rbb24 Recherche exklusiv: Staatliche Ballettschule Berlin: Schulsenat kannte Vorwürfe seit Langem

Berlin (ots) – Nach der Freistellung der Schulleitung der Staatlichen Ballettschule Berlin gerät jetzt auch die Bildungssenatorin unter Druck. Nach Informationen von rbb24-Recherche hat sich bereits im November 2015 ein Lehrer der Schule an die Beschwerdestelle der Senatsverwaltung gewandt. In einem Schreiben, das der Redaktion rbb24 vorliegt, kritisierte er eine Kultur des Misstrauens, Mobbings und Kompetenzüberschreitungen. In der Schule selbst wurden die Missstände bereits im April 2019 auf mehreren Konferenzen thematisiert, wie Protokolle belegen. Die Senatorin will jedoch erst im September 2019 von den Vorwürfen erfahren haben. Damals seien anonyme Hinweise in den sozialen Medien aufgetaucht. Außerdem hatte Regina Kittler, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken, die Senatorin über Vorwürfe von Schülern und Eltern informiert.

Die Senatsverwaltung teilte auf Anfrage mit, dass sie allen Vorwürfen nachgehen würde, zu den einzelnen Fällen konnte aufgrund der Kurzfristigkeit keine Stellung bezogen werden.

Der rbb hatte Mitte Januar über Vorwürfe aus der Schülerschaft und eines Großteils der Mitarbeiter berichtet, nach denen es zu gravierenden Kindeswohlverletzungen an der Schule gekommen sein soll. Dabei geht es um Überlastung und Erschöpfungszustände von Schülerinnen, daraus resultierenden Verletzungen und Erkrankungen, um sexualisierte Sprache, Beleidigungen, Mobbing und so genanntes Body-Shaming, das in mehreren Fällen zu Essstörungen geführt haben soll. Auch war von einer “Kultur der Angst” an der Schule die Rede. Erst als die Vorwürfe öffentlich wurden, hatte die Senatsverwaltung eine Untersuchungs-Kommission berufen. An deren Unabhängigkeit gab es jedoch von Beginn an Zweifel. Die Clearingstelle, an die sich Betroffene wenden können, soll am 19. Februar ihre Arbeit aufnehmen.

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