Rotes Kreuz: Mehr als 303 Millionen Menschen weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen

Am 19. August ist Welttag der humanitären Hilfe: Multiple Krisen führen zu steigender Armut und Hungerkrisen. Österreichische Bundesregierung zu rascher Hilfe aufgefordert.

Wien (OTS) – Nie war die Zahl jener Menschen, die Hilfe benötigen, größer als jetzt. Nie sind so viele Krisen gleichzeitig aufgetreten – Konflikte, Vertreibung, extreme Wetterbedingungen aufgrund des Klimawandels, Hunger und Pandemie.
Die Auswirkungen sind verheerend und die betroffenen Menschen sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Aufgrund der Komplexität und der langen Dauer der Krisen wird es für Hilfsorganisationen zunehmend schwieriger, entsprechende Hilfe zu leisten. Doch die Helfer:innen bleiben, unterstützen, wo sie nur können und retten durch ihr Engagement Leben.
Dafür benötigt es aber auch Unterstützung von Seiten der österreichischen Bundesregierung. Nach Beginn des Konflikts in der Ukraine hat sie schnell reagiert und rasche Hilfe in der Ukraine ermöglicht. Aber weltweit sind Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen und kämpfen mit den Auswirkungen multipler Krisen. So wie die Menschen in Äthiopien.

Andrea Reisinger, Leiterin der Abteilung für Internationale Katastrophen und Krisen beim Österreichischen Roten Kreuz, appelliert daher an die österreichische Bundesregierung: „Die humanitäre Lage in Äthiopien und am Horn von Afrika ist katastrophal. Die Menschen sind mit der vierten Dürreperiode in Folge konfrontiert. Durch das Ausbleiben von Regenzeiten ist es Bauern nicht möglich, ihr Vieh am Leben zu halten, und aufgrund steigender Lebensmittelpreise müssen Menschen ihre Heimat verlassen, um zu überleben. Anlässlich des Welttages der humanitären Hilfe möchten wir noch einmal an die Dringlichkeit erinnern, den Beschluss der Strategie der Humanitären Hilfe der Republik Österreich sowie das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2022-2024 umzusetzen. Außerdem rufen wir dazu auf, die restlichen Mittel aus dem Auslandskatastrophenfond so rasch wie möglich auszuzahlen. Mit zwei Millionen Euro können wir etwa 40.000 Menschen in Äthiopien mit lebensnotwendigen Gütern versorgen, wie zum Beispiel mit Nahrungsmitteln, Bargeldhilfe, mit Unterstützung für den Anbau von Lebensmitteln (z.b. Verfügungstellung von Saatgut) sowie mit Wasser-und medizinischer Versorgung. Die Menschen brauchen jetzt dringend Hilfe, hier darf nicht länger zugesehen werden!“

Hungersnot als dramatische Folge multipler Krisen
„Jeden Tag setzen sich unsere Mitarbeiter:innen sowie freiwillige Helfer:innen für betroffene Menschen ein. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Bargeld sowie medizinischen Leistungen, sichert Überleben. Genauso wichtig ist aber die Zusammenarbeit auf Augenhöhe von lokalen Behörden und Organisationen, Bewohner:innen der Gemeinden sowie Hilfsorganisationen, um Selbsthilfe zu ermöglichen, langfristige Verbesserungsmöglichkeiten zu finden und die Resilienz in Gemeinden und Dörfern zu erhöhen“, erklärt Reisinger.
„Aufgrund der multiplen Krisen verschärft sich die bereits angespannte Situation in vielen Regionen der Welt noch weiter.“ Die Folgen sind weitreichend und treffen vor allem jene Menschen, die bereits zu den Ärmsten gehören.
In Afghanistan ist die Existenz von Millionen Menschen durch den jahrzehntelangen Konflikt, extreme wirtschaftliche Not, ein angeschlagenes Gesundheitssystem und eine der schlimmsten Dürreperioden seit Jahrzehnten bedroht. Mehr als die Hälfte der Menschen leidet an Hunger, und ein verheerendes Erdbeben im Juni verschärft die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage des Landes noch weiter.
In Bangladesch wurden die Menschen im Mai und Juni von heftigen Überschwemmungen heimgesucht. Über 6,9 Millionen Menschen wurden von schweren Regenfällen und Überflutungen getroffen. 254.000 Hektar Ackerland, darunter einen Großteil der Reisernte in der Region, wurden beschädigt.
„Menschen sind gezwungen, zu fliehen, versuchen in anderen Regionen oder den Nachbarländern ein neues Leben aufzubauen, und sind dringend auf unsere Unterstützung angewiesen. Wir müssen gegen die aktuellen Herausforderungen ankämpfen, negative Auswirkungen eindämmen und gleichzeitig versuchen, multiplen Krisen vorzubeugen. Das schaffen wir nur durch gemeinsames und humanitäres Handeln, langfristige Partnerschaften und entsprechende Hilfe der österreichischen Bundesregierung. Die Zeit läuft uns davon“, so Reisinger

Was versteht man unter humanitärer Hilfe?
Humanitäre Hilfe ist komplex, organisationsübergreifend und folgt den humanitären Grundsätzen Menschlichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit und Unparteilichkeit. Die Ziele humanitärer Hilfe sind Leben zu retten, menschliches Leid zu lindern, Schutz und Versorgung aller Menschen in einer humanitären Notlage sicherzustellen sowie die Grundlage für eine Rückkehr zu menschenwürdigen Lebensbedingungen zu schaffen. Besonders schutzbedürftige Gruppen sind Frauen, Kinder und Jugendliche, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen oder Angehörige von Minderheiten. Die notwendigen Hilfs- und Unterstützungsangebote unterscheiden sich je nach Art und Ausmaß der Katastrophe, und aufgrund der steigenden Anzahl von Krisen ist das Zusammenspiel von humanitärer Hilfe mit Vorsorge und Prävention im Rahmen der langjährigen partnerschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit besonders wichtig.

Über den Welttag der humanitären Hilfe
Am 19. August 2003 wurden bei einem Bombenanschlag auf das Canal Hotel in Bagdad 22 humanitäre Helfer:innen getötet. Fünf Jahre später wurde der 19. August von der UN-Generalversammlung zum Welttag der humanitären Hilfe (World Humanitarian Day) erklärt. Der Welttag steht jedes Jahr unter einem bestimmten Motto und bringt Partner aus allen Bereichen der humanitären Hilfe zusammen, um sich für das Überleben, das Wohlergehen und die Würde der von Krisen betroffenen Menschen sowie für die Sicherheit der Helfer:innen einzusetzen, die oftmals ihr eigenes Leben riskieren, um das Leben anderer zu retten.

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