Staatssekretärin Mayer: Joanna Bator erhält den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur 2024

Der vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport vergebene Preis geht dieses Jahr an die polnische Autorin Joanna Bator.

_„Joanna Bator erzählt in ihren umfangreichen Büchern hunderte kleine Geschichten, die kunstvoll zu wunderbaren Romanen verflochten werden und uns Leser:innen vom ersten Satz an in eine oftmals fremd wirkende Welt, die einem aber nach einigen Seiten schon vertraut ist, ziehen. Dort lebt man dann gemeinsam mit den Figuren der Romane, die so wirklich erscheinen, dass man sich kaum wundern würde, wenn sie an der Tür klingeln. Aber die meisten dieser Romanfiguren sind festgezurrt in ihren Städten und Dörfern, aus denen sie sich zwar hinaussehnen, jedoch nicht hinauskommen. Aber selbst dort, an der Peripherie, erwischt sie die Geschichte mit ihren Kriegen, Vertreibungen, Umstürzen, Ideologien, System- und politischen Wechseln. Und so wird das Fremd-in-der-Welt-Sein zu einem Charakteristikum der Batorschen Frauenfiguren, die aber eines nicht tun: aufgeben. Denn sie sind solidarisch untereinander, und sie haben Träume. Auch wenn diese manchmal aus Telenovelas oder der Heftchenliteratur stammen, so künden sie doch von einem anderen, besseren Leben und halten die Sehnsucht nach Glück aufrecht. Mit freundlicher Ironie begegnet Joanna Bator ihren Figuren und lässt am Rand der Welt immer wieder auch die ,große‘ Geschichte aufblitzen, die das Leben von heute auf morgen verändert. Joanna Bator hat ihre Geburtsstadt Wałbrzych, aus der sie mit 19 Jahren nach Tokio, New York, Berlin und London aufgebrochen ist, auf der Landkarte der Weltliteratur eingeschrieben und den widerständigen Frauen aus Wałbrzych einen Platz im Gedächtnis der Leser:innen gesichert“, _gratuliert Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer Staatssekretärin und hebt in diesem Zusammenhang auch die besondere Bedeutung der Übersetzer:innen hervor, ohne die es keine europäische Literatur, ohne die es keine Weltliteratur geben würde: _„Denn dass wir Joanna Bators Literatur auf Deutsch lesen können, verdanken wir ihren großartigen Übersetzerinnen Lisa Palmes und Esther Kinsky.“_ 

Die Jurybegründung:

„Geboren in der niederschlesischen Stadt Wałbrzych/Waldenburg, aus der die deutsche Bevölkerung ab 1945 vertrieben wurde, nimmt Joanna Bator in ihren Werken mehrfach Bezug auf die Gewaltgeschichte des Zweiten Weltkriegs, welche die Beziehungen zwischen Europa und Polen bis heute prägt. In vielschichtigen Erzählungen, in deren Zentrum meist weibliche Figuren stehen, verarbeitet Bator traumatische Erfahrungen des letzten Jahrhunderts. Sie lädt belastete Orte literarisch auf, gibt den Dargestellten Raum und Stimme, bringt sie Lesenden nahe und verbindet eindrucksvoll Vergangenes mit gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Realitäten. Dabei verfährt sie nie lehrhaft, sondern beobachtungsgenau, sprachlich versiert, spielerisch, voller Fantasie und Witz. Zudem meldet sich die Autorin in Essays, Artikeln, Kolumnen u.a. für Tygodnik Powszechny, National Geographic und Voyage zu Wort, tritt gegen fundamentalistische Zwänge auf, denen besonders Frauen und queere Menschen in rückwärtsgerichteten Regimen ausgesetzt sind. Joanna Bator lehrte an Hochschulen in Warschau, New York, London, Tokio, hält Poetikvorlesungen, hatte die Gastprofessur für Weltliteratur in Bern inne, wo sie über Heterotopien, das Unheimliche und Außenseiter, auch in der japanischen Kultur dozierte. Mit ihren literarischen Werken erzählt Joanna Bator große mitteleuropäische Geschichte aus weiblicher Perspektive.“ 

Die fünfköpfige Jury für den Preis 2024 bestand aus Dr. Bernhard Fetz, Benedikt Föger, Walter Grond, Mag.a Claudia Romeder und Dr.in Sabine Scholl. 
Über Joanna Bator

Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
Mag. Ina Gayed, MA
Pressesprecherin der Staatssekretärin für Kunst und Kultur
+4366478028677
ina.gayed@bmkoes.gv.at
www.bmkoes.gv.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender