ÖZIV: Medizinische Begutachtungen für Menschen mit Behinderungen oft „entwürdigend“

Derzeitiges System muss dringend überarbeitet werden

Viele Unterstützungsleistungen bzw. Möglichkeiten der Nutzung von Angeboten für Menschen mit Behinderungen hängen derzeit von medizinischen „Einschätzungen“ – beispielsweise dem Grad der Behinderung – ab. Dieses „medizinische Modell“ versteht Behinderung als defizitäre Eigenschaft, ist veraltet und widerspricht den Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK).

Die UN-BRK sieht das „soziale Modell“ von Behinderung vor: im sozialen Modell werden Gesellschaft und Umwelt als wichtigste Faktoren betrachtet. Es werden systemische Barrieren identifiziert sowie negative Einstellungen und Ausgrenzungen.

„Die Abkehr vom medizinischen Modell und Hinwendung zum sozialen Modell ist im aktuellen NAP (Nationaler Aktionsplan Behinderung) mit dem Ziel der legistischen Umsetzung im Jahr 2028 enthalten“, erklärt Rudolf Kravanja, Präsident des ÖZIV Bundesverbands anlässlich des europäischen Protest-Tages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai „Die derzeitige Praxis bringt mit sich, dass sich Menschen mit Behinderungen mitunter an unterschiedlichen Stellen einer medizinischen Begutachtung unterziehen müssen. Viele Betroffene empfinden diese Begutachtungen als entwürdigend und berichten über wenig vorhandenes Wissen zum Thema Behinderungen bei den Begutachter:innen.“

Deshalb drängt der ÖZIV Bundesverband auf die im NAP zeitlich fixierte Umsetzung und mahnt erste Schritte ein: „Der Systemwechsel stellt ein komplexes Unterfangen dar – deshalb muss rasch mit der Erarbeitung begonnen werden – damit künftig sicher gestellt ist, dass sich Menschen mit Behinderungen nicht mehr diesen menschenunwürdigen Situationen ausliefern müssen!“

ÜBER DEN ÖZIV

Der ÖZIV ist ein seit 1962 tätiger Behindertenverein, dessen Mitgliedsorganisationen selbständige Vereine in den einzelnen Bundesländern sind. Der in Wien angesiedelte Bundesverband versteht sich als Interessenvertretung, die auch inklusive Angebote im Sinne der UN-Konvention umsetzt. Die rund 22.000 Mitglieder werden von Landes- und Bezirksorganisationen betreut, welche je nach regionalem Bedarf unterschiedliche Angebote haben. Der ÖZIV-Bundesverband setzt sich mit seinen Angeboten SUPPORT Coaching, ARBEITSASSISTENZ und ACCESS für eine inklusive Gesellschaft ein. Diese Unterstützungsleistungen sollen die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen mit Behinderungen nachhaltig verbessern.

ÖZIV Bundesverband
Mag. Hansjörg Nagelschmidt
Leitung Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0699/15 660 109
hansjoerg.nagelschmidt@oeziv.org
http://www.oeziv.org

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender