Rippenfellkrebs: Neuer Mechanismus der Ausbreitung entschlüsselt

Wien (OTS) – Das Pleuramesotheliom (Rippenfellkrebs) wird in drei
Untergruppen geteilt: Eine davon ist besonders aggressiv.
ForscherInnen des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien
und des AKH Wien konnten nun einen Mechanismus klären, der zu dieser
aggressiven Ausprägung beiträgt. Die Tumorzellen dieser Unterart
können besondere Eigenschaften annehmen, die das Abwandern und damit
die Ausbreitung vorantreiben. Dies wird möglich, weil die Zellen
durch bestimmte Botenstoffe, konkret die beiden Wachstumsfaktoren
FGF2 und EGF, die nötigen Signale für die Ausbreitung erhalten. Durch
die Blockade dieser Signale könnten sich neue Behandlungsansätze für
diesen Rippenfellkrebs-Subtypus entwickeln lassen.

Viele Mechanismen, die zu Tumorerkrankungen führen, sind
ursprünglich Prozesse, die der gesunde Körper für das Funktionieren
des normalen Ablaufs benötigt. Die Tumorzellen „nutzen“ sie jedoch,
um das Tumorgeschehen voranzutreiben.

So ist es in manchen Fällen nötig, zum Beispiel bei der
embryonalen Entwicklung oder bei der Wundheilung, dass Zellen, die
eigentlich fest an einem Ort verankert sind, wandern können. Dazu
wird ein komplexer Veränderungsprozess innerhalb der Zelle
eingeleitet, der dies ermöglicht. Er wird als epithelial-mesenchymale
Transition (EMT) bezeichnet. Durch die EMT verändern die Zellen ihre
Eigenschaften und auch ihr Aussehen. Vormals epitheliale Zellen, also
Zellen, die reich an Zellkontakt und daher unbeweglich sind,
verwandeln sich in mesenchymale Zellen. Das sind Zellen, denen feste
Zellverbindungen fehlen und die daher wandern und sich ausbreiten
können.

Michael Grusch, Molekularbiologe am Institut für Krebsforschung
und Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien
und des AKH Wien sowie einer der beiden Studienleiter erklärt: „Die
EMT spielt eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Metastasen und
bei der lokalen Ausbreitung. Gerade bei den aggressiven Formen des
Rippenfellkrebses konnten wir sehen, dass die Tumorzellen im Aussehen
mesenchymalen Zellen sehr ähnlich sind. Wir haben nun in der
Kulturschale untersucht, welche biologischen Signale dazu führen,
dass die Krebszellen die Eigenschaften dieser mesenchymalen Zellen
annehmen.“

Die ForscherInnen konnten dabei zeigen, dass die EMT beim
aggressiven Rippenfellkrebs von definierten Signalen ausgelöst wird.
Konkret sind das eine Gruppe von sogenannten
Fibroblasten-Wachstumsfaktoren (FGF2) und Epidermale
Wachstumsfaktoren (EGF). Diese Signalstoffe binden an Rezeptoren an
der Oberfläche der Tumorzelle und leiten das Signal zur Veränderung
ans Zellinnere weiter. Karin Schelch, Institut für Krebsforschung der
MedUni Wien, Mitglied des CCC und Erstautorin der Studie: „Sind FGF2
und EGF im Spiel, wird die Tumorunterart aggressiver.“

Zwtl.: Signalblockade als neuer Behandlungsansatz

In einem weiteren Schritt zeigten die ForscherInnen, dass die
Tumorzellen ihre aggressiven Eigenschaften wieder verloren, sobald
sie in Kontakt kamen mit Substanzen, die die Wirkung von FGF2 und EGF
blockieren. Mir Ali Reza Hoda, Universitätsklinik für Chirurgie der
MedUni Wien und des AKH Wien, Mitglied des Comprehensive Cancer
Center (CCC) der beiden Institutionen sowie der zweite Studienleiter:
„Unsere Ergebnisse tragen dazu bei, die Erkrankung besser zu
verstehen. So könnten sich durch die Blockade dieser Signale neue
Behandlungsansätze für bestimmte aggressive Formen des Mesothelioms
ergeben.“

Zwtl.: Über das Mesotheliom

Rippenfellkrebs zählt mit rund 90 Neuerkrankungen pro Jahr in
Österreich zu den selteneren Krebserkrankungen. Die Tendenz ist
allerdings steigend. Rippenfellkrebs gilt als eine sehr aggressive
Krebserkrankung, die mit Asbest in Zusammenhang gebracht und
standardmäßig mit einer Kombination aus Chemotherapie, Chirurgie und
Strahlentherapie behandelt wird. Da die Tumorart häufig Resistenzen
gegen Chemo- und Strahlentherapie entwickelt, ist die Prognose sehr
schlecht.

Rund 15 Prozent aller Fälle zählen zu der besonders aggressiven
Form des Pleuramesothelioms, die Gegenstand des Forschungsprojekts
war.

Zwtl.:

Die Studie wurde unterstützt vom Jubiläumsfonds der
Österreichischen Nationalbank, dem Fonds der Stadt Wien für
innovative interdisziplinäre Krebsforschung, der Hans und Blanca
Moser-Stiftung und der Initiative Krebsforschung der Medizinischen
Universität Wien.

Zwtl.: Service Carcinogenesis: “FGF2 and EGF induce
epithelial-mesenchymal transition in malignant pleural mesothelioma
cells via a MAPKinase/MMP1 signal.”

Schelch K, Wagner C, Hager S, Pirker C, Siess K, Lang E, Lin R,
Kirschner MB, Mohr T, Brcic L, Marian B, Holzmann K, Grasl-Kraupp B,
Krupitza G, Laszlo V, Klikovits T, Dome B, Hegedus B, Garay T, Reid
G, van Zandwijk N, Klepetko W, Berger W, Grusch M, Hoda MA.
[https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29635378]
(https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29635378).

Medizinische Universität Wien
Mag. Johannes Angerer
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