Oö. Volksblatt: “Heilprozess” (von Dominik HENNERBICHLER)

Ausgabe vom 4. Juli 2023

Der neue rote Parteichef will sich auf seiner Sommertour der innerparteilichen „Verwundungen“ annehmen. Eine schwierige Aufgabe, denn die Sozialdemokraten haben in den letzten Monaten nicht etwa nur ein paar Kratzer abbekommen. Viel mehr hat die Partei einen offenen Bruch erlitten — und das ganz ohne Fremdverschulden. Die Genossen befinden sich nach wie vor in einer tiefen Sinnkrise, die sich wie ein Riss durch alle Mitglieder und Teilorganisationen zieht. Man ist bislang daran gescheitert sich neu auszurichten – kurz: die Sozialdemokratie ist noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Auch das spiegelt sich in den eigenen Strukturen wider. Während ein Teil nach mutigen Schritten in Richtung Zukunft schreit, bremsen andere und verharren lieber in der romantischen Retrospektive und wünschen sich vermutlich die goldenen Zeiten der Sozialdemokratie der 1970er und 1980er zurück. Ob hier die Pflaster des selbst ernannten Marxisten Babler auf die „Verwundungen“ reichen werden, darf offen bezweifelt werden. Denn Klassenkampf war gestern, heute braucht es neue Zugänge, Antworten und Lösungen. Statt „Wohlstand für alle“, geht es um den Kampf gegen einen drohenden Wohlstandsverlust. Die Heilung des offenen Bruchs wird vermutlich durch eine Tour nicht passieren.

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