ÖGB-Schumann an Ministerin Raab: „Schönreden ist der falsche Weg!”

„Wir sind näher am Schließen von Gruppen als am Ausbau“ – Gesamtkonzept für die Kinderbildung fehlt weiterhin

„Die Worte der Ministerin hören sich an wie ein Ablenkmanöver“, kommentiert Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende des ÖGB, die heutige Pressekonferenz von Frauenministerin Susanne Raab zum ersten Kinderbildungs-Monitor. „Das Ganze geht am Thema vorbei. Es fehlt nach wie vor ein Gesamtkonzept für die Kinderbildung, das einerseits die Beschäftigten in den Kindergärten und Horten entlastet und andererseits Frauen Wahlfreiheit bringt, wenn es um die Vereinbarkeit von Job und Familie geht“, so Schumann weiter, die auf die ÖGB-Forderung nach einem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag des Kindes verweist.   

Die vorgestellten Zahlen würden wie ein Schlaraffenland wirken, halten aber einer näheren Prüfung nicht stand. „Als ÖGB begrüßen wir fundierte Zahlen, diese Zahlen müssen aber in einer Gesamtstrategie aufgehen. Wir sind aber im Moment näher dran, Kindergartengruppen schließen zu müssen, weil das Personal fehlt, anstatt am Ausbau der Kinderbildung.” 

DIE BUNDESREGIERUNG MUSS ENDLICH KONKRETE SCHRITTE SETZEN 

Der Rat der EU hat 2002 die sogenannten Barcelona-Ziele eingeführt, um die Vereinbarkeit von Job und Familie zu fördern und die Kinderbetreuung EU-weit vergleichbar zu machen. Die Ziele wurden Ende 2022 sogar erhöht, die Empfehlung lautet: 45 Prozent der Kinder unter drei Jahren sollen bis 2030 an frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung teilnehmen. „Österreich hat die alten Zielsetzungen von 33 Prozent seit über 20 Jahren nicht erreicht“, betont ÖGB-Vizepräsidentin: „Bei der Überarbeitung der Ziele hat sich das österreichische Bildungsministerium außerdem dafür eingesetzt, dass für Österreich niedrigere Ziele gelten. So sollen bis 2030 lediglich 31,9 Prozent der unter Dreijährigen einen Betreuungsplatz erhalten. Das geht in eine völlig falsche Richtung“, so Schumann weiter.   

Es sei sehr befremdlich, dass die Bundesregierung so tut, als ob sie schon genug Investitionen für die Kinderbildung zur Verfügung stellt. „Es braucht endlich konkrete Schritte für den Ausbau der Kinderbildung in Richtung Rechtsanspruch, angefangen von einer Attraktivierung der Branche als Arbeitsumfeld, über genug Personal und VIF-Konformität, um Vollzeitarbeit für Frauen in diesem Land möglich zu machen, sowie die Aus- und Weiterbildung von Beschäftigten”, sagt Schumann und schließt: „Insgesamt muss man sagen, dass die Ministerin reichlich spät in der Legislaturperiode draufkommt, die Elementarpädagogik genauer unter die Lupe zu nehmen.”

ÖGB Kommunikation
Martin Mandl
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