Strategiewechsel // Friedrich Roeingh zur Covid-19-Eindämmung

Mainz (ots) – Nun ist also Sachsen-Anhalt vorgeprescht und hat die Kontaktbeschränkungen gelockert – noch bevor sich darüber Kanzlerin und Ministerpräsidenten am Mittwoch verständigen können. So berechtigt die Kritik an diesem unabgestimmten Schaffen von Fakten ist und so durchsichtig der Versuch, ohne die vermeintlich gestrenge Kanzlerin Geländegewinne zu verzeichnen: Die Entscheidung, Zusammenkünfte von bis zu fünf Menschen in dem kaum betroffenen Bundesland wieder zuzulassen, ist in der Sache nicht falsch. Vor allem aber markiert die Entscheidung einen notwendigen Strategiewechsel. Ja, die Bundesländer müssen sich weiter eng mit dem Bund und eng miteinander abstimmen. Nachdem das Infektionsgeschehen aber weitgehend eingedämmt ist, sollte nicht länger die Erwartung bedient werden, im ganzen Land müssten zwingend die gleichen Bedingungen herrschen. Der Preis für diese vermeintlich gerechte Strategie wäre viel zu hoch. Es muss vielmehr darum gehen, noch vorhandene oder wieder aufflammende Infektionsherde kleinräumiger und effektiver als auf Länderebene zu bekämpfen. Wie das zu bewerkstelligen und abzustimmen ist, dafür braucht es allerdings eine saubere Verständigung im föderalen System. Vor allem braucht es für diesen Strategiewechsel elementare Randbedingungen: verlässliche Beprobungen von Altenheimen, Kliniken und Schulen zum Beispiel. Und endlich eine Handy-App, die Bürger anonymisiert zu einer Kontrolluntersuchung veranlasst, die in Kontakt mit Covid-19-Infizierten gekommen sind. Hier muss Berlin endlich liefern.

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