Grüne Wien/Berner, Kunrath zu Eröffnung „Lueger temporär“: Verpasste Chance – Bombastik statt Auseinandersetzung

„Das heute präsentierte „Lueger temporär“ schafft eine weitere Überhöhung der Figur Lueger. Während in anderen Ländern toxische Figuren aus dem öffentlichen Raum genommen werden und partizipative Diskussionsprozesse öffentlich finanziert werden, schafft Wien „more of the same“, ärgert sich die Kultursprecherin der Grünen Wien, Ursula Berner. „Wir hätten jetzt im Jahr vor der finalen Neugestaltung des Lueger Platzes die Chance, eine öffentliche Debatte zur Lueger Statue zu führen. Stattdessen steht hier ein riesiges Objekt, das quasi die Recherche-Ergebnisse der Künstler:nnen visualisiert. Lueger wird mit der neuen Installation nochmals größer gemacht: die 16 Meter hohe Statute wird mit farbigem Holz aufs Doppelte erweitert. „Wo schafft die Stadträtin Raum für fundierten Austausch zwischen Bürger:innen und HistorikerInnen? Wo bleibt die Kulturvermittlung?“ fragt Berner. Stadträtin Kaup Hasler hat zugesagt, dass die Installation von einem umfassenden Kulturvermittlungsprogramm begleitet wird – davon scheint nun keine Rede mehr zu sein.

„Wir verlangen einen sensiblen Umgang mit Antisemitismus in der Stadt. Einsprüche gegen die Belassung des Denkmals von Holocaust-Überlebenden wie Nobelpreisträger Eric Kandel und Schriftsteller Georg Stefan Troller müssen ernstgenommen werden. Wir brauchen im 21. Jahrhundert einen neuen Blick auf den Populisten und Antisemiten Lueger“, ergänzt der Sprecher für Erinnerungspolitik der Grünen Wien, Niki Kunrath. Eine „fertige Kontextualisierung“, wie sie die Stadträtin nächstes Jahr nach der temporären Installation eröffnen will, ist nicht sinnvoll. Ohne die Statue könnten Künstler:innen an diesem Ort zeitgenössische Positionen zu Luegers Politik, zu Wiens Geschichte oder ihre Sicht auf aktuelle Antisemitismusdebatten und gesellschaftliche Ausgrenzungsphänomene liefern.

Als demokratische Gesellschaft – und vor dem Hintergrund der zeitgeschichtlichen Ereignisse – können wir nicht an einer Glorifizierung von vermeintlichen Helden festhalten. „Stadträtin und Bürgermeister müssen sich die Fragen gefallen lassen: Was soll diese verdoppelte Verehrung eines populistischen Antisemiten zukünftigen Generationen sagen? Welcher Lernraum entsteht, wenn wir auf die symbolisierte Lueger-Brücke klettern? Wann werden Sie einen demokratischen Prozess gestalten, an dessen Ende die BürgerInnen der Stadt entscheiden, wie sie mit dieser Statue umgehen wollen?“, so Berner abschließend.  

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