Pflegenotstand spitzt sich zu: AKNÖ-Wieser fordert umgehend Verbesserungen

520 Dienstposten nicht besetzt – 4 Millionen Stunden Zeitausgleich und Urlaubstage offen – Wieser: „Aufwertungen bei Entgelt, Image und Arbeitsbedingungen notwendig“

St. Pölten (OTS) – Der Pflegenotstand spitzt sich weiter zu. Die Alarmsignale sind auch in Niederösterreich erheblich. Hier waren mit Stand August bereits ca. 520 Dienstposten nicht besetzt. Selbst langjährige Mitarbeiter*innen wollen den Betrieb verlassen. Dabei würden sie sogar auf bis zu ein Jahresgehalt Abfertigung verzichten, wie Gespräche mit Pflegebediensteten und Betriebsräten bestätigen. Verschärft wird die Situation durch rund vier Millionen Stunden (Stand 30.6.21) an offenem Zeitausgleich und Urlaubstagen im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege in den Landeskliniken und Pflege-und Betreuungszentren. Arbeiterkammer Niederösterreich-Präsident und ÖGB Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser: „Es braucht erhebliche Verbesserungen für professionelle Pflege. Das betrifft vor allem die Arbeitsbedingungen, das Image, die Ausbildung und Karrieremöglichkeiten sowie das Entgelt.“

Wie bekannt, sind allein in den Pflegeeinrichtungen der SeneCura in Niederösterreich sowie in mehreren Landespflegeheimen insgesamt 110 Pflegebetten aufgrund von Personalmangel frei. Der Berufswechsel und die Fluktuation verschärfen die Situation zusätzlich. „Die Baustellen im Pflegesystem sind vielfältig und müssen endlich angegangen werden“, so Wieser. Er warnt vor Versorgungsproblemen durch Personalengpässe und erneuert sein Angebot, den “Runden Tisch zur Pflegereform” mit dem Land NÖ weiterzuführen. „Es ist dringender und wichtiger denn je“, so der AK Niederösterreich-Präsident.

Die AK Niederösterreich hat Jugendliche zum Pflegeberuf befragen lassen und die Ergebnisse sind besorgniserregend. Nur 17% der Jugendlichen können sich vorstellen, einen Pflegeberuf zu ergreifen. Gegen einen Pflegeberuf spricht aus der Sicht der Jugendlichen die hohe Arbeitsbelastung (43%), ungünstige Arbeitszeiten (37%) und schlechte Bezahlung (35%). Die Probleme in der Pflege sind also bereits bei den Jugendlichen bekannt.

Nicht nur die demografische Entwicklung und die bevorstehende Pensionierungswelle, auch das veränderte Patientenklientel (mehr pflegeintensive Patienten durch stark verkürzte Krankenhaus-Verweildauer, mehr Demenzkranke) führen zu einer steigenden Belastung. Zur Behebung der Personalnot braucht es einen einheitlichen Personalschlüssel, der auch eingehalten und kontrollierbar wird. „Die Wertschätzung drückt sich auch nicht nur über Klatschen, sondern durch ein höheres Entgelt aus“, so Wieser.

Es gibt Bundesländer, in denen das Gehaltsniveau deutlich höher ist als in Niederösterreich. Um Abhilfe zu schaffen, ist die höhere Einstufung von Gesundheitsberufen anzudenken. Im neuen Landes-Bedienstetengesetz könnten die Pflegeberufe jeweils um zwei Gehaltsklassen angehoben werden. Im weniger flexiblen alten Landes-Vertragsbedienstetengesetz wird man analog vorgehen müssen, entweder durch Einreihung in eine passende höhere Entlohnungsgruppe oder durch außerordentliche Biennien.

Die Gesundheit der Beschäftigten lässt sich nicht abkaufen. Höhere Gehälter sind eine Grundvoraussetzung zur gerechten Abgeltung von beruflicher Pflegearbeit. Sie sind kein Ersatz für gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen. Dazu braucht es das notwendige zusätzliche Personal mit der entsprechenden Finanzierung, so die AK Niederösterreich.

Gernot Buchegger MA, AK Niederösterreich
Pressesprecher des Präsidenten
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