„Danke, Setzen, Nicht Genügend?“ Österreichs Bildungssystem zwischen PISA-Pleiten, Digitalisierung und Chancengleichheit

Allianz Bildungsmedien Österreich lud zur Podiumsdiskussion zur Zukunft des heimischen Bildungssystems

Die Veröffentlichung der letzten PISA-Studie hat bildungspolitisch hohe Wellen geschlagen: Österreichs Schülerinnen und Schüler haben sich im Vergleich zu den Vorjahren beim Lesen und insbesondere in Mathematik verschlechtert, bei den Naturwissenschaften hingegen leicht verbessert. Während die Ergebnisse immer noch über dem OECD-Schnitt liegen, sind sie dennoch kein Anlass zur Freude. Denn Bildung wird in Österreich nach wie vor überdurchschnittlich stark „vererbt“. Wie aber bewerten Expertinnen und Experten die aktuelle Lage an Österreichs Schulen? Welche Schritte muss die Politik setzen, um Chancengleichheit für alle Schülerinnen und Schüler – unabhängig von Herkunft, Muttersprache oder Einkommen der Eltern – zu fördern? Und welchen Beitrag können Bildungsmedien zu einem zeitgemäßen, erfolgreichen und fairen Unterricht leisten? Darüber wurde gestern Abend beim 7.  ABÖ-Café der Allianz Bildungsmedien in Wien diskutiert. 

In seinem Eröffnungsstatement betonte MARKUS SPIELMANN, GESCHÄFTSFÜHRER DES HELBLING VERLAGS UND PRÄSIDENT DER ALLIANZ BILDUNGSMEDIEN ÖSTERREICH, die große Bedeutung von qualitativ hochwertigen Bildungsmedien für den Lernerfolg. „Die PISA-Ergebnisse haben einmal mehr diverse Schwächen im österreichischen Bildungssystems aufgezeigt, die es im Zusammenspiel aller Akteurinnen und Akteure zu bewältigen gilt. Hier ist einerseits die Politik gefragt – Stichwort Chancengleichheit! Andererseits ist auch uns als Bildungsmedienanbietern wichtig, passgenaue Lehrmaterialien anzubieten, die zu einer nachhaltigen Verbesserung der Leistungen beitragen. Deshalb arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Angebote zu verbessern und qualitativ und inhaltlich bestmöglich an die Lernziele anzupassen!“ 

Doch selbst die besten Lehr- und Lernmaterialien könnten aktuell nicht den großen Nachteil von Schülerinnen und Schülern aus einkommensschwachen und bildungsfernen Familien wettmachen, so Spielmann weiter. Im Gegenteil: Die fortschreitende Digitalisierung, die auch im Bereich der Bildungsmedien rasend schnell voranschreitet, könne sogar zu einer noch größeren Diskrepanz führen.  

Dem stimmte auch SANDRA SELMEISTER, BED, DIREKTORIN DER MITTELSCHULE FROHNLEITEN, zu: „Chancengleichheit ist in Österreichs Schulalltag leider nach wie vor nicht gelebte Realität. Der sozialen Selektivität unseres Bildungssystems kann allerdings mit konkreten Maßnahmen entgegengesteuert werden: Ein besonderes Augenmerk der Bildungspolitik muss auf der Förderung von Kindern aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien liegen.“ Aber auch bei den Inhalten kann und sollte angesetzt werden: „Bildungsmedien müssen die Diversität der Schülerinnen und Schüler widerspiegeln, um sie zielgerichtet in ihren Talenten zu stärken. Die Schulen der Zukunft sollten den Unterricht integraler gestalten und darauf abzielen, dass kein Kind zurückgelassen wird!“

Für DR. ROBERT KLINGLMAIR, DIREKTOR DES INSTITUTS DES BUNDES FÜR QUALITÄTSSICHERUNG IM ÖSTERREICHISCHEN SCHULWESEN (IQS), ist regelmäßiges Bildungsmonitoring ein vielfältig einsetzbares und nachhaltig wirkendes Instrument zur Evaluierung der österreichischen Bildungslandschaft: „Kompetenzüberprüfungen wie die Individuelle Kompetenzmessung PLUS sowie internationale Studien wie PISA, PIRLSS, TIMSS und ICILS liefern verlässliche Daten und Indikatoren für eine evidenzbasierte Schul- und Unterrichtsentwicklung und ermöglichen die Beurteilung gesetzter Maßnahmen.“ 

UNIV.-PROF. MAG. DR. MICHAEL SCHRATZ, GRÜNDUNGSDEKAN DER SCHOOL OF EDUCATION AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK UND WISSENSCHAFTLICHER LEITER DER ÖSTERREICHWEITEN LEADERSHIP ACADEMY, plädierte für strukturelle Reformen des Schulsystems im Sinne einer gemeinsamen Schule und gezielte Investitionen in die frühkindliche Bildung. Auch er betonte die Relevanz von zeitgemäßen, qualitativ hochwertigen Bildungsmedien, die der Lebensrealität der Schülerinnen und Schüler Rechnung tragen und Individualität, Problemlösungskompetenz und kritisches Denken fördern. Weitere Ansätze sieht er in der verbesserten Ausbildung für Lehrende und mehr Offenheit und Flexibilität im Schulsystem: „Es braucht einerseits eine bessere Koordination und Kooperation zwischen den einzelnen Akteuren unseres Bildungssystems, andererseits mehr Autonomie an den Schulen selbst. Wichtig wäre ein ganzheitlicher Ansatz im Unterricht, der akademische mit praktischen Fähigkeiten verbindet!“ 

Die spannende Diskussion, der mehr als 50 Mitglieder der Allianz Bildungsmedien folgten, wurde in einer intensiven Fragerunde durch das Publikum und in zahlreichen persönlichen Gesprächen weitergeführt.

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