Internationale Gedenkveranstaltung am Loiblpass

LH Kaiser: Wir müssen uns besinnen und Gedenkarbeit leisten – Wir brauchen Wachsamkeit und Demokratie, die auch bei uns täglich neu zu erkämpfen ist – In dem Sinne: niemals vergessen

Klagenfurt (OTS) – In Erinnerung an die Opfer des Konzentrationslagers Loibl-Nord fand heute, Samstag, wieder eine Internationale Gedenkveranstaltung auf der Kärntner Seite des Loibltunnels am ehemaligen Appellplatz mit Landeshauptmann Peter Kaiser statt. Im Mittelpunkt dieser Gedenkfeier, zu der das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška jedes Jahr einlädt, steht das Bemühen, das lange Zeit „vergessene“ Außenlager von Mauthausen im kulturellen Gedächtnis Österreichs und Kärntens zu verankern. Das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška fühlt sich den KZ-Opfern vom Loiblpass verpflichtet, ihre Geschichte des Leidens und Sterbens, aber auch ihre Geschichte des mutigen Widerstandes und Überlebens in ehrender Erinnerung zu bewahren. Das Programm umfasste Gedenkreden, Stimmen von Zeitzeugen und der Jugend sowie Kranzniederlegungen. Im Anschluss gab es eine Gedenkveranstaltung auf der slowenischen Seite des Loibltunnels.

Landeshauptmann Kaiser bezeichnete die Veranstaltung als eine sehr wichtige Ge- und Bedenkveranstaltung. Er erinnerte an Seiji Kimoto (japanisch-deutscher Künstler), der kürzlich 85-jährig verstorben sei und dessen Kunstwerke auf beiden Seiten dieses unter schlimmsten Bedingungen erbauten Tunnels stehen. „Seine letzten wichtigen Werke sind genau dieser Erinnerungskultur gewidmet mit den beiden Attributen ‚unvergessen und ungebrochen‘, die uns auch Stärke verleihen sollten“, so Kaiser. Menschen, die mit ihrer Haltung in schwierigsten Zeiten und unter größtem Druck Vorbild gewesen seien, die mit ihrem Leben für Überzeugungen und demokratische Gepflogenheiten eingestanden seien, denen werde heute gedacht. „Aus ihrer Haltung versuchen wir auch Bestandteile eines gegenwärtigen Ethos zu finden“, sagte der Landeshauptmann.

Kaiser stellte eine implizite Frage in den Raum: „Wie kann es passieren bei all dem Aufgeklärtsein, dass gerade jetzt wieder – als ob es diese schlimme Vergangenheit nie gegeben hätte – ein Aggressionskrieg gegen die Ukraine und viele Scharmützel weltweit geführt werde? Sind wir nicht lernfähig als Menschen?“ Gerade 25 Prozent der Weltbevölkerung lebe in sogenannten Demokratien, wobei hier der Demokratiebegriff schon sehr weitgespannt sei. „Für mich sind Kriegsvermeidung, Friedensbemühungen sowie Erinnerungskultur und –pflege untrennbar mit einer demokratischen Gesinnung in einer demokratischen Gesellschaft verbunden“, sagte der Landeshauptmann. Je mehr das Zeitalter der Demokratie qualitativ und quantitativ schwächer werde, desto mehr würden unsagbare Schrecken, Kriege und Inhumanität an Überhand gewinnen. „Daher ist eine der Losungen von Mauthausen: Wir müssen uns besinnen und Gedenkarbeit leisten. Wir brauchen aber auch Wachsamkeit und wir brauchen Demokratie. Demokratie, die auch bei uns täglich neu zu erkämpfen ist. In dem Sinne – niemals vergessen.“

Manfred Morokutti, der Vorsitzende des Mauthausenkomitees, hob in einer kurzen Ansprache hervor, dass es dem Komitee wichtig sei, die Erinnerungskultur in Kärnten aktiv mitzugestalten. „Unser Herzblut liegt in der pädagogischen Tätigkeit und Arbeit vor Ort, aber auch in Bildungseinrichtungen ist es uns wichtig, zu sensibilisieren, Bewusstsein zu schaffen und gemeinsam zu lernen.“ Man sei nicht nur den Opfern und dem Widerstand verpflichtet, sondern es müssten die Mechanismen aufgezeigt werden, die gesellschaftlich wirken, damit so ein Ort des Terrors überhaupt entstehen könne. „Diese Mechanismen wirken noch heute, sie nutzen Ängste und Krisen, daher ist es wichtig, aus der Geschichte zu lernen“, so Morokutti.

Die Botschaft der „Amicale de Mauthausen“ verlas Präsident Daniel Simon aus Paris. Er appellierte an die Zivilcourage: „Sie ist die eigentliche Größe der menschlichen Spezies.“ Zeitzeuge war Nužej Tolmaier, geb. 1942 im Lager Frauenaurach als Kind einer internierten Kärnter-Slowenischen Familie. Die berührende Geschichte seiner Familie erzählte eindrucksvoll sein jüngster Enkel Simon.

Einen essentiellen Bestandteil der Veranstaltung bildete wie immer der Gegenwartsbezug, der durch die „Stimme der Jugend“ – von Schülerinnen und Schülern der CHS Centrum Humanberuflicher Schulen Villach zum Ausdruck gebracht wurde. Es sprachen Helena Ebner, Philip Schuhai und Marina Treffner.

Die Gedenkrede hielt Historiker, Politikwissenschaftler, Sozial-und Kulturanthropologe Peter Pirker, der schon gestern im Musil-Haus in Klagenfurt gesprochen hat. Er berichtete, dass er mit seiner Kollegin Ingrid Böhler und 22 Studierenden der Universität Innsbruck auf einer Exkursion in Kärnten sei, um Orte der NS-Gewalt und des Widerstands aufzusuchen. Die Studie befasse sich mit der rassistischen Umsiedlungspolitik mit all ihrer Gewalt. So sei auch hier ein Ort der Unterdrückung, aber auch des Widerstands.

Unter den Ehrengästen waren Nationalrätin Olga Voglauer, Elisabeth Ellison-Kramer, Botschafterin Österreichs in Slowenien, Anton Novak, Generalkonsul von Slowenien, Christian Scheider, Bürgermeister Klagenfurt, Vizebürgermeister Christian Gamsler (Ferlach) und Militärkommandant Walter Gitschtaler.

Das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška wurde 1995 von engagierten Wissenschaftern der Universität Klagenfurt unter der Leitung von Prof. Peter Gstettner ins Leben gerufen. Zu den wichtigsten Zielen zählen die Errichtung einer würdigen Gedenkstätte beim Loibl KZ Nord sowie die Pflege von Erinnerungsarbeit in Form von Gedenkveranstaltungen, Exkursionen und öffentlichen Vorträgen.

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