwei neuen, brisanten Ausstellungen im Kunsthaus Zürich.
Anschließend an das Kulturmagazin steht die Dokumentation „Kunst und Wahn“ (23.15 Uhr) auf dem Programm.

Geister der Vergangenheit – Stefan Ruzowitzkys „Hinterland“

Mit der Weltpremiere seines neoexpressionistischen Anti-Kriegsthrillers „Hinterland“ hat Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky schon beim Filmfestival in Locarno Erfolge gefeiert. Die vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierte Geschichte über einen Kriegsheimkehrer, der in eine Reihe bizarrer Morde involviert wird, siedelt er nach dem Ersten Weltkrieg an und liefert ganz im Stil von Robert Wienes „Das Cabinet des Dr. Caligari“ ein düsteres Porträt einer Umbruchszeit. Im Zentrum steht Peter Perg, dargestellt von Murathan Muslu, dessen Welt zerbrochen ist. Ruzowitzky kreiert mittels Bluescreen-Technik ein bildstarkes Epochenporträt voller verzerrter Perspektiven und Verwerfungen einer im Chaos versinkenden Stadt. Dieses groteske Wien spiegelt die verzweifelten Seelenzustände einer Gesellschaft im Kulturschock wider, in der die Nachwirkungen des Zusammenbruchs die Hoffnungsmomente des Aufbruchs noch überwogen. Regisseur Stefan Ruzowitzky und sein Hauptdarsteller Murathan Muslu sind live zu Gast im Studio.

Ein Walkürenritt in Mistelbach – Die Farbexplosionen des Hermann Nitsch

Zeit seines Lebens strebt Aktionskünstler Hermann Nitsch nach dem Gesamtkunstwerk im Sinne Richard Wagners. Er liebt den Komponisten, versteht sich allerdings nicht als Wagnerianer. Die Kunst verbindet die beiden seelenverwandten Gesamtkunstwerker. In Bayreuth hat der 83-Jährige diesen Sommer Wagners „Walküre“ in einer konzertanten Fassung mit 1.000 Liter Farbe pro Abend in eine wahre Schüttorgie verwandelt. In seinem Regenbogenfarbrausch hat Nitsch die Rhythmen und Klangfarben aus dem Wagner’schen Kosmos in sein szenisches Konzept aufgenommen, ähnlich wie schon in Massenets „Hèrodiade“ im Jahr 1995 an der Wiener Staatsoper. Als Regisseur versteht er sich nicht, sondern eher als Dirigent, der eine Partitur realisiert. Seine „seismografierte Malaktion“, wie er sie selbst nennt, zeigt der Künstler unter dem Titel „Hermann Nitsch Bayreuth Walküre“ in seinem Museum in Mistelbach. Der „kulturMontag“ besucht Hermann Nitsch in seinem niederösterreichischen Schloss in Prinzendorf und spricht mit ihm über Wagner, sein schiefes Verhältnis zu allen Regie-Bemühungen und sein Sechs-Tages-Spiel, das er im nächsten Jahr verwirklichen will.

Ein Kanonenkönig, ein Pelzhändler und die Kunst – Zwei brisante Sammlungen im Kunsthaus Zürich

Zwei namhafte Kunstsammlungen im Gedächtnis an die Nazi-Gräuel sind im Kunsthaus Zürich mit seinem mächtigen neuen Zubau von David Chipperfield ausgestellt. Die eine besaß Emil Georg Bührle, der in der Schweiz durch Waffengeschäfte in der NS-Zeit reich wurde. Der „Kanonenkönig“, wie er bezeichnet wurde, bediente sich auf dem vom Nazi-Regime infiltrierten Kunstmarkt und erwarb bis zu seinem Tod im Jahr 1956 einen mehr als 600 Werke umfassenden Bilderschatz mit Gemälden von Paul Cézanne bis Pierre-Auguste Renoir. Einen konfliktträchtigen Gegenpol bildet die zweite Ausstellung: eine Kollektion des jüdischen Schweizer Paares Werner und Gabrielle Merzbacher. Ihre Anfänge als Kunstsammler gehen auf ihre Vorfahren, die Pelzhändler waren, zurück. Die von Werner Merzbacher und der Familie seiner Frau aufgebaute hochkarätige Sammlung Mayer-Merzbacher mit Werken von Max Beckmann bis Pablo Picasso war lange ein gut gehütetes Geheimnis. Die Sammlung Merzbacher und die Sammlung Bührle – gemeinsam erzählen sie die schmerzliche und kriegerische Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Dokumentation „Kunst und Wahn“ (23.15 Uhr)

Wahnsinn, Normverstöße, Verhaltensauffälligkeiten, Irrsinn: All dies war immer schon Gegenstand künstlerischer Betrachtung, rührt es doch an den Grundfesten der menschlichen Existenz. Der Film von Amélie Ravalec begibt sich auf eine Suche nach dem scheinbar oder vermeintlich Abnormalen durch die Brille der Kunst. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Mittelalter und der Renaissance, aber auch die Moderne und die NS-Zeit werden gestreift.

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