Globale Nachhaltigkeitsziele: “Zwischenbilanz” zur Kooperation von UniNEtZ mit dem Parlament

Transdisziplinärer Dialog mit politischen Akteur:innen zur Verankerung der SDGs in der Gesellschaft

Mit dem Projekt “UniNEtZ – Universitäten und Nachhaltige Entwicklungsziele” stärkt das Wissenschaftsministerium gemeinsam mit österreichischen Universitäten die Verankerung der SDGs (globale Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN) in der Gesellschaft. Der transdisziplinäre Dialog mit politischen Akteur:innen ist dabei zentral. Bereits seit September 2022 hat eine Kooperation mit dem österreichischen Parlament ebenso das Ziel, die nachhaltige Transformation voranzutreiben. Bei einer – vorläufigen – Abschlussveranstaltung zu dieser Kooperation gestern Abend im Hohen Haus wurden in diesem Zusammenhang Inputs zu sieben SDGs unter dem Motto “7 Minuten 7 Ziele” präsentiert. Darauf folgte eine Podiumsdiskussion mit den “SDG-Botschafter:innen” unter den Nationalratsabgeordneten mit dem wissenschaftlichen Projekt UniNEtZ über den Status Quo und die Herausforderungen zu den Nachhaltigkeitszielen.

SOBOTKA: ABSCHLUSS DER KOOPERATION ALS ZWISCHENBILANZ UND IMPULS

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka unterstrich in seinen Eröffnungsworten, dass die Vielfalt der im Rahmen der Kooperation durchgeführten Veranstaltungen zum intensiven Austausch über die einzelnen Themen der SDGs im Parlament geführt habe. Die nunmehrige Abendveranstaltung im Hohen Haus stelle zwar formal einen Abschluss der Kooperation, vielmehr aber eine Zwischenbilanz und zugleich einen Impuls dar, die Zielsetzungen auch weiterhin nicht aus den Augen zu verlieren. “Wo, wenn nicht im Parlament sollen die Nachhaltigkeitsziele diskutiert und transportiert werden”, betonte Sobotka. Im Vergleich mit anderen Ländern seien die SDGs in Österreich auf fruchtbaren Boden gefallen, hob der Nationalratspräsident den fünften Platz Österreichs im internationalen Ranking hervor.

Der Direktor vom UNO-Informationszentrum UNIS, Martin Nesirky, gratulierte zur Kooperation als großartige Initiative, um die SDGs in der Gesellschaft zu verankern und zu beleuchten. Als zukunftsweisend bezeichnete er, dass Österreich den Ansatz verfolge, die SDGs in sämtliche Aktivitäten der Politik und der Verwaltung zu integrieren. Die SDGs seien aber insgesamt sehr weit vom Plan im Hinblick auf die Agenda 2030 entfernt, meinte Nesirky. Es gelte, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen, um die Ziele für Nachhaltigkeit zu erreichen.

Seitens UniNEtZ stellte etwa Maciej Palucki fest, dass im Parlament der Austausch in Zusammenarbeit mit den Nationalratsabgeordneten als “SDG-Botschafter:innen” konstruktiv und wertschätzend ermöglicht wurde. Ulrike Payerhofer bezeichnete die Kooperation als “Good-Practice-Beispiel” wie es gelingen kann, den Dialog gemeinsam zu gestalten und voranzutreiben. Franz Fehr betonte, dass man seitens UniNEtZ intensiv an der Umsetzung der Agenda 2030 weiterarbeiten wolle. Geplant habe man auch einen Zukunftsdialog und etwaig die Umsetzungsvorschläge als Bausteine anzubieten, die auch Vorlage für ein künftiges Regierungsprogramm sein könnten. Man habe in der Kooperation mit dem Parlament an zehn Plenartagen SDGs präsentiert – von den 17 SDGs seien daher noch sieben ausständig, die im Rahmen der nunmehrigen Veranstaltung auf dem Programm stehen.

SDGS UND HANDLUNGSOPTIONEN FÜR ÖSTERREICH

Die im Rahmen der Veranstaltung von Wissenschafter:innen beleuchteten SDGs betreffen die Themen Armut, Hunger, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, Ungleichheiten, nachhaltigen Konsum und Produktion, Leben an Land sowie globale Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.

So wurden beispielsweise im Bereich von Leben an Land (SDG 15) in Österreich bedrohte Arten aufgezeigt, die bereits 45 % der Säugetiere, 57 % der Brutvögel und 100 % der Kriechtiere und Lurche betreffen würden. Der UniNEtZ-Optionenbericht empfehle 16 Handlungsoptionen und 100 Maßnahmen für Österreich allein zu diesem SDG – wie etwa zur Ökologisierung der Landwirtschaft oder für einen Arten- und Habitatschutz im urbanen Raum. Beim Ansatz, Hunger zu beenden (SDG 2), gelte es demnach etwa die landwirtschaftlichen Systeme und die Ernährungssicherheit zu stärken sowie auf nachhaltige Ernährungssysteme und alternative Proteinquellen umzustellen.

Handlungsoptionen für Österreich gegen Armut (SDG 1) zielten vor allem auf den Bereich Wohnen ab. Angeregt wurde etwa ein nationales Wohnforschungsprogramm, beispielsweise im Hinblick auf Diversifizierung von Wohnformen. Um Ungleichheiten zu reduzieren (SDG 10), wurden als Handlungsoptionen etwa eine Anhebung und Erweiterung des Mindestlohns, verpflichtende Einkommensberichte in allen Unternehmen oder die Anrechnung von Karenz- und Pflegezeiten als Vordienstzeiten aufgeworfen. Im Zusammenhang mit nachhaltigem Konsum und Produktion (SDG 12) hieß es unter anderem in der Präsentation, dass es einen Umbau der Wirtschaft und qualitatives Wachstum statt einen Fokus auf das BIP brauche.

PODIUMSDISKUSSION MIT NATIONALRATSABGEORDNETEN ALS “SDG-BOTSCHAFTER:INNEN”

In einer Podiumsdiskussion tauschten sich die Nationalratsabgeordneten und “SDG-Botschafter:innen” Carmen Jeitler-Cincelli (ÖVP), Michaela Schmidt (SPÖ), Astrid Rössler (Grüne) sowie Yannick Shetty (NEOS) mit Franz Fehr (UniNEtZ) über die Bedeutung der Kooperation und über weitere Herausforderungen zu den SDGs aus.

SDGs würden alle gemeinsam etwas angehen, bezeichnete es Carmen Jeitler-Cincelli (ÖVP) als Best Practice, dass sich die Abgeordneten aus eigener Initiative für die Kooperation zu den SDGs im Parlament engagiert hatten. Insgesamt sei man in manchen Bereichen bei den Nachhaltigkeitszielen schon weit vorgerückt, in anderen gelte es, eine gemeinsame Priorisierung zu finden. Michaela Schmidt (SPÖ) hofft auf eine neue Kooperation in der kommenden Gesetzgebungsperiode, um die Agenda 2030 in dieser Form weiterbegleiten zu können. Was Zielkonflikte zwischen den SDGs betrifft, sollten diese aus ihrer Sicht nicht verleugnet werden. Vielmehr müsse die Gesellschaft lernen, diese “auszustreiten”.

Es brauche auch bei Dingen, die zuerst nicht sehr angenehm scheinen, aber letztlich lohnend seien, ein Commitment, sie zu verändern, meinte Astrid Rössler (Grüne). Es sei auch wichtig, sich die “unbequemen Wahrheiten” anzuschauen, zumal es bei den SDGs um Ziele für eine bessere Welt gehe, die es gelte, weiterzutragen. Rückblickend sieht Yannick Shetty (NEOS) durch die Kooperation mehr Awareness für die Nachhaltigkeitsziele im Parlament geschaffen. Auch für ihn ist der nunmehrige Abschluss kein End-, sondern ein “Zwischenpunkt”. Er sehe außerdem vermeintliche Widersprüche zwischen den SDGs nicht als solche, etwa bei Wohlstand und Klimaschutz. Außerdem wünsche er sich, laufende politische Maßnahmen stärker mit den SDGs zu verknüpfen und insgesamt im Parlament Dinge auch ganzheitlicher diskutieren zu können. 

Als Wissenschafter:in sehe man jedenfalls, “dass es so nicht weitergehen kann”, meinte Franz Fehr im Hinblick auf die offenen Ziele der SDGs. Es gehe um eine Transformation der Gesellschaft für ein gutes Leben und künftige Generationen und um das Bewusstsein dafür. Aus seiner Sicht habe es sich daher ausgezahlt, für die wichtigen Ziele der SDGs die Wissenschafter:innen im Rahmen der Kooperation ins Parlament zu holen. Im vernetzten wissenschaftlichen Arbeiten sehe man außerdem, dass die verschiedenen Ziele wie etwa zum Klimawandel, zur Bodennutzung, Armut oder Ernährung zusammenhängen. Etwa beim Schutz des Bodens gelte es, jetzt eine klare Strategie zu schaffen und eine gute Zukunft sicherzustellen. 

Die Moderation des Abends übernahm Köksal Baltaci (Journalist, “Die Presse”). (Schluss) mbu

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung sowie eine Nachschau auf vergangene Veranstaltungen finden Sie im Webportal des Parlaments.

————————-

Pressedienst der Parlamentsdirektion
Parlamentskorrespondenz
Tel. +43 1 40110/2272
pressedienst@parlament.gv.at
http://www.parlament.gv.at
www.facebook.com/OeParl
www.twitter.com/oeparl

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender