Offener Brief an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt und an die Bundesregierung

Warum verschwindet Käthe Leichter als Namensgeberin und damit als inhaltliche Ausrichtung wichtiger Frauenpreise in Österreich?

Sehr geehrte Ministerin Mag.a Dr.in Susanne Raab,

sehr geehrte Minister:innen der Österreichischen Bundesregierung!

Käthe Leichter, geborene Marianne Katharina Pick, promovierte 1918 an der Universität Heidelberg. Den Zugang zum Studium der Staatswissenschaften an der Universität Wien, das Frauen verschlossen war, erfocht sie vor dem Reichsgericht. Die Abschlussprüfung ihres Studiums konnte sie als weibliche Kandidatin dort dennoch nicht ablegen. Aufgrund ihrer pazifistischen Aktionen musste Käthe Leichter für ihren Abschluss an die Universität Heidelberg, die Universität ihres Doktorvaters Max Weber, ausweichen. Die Universität Heidelberg hat zu ihrem Gedenken gerade ein Käthe Leichter Forum für Doktorand:innen eröffnet.

Die österreichische Bundesministerin für Frauen und Integration, MMag.a Dr.in Susanne Raab, hat im Gegensatz zur Universität Heidelberg 2022 nicht nur den seit 1992 existierenden Käthe Leichter-Staatspreis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt abgeschafft, sondern auch vier weitere Käthe Leichter-Preise, die von einzelnen Bundesministerien verliehen wurden, in allgemeine „Frauenpreise“ umgewandelt. Die verbleibenden „Käthe Leichter-Preise“ der ÖNB und der AK Wien wurden in der Einladung zur Preisverleihung am 19. Dezember 2022 nicht einmal mehr als solche ausgewiesen.

Die langjährig tätige Jury der Käthe Leichter-Preise wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Eine inhaltliche nachvollziehbare Begründung, warum es keinen Käthe Leichter-Staatspreis mehr gibt und warum auch die weiteren vier Käthe Leichter-Preise abgeschafft wurden, blieben die Bundesministerin und ihre Kolleg:innen in den beteiligten Ressorts bisher schuldig. Wir erachten die Aktion, den Namen und die Bedeutung Käthe Leichters zum Verschwinden bringen zu wollen, als höchst problematisch. Es handelt sich bei Käthe Leichter um eine der ersten österreichischen Sozialwissenschaftlerinnen. Sie war als Forscherin bereits zu Lebzeiten und nach dem Zweiten Weltkrieg international anerkannt. Einem großbürgerlichen Milieu entstammend, stieß sie im Laufe ihres Lebens aufgrund ihrer Beschäftigung mit sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten zur Sozialdemokratie. Als Jüdin und aufgrund ihres politischen Widerstandes wurde sie von den nationalsozialistischen Machthabern ermordet.

 

DIE KÄTHE LEICHTER PREIS-JURY VERLANGT DAHER DIE WIEDERHERSTELLUNG DES KÄTHE LEICHTER-STAATSPREISES UND DER WEITEREN KÄTHE LEICHTER-PREISE.

 

Die Mitglieder der Jury:

Ao. Universitätsprofessorin Margarete Maria Grandner

Universitätsprofessorin Gabriella Hauch

Drin Ingrid Mairhuber

Vizerektorin TU Wien Maga Anna Steiger

Universitätsprofessorin Doris Weichselbaumer

Mag.a Ingrid Moritz

Mag.a Pia Lichtblau

Käthe Leichter Preisträgerinnen:

Univ.-Prof.in Gabriella Hauch
Jurymitglied Käthe Leichter Preis
T: +43-1-4277-40827
gabriella.hauch@univie.ac.at

Ao. Univ.-Prof. Margarete Maria Grandner
T: +43 699 18 54 7172
margarete.grandner@univie.ac.at

Mag.a iur. Anna Steiger
Jurymitglied Käthe Leichter Preis
T: +43 664 60 58 84111
anna.steiger@tuwien.ac.at

Dr.in Traude Kogoj
Käthe Leichter Staatspreisträgerin 2018
T: +43 664 61 71 035
traude.kogoj@oebb.at

Mag.a Ingrid Moritz
Jurymitglied Käthe Leichter Preis
AK Wien – Leiterin Abt. Frauen und Familie
T: +43 664 50 68 038
ingrid.moritz@akwien.at

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