Unternehmen und Politik brauchen Resilienz-Engineering

Rückblick: Österreichisches EinkaufsForum 2022 des BMÖ

“Wir stehen vor Herausforderungen wie noch nie seit 1945. Die EU darf geopolitisch kein stummer Passagier sein”, mahnte PROF. DR. OTHMAR KARAS (Erster Vizepräsident des Europäischen Parlaments) auf dem Österreichischen EinkaufsForum des BMÖ – Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich. PROF. JEFFREY D. SACHS (Director, Earth Institute Columbia University, New York) verwies auf den Faktor Verhandlungen. Er hält Sanktionen für keine Lösung in der Auseinandersetzung mit Russland. Der traditionelle Gipfel der Einkaufsverantwortlichen stand vom 6. bis 7. Oktober im Wiener Haus der Industrie im Zeichen der globalen Krise. Rund 100 Teilnehmende diskutierten, wie Politik und Wirtschaft, vor allem aber Procurement mit aktuellen Herausforderungen umgehen und Lösungen finden. Stichworte: Konsequenzen der Corona-Pandemie und Ukraine-Krise sowie Versorgungssicherung, Aufrechterhaltung bzw. Anpassung von Lieferketten, Resilienz, Suche alternativer Lieferquellen, Risikomanagement etc.

Laut BRIGADIER DR. PETER VORHOFER (Bundesministerium für Landesverteidigung, Leiter der Direktion Verteidigungspolitik und Internationale Beziehungen) stehen derzeit alle Indikatoren auf “negativ”. Er schließt militärische Auseinandersetzungen zwischen China und den USA nicht aus. Die Bandbreite globaler Risikopotenziale sei enorm: selbstverstärkende Krisen, anti-europäische Tendenzen, soziale Verwerfungen, das Agieren Resilienz gefährdender autokratischer Staaten, zunehmende regionale Konflikte in Afrika, Anschläge auf kritische Infrastruktur, Militarisierung des Weltraums etc. Auch Dekarbonisierung werde zu Problemen führen. “Nur wer weiß, welche Konsequenzen drohen, kann auch Lösungen anstreben. Es gilt in Politik und Wirtschaft Strukturen zu schaffen, in den sämtliche Bereichsexperten 24/7 im Austausch sind”, so der Brigadier.

BMÖ-Präsident PROF. DR. HELMUT ZSIFKOVITS (Professor of Industrial Logistics an der Montanuniversität Leoben) betonte: “Resilienz und Transparenz sind zuletzt immer wichtiger geworden. Es braucht intelligente Systeme, robuste automatisiert ablaufende Prozesse, aber vor allem Konzepte für Organisation und Einführung. Das kann nur funktionieren, wenn Nutzer und Betroffene einbezogen werden, wenn sie auch für ihre Arbeit einen Nutzen erkennen und ihr Wissen und ihre Erfahrung einbringen.” Die Unternehmen verfügten über eine Unmenge an Daten, könnten diese aber nicht auswerten, weil nicht genügend Menschen für die Auswertung zu Verfügung stünden. “Wir brauchen aber Qualifizierte und Motivierte, um auch in der Krise handlungsfähig zu bleiben. Die Zeit alter Gewissheiten ist längst vorbei”, bekräftigte der BMÖ-Präsident.

Wie viele der Referenten riet auch HEINZ PECHEK (geschäftsführender BMÖ-Vorstand und Gestalter der Kongressagenda), bei allen Digitalisierungsbemühungen der Unternehmen den “Faktor Mensch” in den Mittelpunkt zu rücken: “Die Krise, gepaart mit anhaltendem Fachkräftemangel, zeigt täglich, dass nur Kooperation und Wertschätzung zu Lösungen führen können. Die Führungskräfte sind noch mehr als zuvor gefordert, und das wird so bleiben. Kostensenkung um jeden Preis war und ist keine Option. Intelligentes Spend Management steht zwar im Fokus, ist aber angesichts der drängenden Herausforderungen, etwa Versorgungssicherheit, Risikomanagement, Nachhaltigkeitsmaßnahmen, ganzheitlich neu zu bewerten.” Unternehmen müsse klar sein, dass bei einem sinnhaften Nachhaltigkeitskonzept- “wohlgemerkt ohne Greenwashing” – zunächst nicht unerhebliche Ausgaben zu kalkulieren seien. “Einkauf, Logistik und Supply Chain Management sind an den entscheidenden externen Schnittstellen zu Lieferanten und Dienstleistern direkt eingebunden. Sie wählen aus, kontrollieren, sichern Qualität und Compliance. Diesen Bereichen kommt besondere Bedeutung für die gesamte Wertschöpfung zu”, so Heinz Pechek.

“Wer den CO2-Footprint erreichen will, muss ans Eingemachte gehen, hier sind Investitionen gefordert”, bekräftigte auch PROF. DR. DR. H.C. MULT. HORST WILDEMANN (Geschäftsführer des TCW Transfer-Centrums in München). Dass in den Einkaufsprozessen selbst noch Luft nach oben bestehe, sei evident: “50 bis 60 Prozent des Einkaufs bestehen aus Routineaufgaben, die ein Software-Roboter übernehmen kann. 30 bis 40 Prozent des Einsparpotenzials müssen aus der Supply Chain kommen; allein der Einsatz von Analytik kann zu zweitstelligen Ergebnissen führen. Künstliche Intelligenz ermöglicht Mustererkennung und erleichtert Prognosen”, so Wildemann. Traditionelle Lehrbuchlösungen seien allerdings angesichts aktueller volatiler Umweltbedingungen nicht mehr adäquat.” Sein Postulat: “In der Vergangenheit haben wir Vieles nicht antizipiert. Das darf sich angesichts der Krisen, die noch bevorstehen, nicht wiederholen. Unternehmen und Politik benötigten “unbedingt ein Resilienz-Engineering”, das es sorgfältig zu orchestrieren gelte.

WEITERE STATEMENTS:

http://www.bmoe.at/downloads/Presse/Presse_2022/2022_BMOE_Statements__EF_2022_.pdf

MELDUNGEN + FOTO-GALERIE:

http://www.bmoe.at/Der_BMOE/presse/

GF CASTING SOLUTIONS UND ENGEL AUSTRIA GEWINNEN BMÖ-PREIS FÜR HERAUSRAGENDE LEISTUNGEN ZUR OPTIMIERUNG DER VERSORGUNGSKETTE

Am 06. Oktober 2022 hat der BMÖ den “Austrian Supply Excellence Award 2022” (ASEA) verliehen. Preisträger sind die GF Casting Solutions Altenmarkt GmbH & Co KG (Altenmarkt) und die Engel Austria GmbH (Schwertberg). Die Jury honoriert seit 20 Jahren herausragende Lösungen in Einkauf und Supply Chain Management entlang der Lieferkette. Bewertet werden vor allem Innovationsgrad (Innovatorenrolle, Breitenwirkung), Durchführung (Projektmanagement, Teambildung, Rolle des Top-Managements etc.) und Kosten-Nutzen-Aspekte.

MEHR ZU DEN GEWINNERKONZEPTEN:

http://www.bmoe.at/downloads/Presse/Presse_2022/BMOE_ASEA_AWARD_2022.pdf

SAVE-THE-DATE: ÖSTERREICHISCHES EINKAUFSFORUM 2023: 05.-06. Oktober 2023, Wien

BMÖ – Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich
Liechtensteinstraße 35, 1090 Wien
Mail: sekretariat@bmoe.at
Telefon: +43(0)1 367 93 52
www.bmoe.at

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