Internationale Studie: Kinder, aber auch Eltern, fühlen sich beim Thema „Sicherheit im Internet“ alleingelassen

ECPAT Österreich präsentiert die Ergebnisse der VOICE-Studie zu Wertvorstellungen, Meinungen und Einblicke von Kindern und Betreuungspersonen zu Online-Sicherheit

Im Rahmen der VOICE Umfrage, die von ECPAT International, Eurochild und Terre des Hommes Netherlands in 15 Ländern in Europa, Südamerika und Asien durchgeführt wurde, wurden die Erfahrungen und Meinungen von knapp 500 Kindern und mehr als 6.000 Eltern und Betreuungspersonen zu ihrem subjektiven Empfinden der Sicherheit im Internet erfasst. 

In Österreich nahmen insgesamt 39 Schüler*innen im Alter von 12 bis 17 Jahren aus den Schultypen Mittelschule, Handelsakademie und Bundesinstitut für Sozialpädagogik aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland in drei Fokusgruppen teil, die von Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez, Koordinatorin des Netzwerks Kinderrechte und ECPAT Österreich, geleitet wurden.

KINDER TUN SICH SCHWER, MIT ERWACHSENEN ÜBER ONLINE-RISIKEN ZU SPRECHEN

Die Ergebnisse zeigen, dass sich sowohl Kinder als auch Eltern und andere Bezugspersonen bei dem Thema „Sicherheit im Internet“ allein gelassen fühlen. Kinder sprechen nur im Extremfall mit ihren Eltern über Gefährdungen, die sie online erleben. Während fast 90 % der, im Rahmen der Studie befragten Eltern glauben, dass sie über die Online-Aktivitäten ihrer Kinder Bescheid wissen, gibt der Großteil der befragten Kinder und Jugendlichen an, dass sie ihre Online-Aktivitäten nicht mit ihren Bezugspersonen teilen und sich schwertun, mit Erwachsenen über Online-Risiken zu sprechen. „_Mangels konkreter Unterstützung verlassen sich Kinder und Jugendliche beim Surfen im Internet auf ihren Instinkt im Bezug auf Gefahren im Internet, was die Gefahr für missbräuchliche Angriffe im Netz erhöht_,“ erklärt die Studienleiterin des VOICE Projekts, Eva Notté von Terre des Hommes Netherlands.

KINDER SIND DER MEINUNG, DASS SIE FÜR IHRE ONLINE-SICHERHEIT SELBST VERANTWORTLICH SIND

46,7 % der befragten Kinder gaben an, dass sie sich im Internet sicher fühlen. Die Kinder und Jugendlichen sind der Meinung, dass sie als Nutzer*innen für ihre Online-Sicherheit verantwortlich sind. Nur 10,1 % der Kinder gaben an, dass sie sich im Online-Raum nicht sicher fühlen. Die Sicherheit der Kinder im Netz hängt allerdings davon ab, ob sie sich der Maßnahmen und Tools bewusst sind, die sie online schützen können oder nicht. 

RISIKEN WERDEN ALS UNVERMEIDLICHER ASPEKT DER ONLINE-NUTZUNG HINGENOMMEN

Kinder aus fast allen, in die Umfrage eingeschlossenen, Ländern zeigten sich besorgt darüber, dass sie auf Online-Plattformen unangemessenen Inhalten ausgesetzt sind. Kinder und Jugendliche fordern Maßnahmen zur Online-Sicherheit, die Hand in Hand mit ihrer Privatsphäre gehen, wie etwa “Safety-by-Design”-Ansätze und optionale Sicherheitseinstellungen. 

KINDER UND ELTERN WÜNSCHEN SICH MEHR VERANTWORTUNG FÜR INTERNET-SICHERHEIT SEITENS ONLINE-PLATTFORMEN UND REGIERUNGEN

Kinder und Eltern sehen sich als diejenigen, die am meisten für die Sicherheit der Kinder im Internet verantwortlich sind. Sie wollen, dass Regierungen mehr Verantwortung übernehmen, um ihre Privatsphäre, ihren Schutz und ihre Sicherheit im Internet zu gewährleisten. Kinder möchten, dass Online-Plattformen sie vor Schaden schützen, was durch Sicherheitsmaßnahmen und sichere Einstellungen, wie z. B. Tools zur Altersüberprüfung und Pop-up-Warnungen, erreicht werden kann. Kinder und deren Betreuer*innen wollen, dass Schulen, Plattformen und Regierungen ihnen mehr und bessere Informationen darüber geben, wie sie sich online sicher verhalten können.

ALARMIERENDE ZAHLEN ZEIGEN WICHTIGKEIT DES SCHUTZES VON KINDERN IM NETZ

Stopline, die österreichische Meldestelle für sexuelle Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger, hat bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres mehr als 7.000 zutreffende Meldungen zum sexuellen Missbrauch von Minderjährigen verzeichnet. Dies entspricht etwa zwei Drittel der gesamten Meldungen im Jahr 2023 mit 10.828 zutreffenden Meldungen. „_Wie der VOICE-Bericht darlegt, fühlen sich die Kinder selbst und ihre Betreuungspersonen für die Sicherheit von Kindern verantwortlich. Dabei wird allerdings das Potential von Plattformen und Regierungen hinsichtlich Maßnahmen zum Schutz von Kindern online unterschätzt_“, sagt Waltraud Gugerbauer, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich.

ECPAT setzt sich für eine starke europäische Gesetzgebung ein, die auch große Technologieplattformen in die Verantwortung nimmt, um ihren minderjährigen User*innen dort einen sicheren Aufenthalt zu gewährleisten und das Verbreiten von Missbrauchsdarstellungen zu unterbinden.

TIPP AN ELTERN UND ANDERE BEZUGSPERSONEN: REDEN SIE MIT DEN KINDERN!

„_Die Ergebnisse zeigen, dass eine große Lücke in der Kommunikation zwischen Kindern und ihren Betreuungspersonen klafft“,_ so Gugerbauer.
_”Ein Ergebnis der internationalen Umfrage lautet, dass Kinder sich alleingelassen fühlen. Aus kinderrechtlicher Sicht kann man das nicht so stehen lassen. Kinder sollen sich genau eben nicht allein gelassen fühlen. Sie brauchen wohlwollend interessierte Erwachsene zur Seite. Reden, reden, reden Sie mit ihren Kindern, als Eltern, als LehrerInnen, als Tante, Trainer. Überwinden Sie ihre eigene Scheu und Unerfahrenheit, die ganz viele von uns beim Thema haben”_, sagt Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez.

Mag.a Anita Pinter ECPAT Österreich / +43 650 655 666 0 / pinter@ecpat.at

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