100 Jahre Mitbestimmung im Aufsichtsrat: Eine Erfolgsstory

AK Studie: Verschlechterungen werden abgewehrt, Arbeitsbedingungen verbessert

Wien (OTS) – Anlässlich 100 Jahre ArbeitnehmerInnen-Mitbestimmung im Aufsichtsrat hat die Arbeiterkammer Wien bei der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) eine Studie über die Mitbestimmung im Aufsichtsrat in Auftrag gegeben, die im Rahmen einer Festveranstaltung zum 100. Geburtstag heute präsentiert wird. Wichtigstes Ergebnis: Erfolge werden vor allem bei der Abwehr von Verschlechterungen erzielt. Die wichtigsten Themen, die aktuell in den Aufsichtsräten behandelt werden: Digitalisierung und Datenschutz.

Im Rahmen einer Online-Befragung wurden von der FORBA mehr als 600 BetriebsrätInnen befragt, die Mitglieder in einem Aufsichtsrat sind. In Österreich bestehen Aufsichtsratsgremien zu einem Drittel aus VertreterInnen der ArbeitnehmerInnen (Drittelparität).

Bei der Befragung gab etwas mehr als die Hälfte an, beide Tätigkeiten – also die Arbeit im Aufsichtsrat und die Betriebsratsarbeit – als gleich wichtig zu empfinden. Für 44 Prozent erhöht sich die Option „Interessen der ArbeitnehmerInnen zu vertreten“ durch die Position im Aufsichtsrat wesentlich bzw. merkbar. Für eine erfolgreiche Ausübung der Tätigkeit sind für die Befragten folgende Punkte am wichtigsten: Rechte und Pflichten des Aufsichtsrates (91 Prozent), gute Kenntnisse des eigenen Unternehmens (90 Prozent) und finanzielles Know-how (70 Prozent). Die Zusammenarbeit wird von einem großen Teil als „kooperativ und vertrauensvoll“ oder mit „korrektes Arbeitsverhältnis“ beschrieben.

Die Erfolge durch die Mitbestimmung im Aufsichtsrat zeigen sich vor allem im Bereich von Defensivmaßnahmen. So gaben die befragten Personen an, Verschlechterungen etwa bei Umstrukturierungen abwehren zu können oder auch bei Verlagerung von Unternehmensteilen. Ebenfalls immer wieder erreicht werden soziale Maßnahmen, die die Arbeitsbedingungen verbessern – ebenso wichtig wie Erfolge im Bereich der Einschränkung von Überwachung und Kontrolle der Beschäftigten durch die ArbeitgeberInnen.

Welche Themen werden aktuell in den Aufsichtsräten am häufigsten behandelt? Digitalisierung nannte fast jeder/e Zweite, vor Datenschutz und Sicherheitskonzepten, neuen Geschäftsmodellen und Produktentwicklung.

Fazit der Studie: BetriebsrätInnen nehmen allein durch ihre Anwesenheit Einfluss auf die Arbeit im Aufsichtsrat, was vor allem in Hinblick auf die künftigen Herausforderungen von enormer Bedeutung ist. Das „Mitreden und Mitbestimmen“, betont auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer Videobotschaft. „Für die Sozialpartnerschaft im Betrieb sorgen hunderte von Menschen. Sie setzen sich ein, sie helfen und unterstützen. Sie kämpfen auch, wenn es notwendig ist. Nur ein gutes Miteinander wird letztendlich den Erfolg ausmachen“, so der Bundespräsident. ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian verweist in seinen Begrüßungsworten auf eine Studie der OECD, „die uns bescheinigt, was wir ohnehin schon lange wissen. Von der Mitbestimmung der ArbeitnehmerInnen profitieren alle: die Beschäftigten durch bessere Arbeitsbedingungen, die Unternehmen durch höhere Produktivität und die Volkswirtschaft als Ganzes durch den sozialen Frieden“. Auch wenn die Arbeit im Aufsichtsrat durch Digitalisierung und Globalisierung für BetriebsrätInnen immer komplexer wird, „werden wir drei – die BetriebsrätInnen, die Gewerkschaften und die AK – gemeinsam dafür sorgen, dass die ArbeitnehmerInnen eine kraftvolle Stimme im Aufsichtsrat bleiben“, so Katzian abschließend.

Um in Zukunft auch mehr Erfolge bei wirtschaftlichen Entscheidungen zu erzielen, fordert die AK eine Ausweitung der Mitbestimmung im Aufsichtsrat bei wirtschaftlichen Angelegenheiten. Zudem soll die Frauenquote von 30 Prozent im Aufsichtsrat auf alle börsennotierten Unternehmen und auf alle große Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten ausgeweitet werden.

Arbeiterkammer Wien
Michaela Lexa-Frank
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