Tourismus: Nationalrat sieht Handlungsbedarf bei der Forschung

Einstimmige Entschließung für ganzheitlichen Blick und bessere Vernetzung in Österreich

Alle Fraktionen im Nationalrat haben sich heute für die Sichtbarmachung und Vernetzung der Tourismusforschung in Österreich ausgesprochen. In der Debatte kritisierten die Oppositionsparteien SPÖ, NEOS und FPÖ allerdings die Regierungsparteien, andere notwendige Handlungsfelder nicht in Angriff zu nehmen.

Die gemeinsame Initiative von ÖVP, Grüne und SPÖ zur Forschung zielt unter anderem auf einen Projektfahrplan für ein mögliches Kompetenzzentrum für Tourismusforschung ab. Tourismusforschung konzentriere sich bisher entweder auf globale Phänomene oder auf ganz bestimmte Regionen. Dadurch entstehe mitunter der Eindruck, dass Initiativen parallel laufen und Synergiepotenziale nicht ausreichend identifiziert bzw. genutzt werden. Zu einem ganzheitlichen Blick würde aber neben einer “Forschungslandkarte” etwa ein Überblick über aktuelle Forschungstrends und ein Ideen- und Wissensaustausch gehören.

Die Tourismusbranche befinde sich in einer Transformationsphase, der Tourismus müsse nachhaltiger und digitaler werden, führte Rebecca Kirchbaumer (ÖVP) vor dem Plenum aus. Um auch in Zukunft die 6 Prozent Bruttoinlandsprodukt halten zu können, oder sogar noch zu steigern, müsste Österreich auch Marktführer bleiben, was man im internationalen Vergleich derzeit sei, doch dazu brauche es Forschung. In Österreich werde zwar viel geforscht, allerdings durch unterschiedliche Institutionen. Daher wäre es gut, “wenn es eine Schnittstelle gäbe”, führte die Abgeordnete aus. Ihre Parteikolleginnen Gertraud Salzmann und Bettina Zopf verwiesen ebenfalls auf die Vermeidung von Zweigleisigkeiten.

GRÜNE: ÖSTERREICH SOLL NACHHALTIGSTES TOURISMUSLAND NUMMER 1 WERDEN

Grünen-Abgeordnete Barbara Neßler stellte vor allem das Thema Nachhaltigkeit und den Umgang mit der Klimakrise in den Fokus. “Nachhaltiges Reisen ist längst kein Nischenthema mehr”, erklärte sie. Die Klimakrise stelle eine große Herausforderung dar. Damit Tourismus weiterhin eine so große Rolle spielen könne, müsse man an einem nachhaltigen Tourismus arbeiten, worunter auch die Natur nicht leide. Außerdem sei “die Schönheit der Natur unser Kapital”, es dürften künftig nicht noch mehr “Bettenburgen in die grüne Wiese” gesetzt werden. Mit dem Entschließungsantrag werde die Forschung gestärkt, um einen ganzheitlichen Blick zu bekommen. Man stelle damit die Weichen für ein Tourismuskompetenzzentrum, das einen wesentlichen Beitrag leisten könne, wenn es darum ginge, Österreich zum “nachhaltigsten Tourismusland Nr. 1” zu machen, ist Neßler überzeugt.

Die SPÖ wolle mit dem von ihr mit eingebrachten Antrag dazu beitragen, Tourismus einen höheren Stellenwert zu geben, unterstrich Melanie Erasim (SPÖ). Es sei gut, dass man Synergien künftig nutze, anstatt Doppelgleisigkeiten zu produzieren. Erasim betonte, dass man als Oppositionspartei immer bereit sei, “gute Ideen zu unterstützen”. Sie kritisierte dabei auch die Regierungsparteien, dass “jeder Antrag, der von einer Oppositionspartei kommt, vertagt wird, egal in welchem Ausschuss und es gäbe doch so viel zu tun”. Die Mandatarin nannte unter anderem Anträge, die auf eine bessere Regelung bei Dienstwohnungen für im Tourismus Beschäftigte abzielen oder die Forderung, Konzepte gegen sexuelle Übergriffe in der Branche auszuarbeiten. Auch SPÖ-Abgeordneter Alois Schroll forderte im Zuge der Debatte die Regierung auf, etwas für die Betriebe zu tun und in den Bereichen Teuerung, Bürokratie, Mitarbeitermangel und Energiekosten Maßnahmen zu setzen.

FPÖ-Mandatar Gerald Hauser bezeichnete es als Glück, dass man im Rahmen des Antrags zur Tourismusforschung, der “wirklich nicht epochal ist”, im Hohen Haus überhaupt über Tourismus debattieren könne. Die FPÖ habe immer wieder Initiativen gesetzt, um die Rahmenbedingungen im Tourismus zu verbessern – Stichwort Stärkung des Eigenkapitals oder Erhöhung der Bettenanzahl für Privatvermieter, nannte Hauser Beispiele für vertagte Anträge im Ausschuss.

Josef Schellhorn (NEOS) betonte, dass Tourismus ein “Gesamtkunstwerk” sei. Die Zusammenarbeit mit anderen Bereichen – etwa der Landwirtschaft – hätte in der Vergangenheit allerdings nicht funktioniert und genau diese bräuchte es in Bezug auf die Entwicklung des ländlichen Raums im Ferientourismus. Außerdem würde es unter anderem Maßnahmen zur Eigenkapitalstärkung brauchen, so Schellhorn.

FORSCHUNGSLANDKARTE FÜR JUNI ERWARTET

Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler reagierte auf die Kritik der Oppositionsparteien. Vieles werde zwar vertagt, allerdings auch alles diskutiert. Man habe nun “im Tourismusausschuss gemeinsam entschieden, dass die Branche eine koordinierte Grundlagenforschung braucht”. Die Erstellung einer “Tourismus-Forschungslandkarte” laufe, informierte Kraus-Winkler. Diese soll den Stand der Tourismusforschung in Österreich veranschaulichen und die Vernetzung von Forschungseinrichtungen verbessern. Die Publikation stellte sie für Juni in Aussicht. Ebenfalls im Juni soll der Tourismusbericht 2023 vorliegen.(Fortsetzung Nationalrat) map

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