„kulturMontag“: Frankfurter Buchmesse, Ulrich Seidls „Sparta“, Kunst und Mode in der Heidi Horten Collection

Außerdem: Porträt „Gerhard Bronner – Kein Blattl vorm Mund“ zum 100. Geburtstag

Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger moderierte „kulturMontag“ am 24. Oktober 2022 um 22.30 Uhr in ORF 2 präsentiert eine breite Themenpalette: Die Sendung blickt u. a. nach Frankfurt zur weltgrößten Buchmesse, bringt weiters anlässlich der Viennale-Premiere von Ulrich Seidls umstrittenem jüngsten Film „Sparta“ ein Interview mit dem Regisseur über das kontroverse Werk und die bekannten Vorwürfe rund um dessen Entstehung, und stellt außerdem die neue Ausstellung „Look“ der Heidi Horten Collection vor, in der Kunst und Mode aufeinandertreffen. Anschließend steht das Porträt „Gerhard Bronner – Kein Blattl vorm Mund“ (23.15 Uhr) zum 100. Geburtstag des herausragenden österreichischen Künstlers auf dem Programm.

Anatomie eines Krieges – Die Frankfurter Buchmesse

„Kriege trennen, Literatur verbindet“ ist heuer wohl eines der wichtigsten Leitmotive der größten Buchmesse der Welt. Nach zwei pandemiebedingt schweren Jahren soll sie 2022 wieder vollkommen analog stattfinden, mehr als 4.000 Aussteller aus 85 Ländern werden in Frankfurt erwartet – inklusive royalem Glanz, hat sich doch das spanische Königspaar, Felipe VI. und seine Frau Letizia, angesagt. Doch die internationale Aufmerksamkeit könnte weniger dem Gastland Spanien gelten, richtet sich doch der Blick auf das seit Monaten bestimmende Thema: den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Russische Verlage werden ob der Nähe der Organisatoren zum Putin-Regime keine dabei sein. Doch russische Schriftsteller, die sich in Opposition zum Kreml befinden, sind willkommen. So u. a. Dmitry Glukhovsky, einer der schärfsten und per Haftbefehl gesuchten Kritiker Putins, der nun aus dem Exil sein neues Buch „Geschichten aus der Heimat“ vorlegt. Sein ukrainischer Kollege Serhij Zhadan zählt zu den wichtigsten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur. Er wird für sein künstlerisches Werk und seine humanitäre Haltung, mit der er sich den Menschen im Krieg zuwendet, mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.

Abgründe der menschlichen Seele – Ulrich Seidls umstrittener Film „Sparta“

In seinen Filmen lotet er moralische Grauzonen aus, legt seine Finger oft in die Wunden der Gesellschaft. Ulrich Seidl gilt vielen als Extremfilmer, der mit radikaler Aufgeschlossenheit die Einsamen und Hässlichen, die Außenseiter und Deformierten der Gesellschaft porträtiert. An jeder Ecke in Seidls Kosmos lauert das Schauerliche und Verwerfliche. So auch in seinem jüngsten Werk „Sparta“, das seit Wochen für heftige Debatten sorgt. Der Vorwurf: Der international renommierte Regisseur soll bei den Dreharbeiten vor drei Jahren rumänische Kinder unter nicht kindgerechten Bedingungen eingesetzt haben. Weder die Eltern noch die jungen Laienschauspieler seien darüber informiert gewesen, dass es ein Film über Pädophilie sei. Am Set soll es Gewalt und Tränen gegeben haben. „Sparta“ ist das „Bruderstück“ zu Seidls Film „Rimini“, der auf der diesjährigen Berlinale-Wettbewerb uraufgeführt wurde. Grandios ist Georg Friedrichs Darstellung eines hypernervösen verklemmten Mannes, der gegen seine pädophilen Neigungen kämpft. Eine wahre Geschichte aus Nordrumänien inspirierte Ulrich Seidl zu seiner jüngsten Arbeit, die sich um Armut, Gewalt und Ausbeutung dreht. Aufgrund der massiven Anwürfe prüfte das Österreichische Filminstitut, das den Film förderte, alle Dokumente, darunter Protokolle der Dreharbeiten und die Zustimmungserklärungen der Eltern. Anlässlich der Österreich-Premiere von „Sparta“ im Rahmen der Viennale nimmt Ulrich Seidl im „kulturMontag“-Gespräch mit ORF-Filmexperte Christian Konrad Stellung zur Causa.

Kunst trifft Mode – Designer Arthur Arbesser inszeniert Schau der Heidi Horten Collection

Wenn Kunst und Mode aufeinandertreffen, entsteht eine ganz besondere kreative Chemie. Kaum eine Kooperation ist so vielversprechend, wie führende Modedesigner und Stars der Kunstwelt, die sich zusammentun. Bei kaum einem Modeschöpfer der jüngeren Garde spielt Kunst so eine bedeutende Rolle wie bei dem Wiener Designer Arthur Arbesser. Koloman Moser oder Josef Hoffmann beflügelten seine Entwürfe, die klaren Konturen seiner Hosen erinnern an Lucio Fontanas Schnittbilder. Er entwarf die Roben für das Staatsballett beim Neujahrskonzert und kreierte die Kostüme für André Hellers „Rosenkavalier“. Seine aktuelle Kollektion platzierte der 39-Jährige lieber kunstsinnig und ganz intim in einer Mailänder Galerie statt auf dem Laufsteg. Nun konnte Arbesser für die neue Ausstellung „Look“ in der Heidi Horten Collection gewonnen werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Mode, das beherrschende Modell für den Zeitgeist, die Gesellschaft und ihren Wandel. Dabei inszeniert der Designer ausgewählte Haute Couture aus dem Besitz Heidi Goëss-Hortens neben besonderen Werken der Sammlung. Die Schau ist eine Hommage an die Museumsgründerin, ihren Stil und ihre Leidenschaften, die einen Schwerpunkt des Museums – das Bild der Frau und der Blick auf Frauen – mit dem Thema Mode verbindet.

Dokumentation „Gerhard Bronner – Kein Blattl vorm Mund“ (23.15 Uhr)

Wer sich mit österreichischem Kabarett beschäftigt, kommt an Gerhard Bronner nicht vorbei. Der Mann mit dem schelmischen Blick und dem Zigarettenspitz im Mundwinkel verfasste unzählige Sketche, Parodien und Lieder. Einige Hits wie etwa „Der g’schupfte Ferdl“ oder „Der Papa wird’s schon richten“ haben bis heute Kultstatus. Und als politischer Kabarettist sorgte Bronner für ebenso bissige wie unvergessene Pointen, die sein Publikum nicht nur zum Lachen, sondern auch stets zum Nachdenken bewegten. Regisseur Christian Hager hat sich auf Gerhard Bronners Spuren begeben und zeichnet in der Dokumentation ein ausführliches Porträt des gebürtigen Wieners, dessen Karriereweg keineswegs selbstverständlich war. Denn aufgrund seiner jüdischen Wurzeln musste Bronner schon in jungen Jahren schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Seine ganze Familie wurde von den Nationalsozialisten ermordet, ihm selbst gelangt die Flucht nach Palästina.
Mithilfe von ausgewählten Archivschätzen aus den Jahren 1956 bis 2007 dokumentiert der Film das künstlerische Schaffen von Gerhard Bronner. Neben seiner Tochter Vivien und seinem Sohn Oscar kommen dabei auch prominente Freunde und Wegbegleiter/innen wie Marianne Mendt, Rudolf Buchbinder oder Erwin Steinhauer zu Wort. Eine ebenso spannende wie heitere Retrospektive auf ein halbes Jahrhundert österreichischer Kabarettgeschichte.

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