Lebensmittelgewerbe warnt vor Überlastung durch Mehrwegquote und Einwegpfand

Teures und aufwändiges Sammel- und Pfandsystem würde Nahversorgung durch Klein- und Mittelbetriebe gefährden, warnt Bundesinnungsmeister Willibald Mandl

Wien (OTS) – Regionale Verankerung, kurze Wege, effizientes Ressourcen-Management: Wie nachhaltiges Wirtschaften funktioniert, wird von den vielen Klein- und Mittelbetrieben im österreichischen Lebensmittelgewerbe tagtäglich vorgelebt.

Abfallvermeidung ist dabei ein Gebot der Stunde, sie muss aber alltagstauglich bleiben. Eine fix vorgeschriebene Mehrweg-Quote oder ein aufwändiges Pfandsystem für Einwegverpackungen wäre eine beträchtliche Zusatzbelastung für die 1.448 Bäcker, 1.215 Fleischer und 1.332 Konditoren in Österreich, warnt Willibald Mandl, Bundesinnungsmeister des Lebensmittelgewerbes in der WKÖ und Fleischermeister in Ternberg (OÖ).

Diese überwiegend klein- und mittelständischen Betriebe sind durch die Coronakrise ohnehin massiven Herausforderungen ausgesetzt und stehen bereits unter hohem Wettbewerbsdruck.

„Unsere überwiegend kleinen Gewerbebetriebe haben weder das Personal noch die Räumlichkeiten, um ein zusätzliches Sammelsystem aufzuziehen“, gibt Mandl zu bedenken.

Speziell bei den Geschäftsflächen im dicht verbauten Raum gebe es zu wenig Platz für eine komplexe Sammellogistik von Mehrweggebinden und Einweg-Pfandverpackungen. „Somit droht eine unzumutbare Geruchsbelastung für die Kunden, wenn gebrauchte Gebinde auf engem Raum eingelagert werden müssten,“ so Mandl.

„Für viele Betriebe das endgültige Aus“

Der Bundesinnungsmeister befürchtet zudem, dass es zu „Pfand-Tourismus“ käme. Die regionalen Nahversorger würden – aufgrund der Bequemlichkeit der kurzen Wege – im großen Stil als Rückgabestellen für Gebinde verwendet, die ganz woanders gekauft wurden.

Somit müssten die Betriebe auch finanziell in Vorlage treten und Pfand auszahlen, das sie erst viel später rückfordern könnten. „Für viele Betriebe wäre das das endgültige Aus“, warnt der Bundesinnungsmeister. Laut WKÖ-Berechnungen würde die Pfandlogistik mindestens 60 Mio. Euro Mehrkosten pro Jahr verursachen.

Mandl verweist darauf, dass ein praktikables Gegenmodell bereits auf dem Tisch liegt: Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) hat im August ein ganzheitliches Modell mit zehn Punkten für eine alltagstaugliche Kreislaufwirtschaft vorgeschlagen. Dieses könnte die abfallpolitischen Zielvorgaben erreichen, ohne tausende Unternehmen mit einem teuren und in der Abwicklung komplizierten Pfandsystem zu belasten.

„Im Burgenland, in Tirol oder in Vorarlberg werden die verbindlichen EU-Sammelquoten für Kunststoff-Getränkeflaschen ganz ohne Pfand erfüllt. Daran sollten wir uns österreichweit ein Vorbild nehmen“, so Mandl. (PWK389/HSP)

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