ORF-Generaldirektor Weißmann lud Spitzenvertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften zum Gedankenaustausch

Wien (OTS) – Gerade in Zeiten großer Verunsicherung und angesichts der aktuellen sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen melden sich auch die Kirchen, Glaubens- und Religionsgemeinschaften in Österreich immer wieder zu Wort und leisten einen wichtigen Beitrag für das gesellschaftliche Zusammenleben in Österreich. Gestern, Donnerstag, 17. November 2022, lud ORF-Generaldirektor Roland Weißmann die Spitzen der 16 gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich zu einem Gedankenaustausch ins ORF-Zentrum, bei der die Bedeutung unabhängiger Religionsberichterstattung und das verstärkte Bedürfnis nach Sinnangeboten und Lebenshilfe in Krisenzeiten besonders hervorgehoben wurden.

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann begrüßte u. a. Kardinal Christoph Schönborn, Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A.B., Jaron Engelmayer, Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, und Gerhard Weißgrab, Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft Österreich. An der Veranstaltung nahmen neben weiteren Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen christlichen Kirchen und zahlreicher anderer Religionsgemeinschaften ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, ORF-2-Channelmanager Alexander Hofer, Stiftungsrat Bernhard Tschrepitsch und die Publikumsräte Christoph Riedl und Martin Schenk teil. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Barbara Krenn, Leiterin der ORF-Hauptabteilung „Religion und Ethik – multimedial“, die u. a. einen Ausblick auf den für 2023 geplanten Schwerpunkt „Was glaubt Österreich?“ gab, in dessen Rahmen sich die ORF-Religionsabteilung in Ö1, ORF 2 und religion.ORF.at auf eine Spurensuche begibt, die nicht nur die Vielfalt an unterschiedlichsten Glaubensüberzeugungen in Österreich aufzeigt, sondern auch so manch überraschenden Einblick gewährt.

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann: „Religion im ORF ist mehr als ein gesetzlicher Auftrag“

„Für viele Menschen in Österreich spielen Glaube und Religion eine große Rolle. Religion im ORF ist daher mehr als ein gesetzlicher Auftrag. Vergleicht man den Anteil der Religionsberichterstattung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Europa, so hat der ORF in Radio, Fernsehen und auf religion.ORF.at mit Abstand das größte Religionsangebot. Religion und Ethik sind selbstverständlich auch auf unserer neuen Digitalplattform SOUND und bald auch auf TOPOS wichtige Themen. Der ORF berichtet über die 16 gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften sowie über kleinere Gruppierungen und individualisierte Glaubens- und Religionsvorstellungen. Denn: Glaube und Religion sind – wie die Gesellschaft selbst – vielfältig, plural und bunt. Dass es möglich ist, Vertreter und Vertreterinnen aller Kirchen und Religionsgemeinschaften hier an einem Tisch zu versammeln und miteinander ins Gespräch zu kommen, zeugt vom guten Miteinander und Dialog der Kirchen und Religionsgemeinschaften in Österreich. Demokratie braucht öffentliche Diskurse und starke Stimmen, die sich zu Wort melden. Diese Stimmen brauchen wir Medien, diese Stimmen braucht unsere Gesellschaft.“

Spitzenvertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften zur Bedeutung unabhängiger Religionsberichterstattung und zum Bedürfnis nach Sinnangeboten und Lebenshilfe in Krisenzeiten

Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien:

„Um zu wissen, wie wir sind und wie wir wahrgenommen werden, brauchen wir den Spiegel, der uns vorgehalten wird. Das gilt auch für Religionsgemeinschaften. Unabhängige Qualitätsmedien sind ein solcher Spiegel. Sie sind Maßstab für unser Bild in der Öffentlichkeit – weil sie, die nicht in eigener Sache unterwegs sind, besondere Glaubwürdigkeit genießen. Und sie sind anerkannte Referenzpunkte für Information und Wissen, auf die sich alle Akteure beziehen können, und die damit Kommunikation ermöglichen. Schließlich hängt die Qualität des Zusammenlebens in einer pluralen Gesellschaft von der Qualität der Kommunikation und damit von der Qualität der Information ab. Viktor Frankl hat uns gelehrt, dass der Mensch immer auf der Suche nach Sinn ist. Er ist in seinem Glück und seinem Lebensmut auf Sinn angewiesen. In Krisenzeiten werden unsere Routinen, mit denen wir unserem Leben Sinn zu geben versuchen, erschüttert. Unser Lebensstil, unser Familienleben, unsere Arbeitsplatzsicherheit – alles steht in Frage. Der Glaube verweist auf einen Gott, der am Ende alles gut machen wird und der kein menschliches Bemühen in die Sinnlosigkeit fallen lässt. Das ist in Krisenzeiten ein Licht, das vielen Kraft und Halt gibt. Und es ist ein großes Verdienst, dass ein Medium wie der ORF mit seinen Sendungen diesen Glauben verständlich und anschaulich macht.“

Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A.B.:

„Der ORF ist durch die Abteilung Ethik und Religion ein Hort des qualitativen Religionsjournalismus. Im österreichischen Journalismus gehört er zu einer seltenen und deswegen für uns umso wichtigeren Gattung.“

Jaron Engelmayer, Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien:

„Der ORF bietet mit seinem Angebot ein Forum und eine Grundlage für die seriös informierte Auseinandersetzung des Publikums mit Religion, aber auch zwischen den Religionen. Dies schafft gegenseitiges Verständnis und trägt damit sowohl zum individuellen Wachstum bei als auch zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts über konfessionelle oder andere Grenzen hinweg.“

Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ):

„Davon ausgehend, dass jede medial vermittelte Information sowohl ein bewusstes als auch ein unbewusstes Beeinflussungspotenzial durch den oder die unmittelbare*n Kommunikator*in sowie durch Interessensgruppen hat, besitzt die Institution eines öffentlich-rechtlichen Mediums zumindest ihrer gesetzlichen Grundlage nach den Auftrag zu unabhängiger und zu Objektivität angehaltener Berichterstattung. Dem Religionsjournalismus des ORF ist zu attestieren, dass er alle staatlich anerkannten Religionen, ihre offiziellen Würdenträger*innen, aber oftmals auch gläubige Einzelpersonen sowie das jeweilige Kalendarium ihrer Festtage in seiner Berichterstattung berücksichtigt. Berichte über innerreligionsgesellschaftliche Probleme werden dabei nicht unter den Tisch gekehrt, wobei auch kritische Stimmen immer wieder zu Wort kommen. Religiöse ORF-Sendungen, die existenzielle Themen für Menschen wie Beziehungskrisen, Einsamkeit, Krankheit, Verlust oder Tod aufgreifen, zeigen oft Menschen, die derartige Situationen – ob allein oder auch mit externer Hilfe – bewältigen konnten, was eine gewisse Ermutigung bei eigener Betroffenheit leisten kann. Oft bieten diese Sendungen auch ganz konkrete Hilfestellungen in Form von Kontakten zu geistlichen und weltlichen Institutionen an und unterstreichen die dringend gebotene gesellschaftliche Enttabuisierung psychotherapeutischer Hilfe.“

Gerhard Weißgrab, Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft Österreich (ÖBR):

„Besonders heute, in schwierigen und herausfordernden Zeiten, ist eine objektiv-kritische, authentische und unabhängige Berichterstattung über alle Belange von Religionen eine Voraussetzung dafür, der Gesellschaft wichtige und seriöse Informationsquellen zu bieten. Das steht letztendlich auch im Interesse jeder einzelnen Religion. Je größer die Krisen, umso mehr sind die Menschen auf der Suche nach raschen und einfachen Lösungen. Hier sind die Religionen gefordert, verständliche und tiefgreifende Angebote zu machen, um die Einsicht über die Komplexität unserer Welt zu fördern und damit populistischen Engführungen entgegenzuwirken.“

Barbara Krenn, Leiterin der ORF-Hauptabteilung „Religion und Ethik – multimedial“:

„Als ORF sind wir den Bürgerinnen und Bürgern Österreichs verpflichtet. Das bedeutet: Vielfalt und Diversität sind zentral – vor allem auch in unserer Religionsberichterstattung. Für uns heißt das, dass wir unterschiedliche Glaubens- und Wertvorstellungen in einer aufgeklärten Gesellschaft miteinander ins Gespräch bringen und diskutieren wollen. Es bedeutet auch, über alle 16 gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich berichten. In kritischer Distanz wohlgemerkt.“

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