Westdeutsche Zeitung: Polizeikosten für Vereine? Die Liga sollte ein Zeichen setzen (Leitartikel von Olaf Kupfer)

Düsseldorf (ots) – So populär die Forderung nach einer Beteiligung der Fußballclubs an den ausufernden Polizeikosten außerhalb der Arenen sein mag, so schwierig ist sie durchzusetzen. Mindestens der Weg des Bremer Innensenators Ulrich Mäurer über einen angeblich unkomplizierten Solidarfonds aller Vereine aus den ersten beiden Ligen über deren Dachorganisation DFL wird nicht tragen: Bremen ist mit einem Einzelfall nach vorne geprescht und will nun andere Clubs haftbar machen, die oft gar keinen polizeilichen Mehraufwand durch Hochrisikospiele produzieren.Warum sollten Sandhausen oder Freiburg zahlen?

Die DFL nennt den Bremer Vorstoß so auch eine “grundgesetzlich unzulässige Einzelfallregelung mit Blick auf die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga” und droht mit einem Gang vor das Verfassungsgericht. Schon vor Monaten hatte DFL-Boss Christian Seifert in einem “kicker”-Interview dem Bremer Senator vorgeworfen, sich gegenüber der DFL als Robin Hood zu gerieren und mit der freien Hansestadt Bremen selbst als Teilhaber der Stadiongesellschaft Gewinne an jenen Fußballspielen zu erzielen, für die er den polizeilichen Mehraufwand finanziert wissen will. Zudem, so Seifert, erziele das Land Bremen über 300 Millionen Euro Wertschöpfung aus dem Fußballverein Werder Bremen.

Noch wichtiger als die (erstens) vermeintlich niederen Beweggründe des Senators, die (zweitens) oft ins Spiel gebrachte Argumentation, dass die Vereine ohnehin übermäßig viel Steuergeld bereit stellen oder (drittens) die Angst mancher Innenminister vor ihren heimischen Großclubs sind aber andere Fragen für einen rechtssicheren Beschluss: Wer definiert ein Hochrisikospiel? Wie ist die Folgewirkung zu  umgehen, dass jeder Polizeieinsatz detailliert auf seine Notwendigkeit hinterfragt würde? Wie damit umgehen, dass jeder Gebührenbescheid beklagt würde? Und was überhaupt unterscheidet ein Fußballspiel von einem großen Schützenfest, von Konzerten in Arenen oder dem Karneval? Werden dann auch hier die Grenzen verschoben, die den Grundsatz aufweichen, dass die Polizei für die Ordnung im öffentlichen Raum zuständig und verantwortlich ist?

Leichter umzusetzen wäre eine völlig freiwillige Gebühr der tatsächlich reichen Fußballvereine, die sich intern und aus Überzeugung etwa ähnlich der Verteilung der Fernsehgelder in der Liga organisieren könnte. Sie wäre eine Respektbekundung an den Steuerzahler und ein gutes Zeichen einer Branche, die sich sogar selbst bisweilen als zu abgehoben empfindet.

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