ARCHE NOAH: 38 Organisationen aus 20 Ländern fordern ein vielfaltsfreundliches Saatgutrecht

Offener Brief an die EU-Kommission zur Reform des Saatgutrechts

HEUTE VERSCHICKT ARCHE NOAH EINEN OFFENEN BRIEF VON 38 ORGANISATIONEN AUS DEN BEREICHEN LANDWIRTSCHAFT UND SAATGUT AUS 20 LÄNDERN AN DIE EU-KOMMISSION. DAS THEMA: DIE REFORM DES EU-SAATGUTRECHTS, ALSO JENER VORSCHRIFTEN FÜR DIE ERZEUGUNG UND DAS INVERKEHRBRINGEN VON PFLANZENVERMEHRUNGSMATERIAL IN DER EUROPÄISCHEN UNION. _„DIE BEVORSTEHENDE REFORM WIRD DIE SPIELREGELN FÜR DEN SAATGUTMARKT SOWIE FÜR DEN ERHALT UND DIE ENTWICKLUNG DER KULTURPFLANZENVIELFALT FÜR JAHRZEHNTE FESTLEGEN“_, SAGT MAGDALENA PRIELER, SAATGUTPOLITIK-REFERENTIN FÜR ARCHE NOAH IN BRÜSSEL. _„SAATGUT IST DIE GRUNDLAGE UNSERER ERNÄHRUNG. DAS SAATGUT, DAS DER LANDWIRTSCHAFT ZUR VERFÜGUNG STEHT, BESTIMMT, WIE UNSERE FELDER BEWIRTSCHAFTET WERDEN UND WELCHE LEBENSMITTEL WIR ESSEN.“_

Der offene Brief richtet sich an den Vizepräsidenten der EU-Kommission Frans Timmermans, die für Saatgutrecht zuständige Kommissarin Stella Kyriakides, Agrar-Kommissar Janusz Wojciechowski, Umwelt-Kommissar Virginijus Sinkevičius sowie an die für internationale Partnerschaften zuständige Kommissarin Jutta Urpilainen. Die EU-Kommission plant, den Vorschlag für ein neues Saatgutrecht am 5. Juli zu präsentieren, gemeinsam mit einem Vorschlag zur Regulierung der Neuen Gentechnik (beispielsweise CRISPR/Cas). Die EU-Kommission hat also nur noch fünf Wochen, um die letzten Knackpunkte der Reform zu klären. _„Die den Saatgutmarkt dominierende Agrochemie-Industrie ist mit den veralteten, restriktiven Vorschriften im Großen und Ganzen zufrieden, weil diese die Konkurrenz sowie bäuerliche Saatgutsysteme verdrängen – mit vernichtenden Folgen für die Kulturpflanzenvielfalt sowie für die Widerstandskraft unserer Landwirtschaft“,_ erläutert Magdalena Prieler von ARCHE NOAH. _„Ein Saatgutrecht, das uns bei den immensen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts unterstützt, schaut deutlich anders aus._ 

Die unterzeichnenden Organisationen fordern Rahmenbedingungen, die den Erhalt der noch bestehenden Kulturpflanzen-Vielfalt ermöglichen und das völkerrechtlich verankerte Recht, das eigene Saatgut aufzubewahren, zu verwenden, auszutauschen und zu verkaufen, umsetzen. Die wichtige „in situ“-Erhaltung – das Erhalten einer Sorten auf dem Feld oder im Hausgarten, die dank des regelmäßigen Anbaus die Anpassung der Sorten an veränderte Klimabedingungen ermöglicht – wird fast ausschließlich von Bäuer:innen und Gärtner:innen geleistet. Diese Arbeit wird jedoch derzeit durch restriktive Vorschriften erschwert und in bestimmten Fällen in die Illegalität abgedrängt. In manchen EU-Ländern ist sogar der einfache Tausch von Saatgut zwischen Bäuer:innen untersagt.

Die 38 Organisationen fordern, dass die Prüfungen vor der Zulassung neuer Industrie-Sorten künftig unter biologischen oder zumindest unter Low-Input-Bedingungen stattfinden, um die Züchtung von Sorten, die ohne Chemie-Einsatz wachsen können, zu fördern. Der Marktzugang für „Vielfaltssorten“, die vom Industrie-Standard abweichen, soll vereinfacht werden. Für Bäuer:innen und Gärtner:innen braucht es auch endlich Transparenz bei der Herkunft des Saatguts und möglichen geistigen Eigentumsrechten. „Wir erwarten von der EU-Kommission einen modernen, zukunftsgerichteten Gesetzesvorschlag für ein Saatgutrecht, dass Vielfaltsverlust und Klimakrise ernstnimmt“, so Magdalena Prieler von ARCHE NOAH.

GEMEINSAMER BRIEF AN DIE EU-KOMMISSION: https://www.arche-noah.at/files/joint_letter_reform_of_the_eu_seed_marketing_legislation_may_2023.pdf

DEUTSCHE ÜBERSETZUNG DES GEMEINSAMEN BRIEFS: https://www.arche-noah.at/files/gemeinsamer_brief_saatgutrechts-reform_mai_2023.pdf

ARCHE NOAH, Gesellschaft zur Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzenvielfalt
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