Die Spielzeit 2020/21 im Tanzquartier Wien

Saisonauftakt mit Doris Uhlich

Wien (OTS) – Wenn ich einerseits an die lange Zeit von Lockdown und Veranstaltungsverbot zurückdenke, und andererseits meinen Blick auf unsere vielen spannenden Vorhaben in der Zukunft richte, wird deutlich, wie wichtig die Institution Tanzquartier Wien für Künstler*innen, Publikum und Team ist. Die vergangene Saison war mit einer Rekordauslastung von knapp 97 % eine der bisher erfolgreichsten für das TQW. Florentina Holzingers TANZ wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen und zur ‘Inszenierung des Jahres’ gewählt. Es gibt nicht weniger als drei NESTROY-Preis-Nominierungen für TQW Koproduktionen und auch unsere Plakatserie von studio VIE mit Jakob Lena Knebl wurde prämiert. Wir können es kaum erwarten, dort weiterzumachen, wo wir aufgehört haben.

Saisoneröffnung: Habitat / Halle E (pandemic version) von Doris Uhlich

Nach der coronabedingten Absage einer internationalen zeitgenössischen Ballettproduktion bespielt Choreografin Doris Uhlich zum Auftakt der neuen Saison mit Habitat / Halle E – fast ein Jahr nach der gefeierten Premiere des Stücks – erneut die Halle E im MQ. In einer „pandemic version“ mit 38 Performer*innen stellt sich Uhlich der Herausforderung, wie und wohin sich das utopische Zusammensein einer Einheit in der Vielfalt in Zeiten von Covid-19 transformiert. Insgesamt sind fünf Aufführungen geplant. Termine: 3. und 4. Oktober

Wiederaufnahme: TANZ von Florentina Holzinger

Im November kehrt die „Inszenierung des Jahres“ (Theater heute) endlich an ihren Entstehungsort zurück. TANZ – eine sylphidische Träumerei in Stunts dekonstruiert auf radikale und zugleich unterhaltsame Weise mit einem reinen Frauencast zwischen zwanzig und achtzig Jahren die erbarmungslose Praxis des Balletts und dessen Schönheitskult. Seit der Erstaufführung von TANZ im TQW ist Florentina Holzinger viel mit ihrem Kultstück getourt und war zudem als einzige österreichische Position zum Berliner Theatertreffen 2020 eingeladen. Termine: 18., 19., 21. und 22. November

Schwerpunkt: Imagining otherwise – How do we move from here?

Anfang November präsentiert der Themenschwerpunkt Imagining otherwise – How do we move from here? performative Formate an der Schnittstelle zu aktuellen Diskursen wie Black Studies (Joana Tischkau und Cherish Menzo), Postkolonialismus (Jaha Koo) oder körperliches Verlernen (Katerina Andreou). Die Kritik an den bestehenden (Macht-)Verhältnissen, das Entwerfen von Alternativen und die Lust an der künstlerisch-ästhetischen Formfindung, Fiktionalisierung und Erzählung gehen dabei Hand in Hand.

Im Rahmen der TQW Theoriereihe ist zudem am 23. November der Kulturtheoretiker und Pionier der (deutschen) Männerforschung Klaus Theweleit in der Halle E zu Gast. Mehr als vierzig Jahre nach Erscheinen seiner legendären Männerphantasien sorgt deren Neuauflage mit ihrer beunruhigenden Aktualität noch immer für Aufsehen.

Erstaufführungen österreichischer Künstler*innen

In ihrem ersten Solo widmet sich Claudia Bosse Anfang Oktober dem menschlichen Körper, genauer gesagt den Organen und ihrer Rolle bei Opferungen und Ritualen. Ende November inszeniert Linda Samaraweerová gemeinsam mit dem Komponisten Robert Jíša eine affektgeladene performative Oper. Im Dezember beweist Alexander Gottfarb über ein ganzes Wochenende, dass Tanzen eine Form von hoch qualifizierter und körperlich anspruchsvoller Arbeit ist. Indes nimmt Amanda Piña zwei indigene Tänze aus dem Hochland von Puebla in Mexiko als Ausgangspunkt ihrer jüngsten Arbeit und fordert damit eine neue Sichtweise auf Geologie im Kontext des Klimawandels. Im Januar widmet sich Michael Turinsky in einem Solo Fragen der Mobilität, der Mobilisierung und der (körperlichen) Widerständigkeit. Neue Gruppenstücke in einer seit Covid-19 erodierenden Gegenwart präsentieren zudem die Tanz Company Gervasi und Liquid Loft. Im Februar thematisiert Christine Gaigg die weibliche Ejakulation im Spannungsfeld verschiedenster gesellschaftlicher Diskurse. Ulduz Ahmadzadeh stellt im März den zweiten Teil einer Trilogie über Frauen aus muslimisch geprägten Gesellschaften rund um die Themen Mutterschaft, Aktivismus und Freiheitsentzug vor, bevor Claudia Lomoschitz und Lau Lukkarila im April die Ergebnisse einer Embodied Research zu Intimität, Risiko und verinnerlichten Machtdynamiken präsentieren. Im Rahmen des Nachwuchsfestivals Rakete im Mai sind u. a. neue Arbeiten von Samuel Feldhandler, Eva Schaller, Camilla Schielin und Julia Zastava geplant.

Internationale Koproduktionen und Gastspiele

Auch in der kommenden Spielzeit darf sich das Publikum auf Koproduktionen und Gastspiele internationaler Größen freuen. Neben Auftritten bekannter Namen stehen auch einige Wien-Debüts auf dem Programm. Einen ersten Höhepunkt markiert Mitte Oktober ein Künstler*innengespann der Superlative. La Ribot, Mathilde Monnier und Tiago Rodrigues beschäftigen sich in mitunter apokalyptischen Bildern mit der menschlichen Selbstauslöschung und möglichen Auswegen aus der allgegenwärtigen Katastrophe. Miet Warlop lädt Ende Oktober zu einem Sufi-Trip mit wirbelndem Tanz, Gesang und hypnotischer Musik. Im Dezember feiert Mowgli, das neue Stück von Sorour Darabi, seine Weltpremiere im TQW. Im Januar zeigen Andrew Tay & Stephen Thompson eine humorvolle Auseinandersetzung mit asiatischen Stereotypen in der Popkultur. Im Februar choreografiert TQW Stammgast Jefta van Dinther ein mitreißendes Solo für Cullberg-Tänzerin Suelem de Oliveira da Silva, und die Cie. Nacera Belaza zeigt eine hybride Choreografie aus Sufismus, Breakdance und der nahezu mathematischen Präzision des Modernismus. Im März folgt ein neues Gruppenstück von Mette Ingvartsen. Das Frühjahrsprogramm beinhaltet außerdem vier weitere internationale Koproduktionen: Jen Rosenblit nimmt im März Bezug auf Getrude Stein, bevor Alexandra Bachzetsis im April diverse Doppelgänger aus Körpern, Sounds, Räumen und Bildern inszeniert. Ebenfalls im April entlarven Eisa Jocson und ihre philippinischen Performer*innen die Glücksversprechen Disneylands als brutalen Menschenzoo, während sich Ligia Lewis in Form eines getanzten Lamentos den Lücken der Geschichtsschreibung widmet.

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