Caritas zu „Analyse der sozialen Lage“: Sozialstaat wirkt, aber muss weiter gestärkt werden

Landau: „Die Studie zeigt, dass die bisher ergriffen Krisenmaßnahmen Wirkung gezeigt haben. Sie macht aber auch deutlich, wo Lücken im System rasch geschlossen werden müssen.”

Wien (OTS) – Caritas Präsident Michael Landau begrüßt in einer ersten Stellungnahme die Initiative der Bundesregierung: „Die Studie zu den sozialen Folgen von COVID schafft mehr Klarheit und zeigt uns, wo im Sozialsystem noch Handlungsbedarf besteht: Wir erleben den größten Beschäftigungseinbruch seit den 1950er Jahren, die Arbeitslosigkeit ist dramatisch hoch. Und wir sehen in unserer täglichen Arbeit: Die Krise ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Viele Menschen, die sich hilfesuchend an uns wenden, sind erstmals auf die Unterstützung der Caritas angewiesen. Die gute Nachricht lautet aber:
In vielen Bereichen wirkt der Sozialstaat. Verschiedene Krisenmaßnahmen der Regierung konnten für viele Menschen zumindest vorerst das Schlimmste verhindern.“

Die Bundesregierung hat den Menschen mit den bisherigen Einmalzahlungen für arbeitslose Menschen und Familien und mit der temporären Aufstockung der Notstandshilfe tiefere Einkommenseinbußen Zeit und Luft verschafft. „Auch die kürzlich beschlossene Erhöhung der Ausgleichszulage auf 1.000 Euro ist eine sinnvolle Maßnahme“, so Landau. Diese Kriseninterventionen sieht die Caritas jedoch nur als Zwischenschritte. „Wir werden einen langen Atem und weitere Maßnahmen brauchen. Es ist wichtig, dass auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse nun nachhaltige und noch zielgenauere Maßnahmen gesetzt werden. Vor allem im Bereich des Arbeitslosengeldes und im Bereich der Sozialhilfe Neu braucht es dringend Nachbesserungen“, so Landau.

Sorge besonders um die hohe Zahl der Menschen ohne Job

Mit Verweis auf die dramatisch hohe Arbeitslosigkeit – über 408.000 Personen waren im September arbeitslos, um 22 Prozent mehr als im Vorjahr – hält Landau fest: „Diese Zahlen sind alarmierend. Denn wir wissen, dass 41 Prozent der Arbeitslosen armutsgefährdet sind. Dauert die Erwerbslosigkeit ein Jahr, steigt die Quote auf 45 Prozent. Deswegen brauchen wir eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes bei Beibehaltung der Notstandshilfe. Sozial- und Versicherungsleistungen müssen ebenso wie die Sozialhilfe Neu armutsfest sein. Zusätzlich benötigen wir eine Beschäftigungsoffensive, die niemanden zurücklässt“, sagt Landau. „Die Bundesregierung muss hier geschlossen vorgehen und alles tun, um zu verhindern, dass sich Armut in Österreich weiter verschärft und niemand durch unser soziales Auffangnetz fällt.“

Der Herbst wird für viele Menschen zur kritischen Phase

Die Caritas spürt die Not der Menschen in den Sozialberatungsstellen und Lebensmittelausgaben Tag für Tag. „Die Krise am Arbeitsmarkt wird sich im Herbst weiter verschärfen, viele Menschen haben das letzte Ersparte aufgebraucht, gestundete Energierechnungen und Mieten werden fällig und ihnen bleibt kaum noch Geld für den Lebensbedarf. Deswegen begrüße ich die Ankündigung der Regierung, eine Nationale Strategie zur Armutsvermeidung zu entwickeln. Das ist der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Die Caritas wird ihre Erlebnisse und Erfahrungen der letzten Monate gerne in den geplanten Stakeholderdialog einbringen“, so Landau.

Caritas Österreich
Eunike de Wilde
Presse
+43 (676) 7804677
eunike.dewilde@caritas-austria.at
www.caritas.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender