Wiener Stadterneuerungspreis 2023: 10 Top-Projekte ausgezeichnet

Wiener „Güteziegel“ in Gold für „Johann-Hoffmann Platz 10-15, 1120 Wien“, „Obere Donaustraße 97-99, Georg-Emmerling-Hof“ und „Huglgasse 1A, 1150 Wien, Pflegewohnhaus Bettina-Stiftung“.

Der Wiener Stadterneuerungspreis der Landesinnung Bau der Wirtschaftskammer Wien ist vergeben: Die Fachjury kürte zehn Siegerprojekte in den Kategorien „Pionierleistung“, „Wiener Meisterleistung“ und „Bravour Leistung“ und vergab dabei auch wieder einen Sonderpreis. Am renommierten Branchenaward nahmen heuer 31 Projekte teil. Die Landesinnung Bau Wien holt mit der 36. Ausgabe des Wiener Stadterneuerungspreises ausgezeichnete und das Wiener Stadtbild prägende Revitalisierungsprojekte vor den Vorhang. Dabei werden die umfassende Expertise von Planern und ausführenden Bauunternehmen – darunter zahlreiche Wiener Baumeister – gewürdigt und Trends und Innovationen bei Sanierungen veranschaulicht.  

„Als wunderbares Symbol haben wir mit dem Wiener Güteziegel in Gold, Silber und Bronze eine Trophäe, die den Höchstleistungen des Wiener Baugewerbes zusätzliche Wertigkeit verleiht“, so Mario Watz, Innungsmeister der Landesinnung Bau der Wirtschaftskammer Wien. „Meine herzliche Gratulation an alle Preisträgerinnen und Preisträger des Wiener Stadterneuerungspreises 2023. Großer Dank gebührt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die zahlreichen Einreichungen spiegeln das breite Leistungsspektrum und die hohe Expertise des Wiener Baugewerbes eindrucksvoll wider.“  

„Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich! Sie stehen stellvertretend für die herausragenden Leistungen des Wiener Baugewerbes. Die Stadt Wien setzt in ihren Gründerzeitvierteln seit vielen Jahren auf Sanierung, um historische Häuser an unsere modernen Lebensgewohnheiten und Standards anzupassen und den Mieterinnen und Mietern auch in den nächsten Jahrzehnten ein lebenswertes Zuhause zu bieten. Mit der Sanierungsoffensive ,Wir SAN Wien‘ und dem Grätzlerneuerungsprogramm ,WieNeu+‘ bringen wir Zukunft in die Häuser der Stadt und machen sie klimafit. Mit der „Hauskunft“ hat die Stadt Wien eine kostenlose Servicestelle – für alle, die Häuser sanieren wollen. Die beim Wiener Stadterneuerungspreis ausgezeichneten Projekte sind zukunftsweisend für weitere Sanierungsprojekte – etwa im Bereich der erneuerbaren Energie“, so Kathrin Gaál, Vizebürgermeisterin und Frauen- und Wohnbaustadträtin. 

Werner Hutschinski, Ehrenvorsitzender der Fachjury des Wiener Stadterneuerungspreises, zu den Kriterien der Auszeichnung: „Der 36. Wiener Stadterneuerungspreis der Landesinnung Bau setzt die ursprünglich zu Grunde gelegene Absicht weiter fort. So war die seinerzeitige Intention neben dem Neubau auch die bestehende Substanz der historischen Gründerhäuser in Wien zu verbessern. Es ging nicht nur um Fassadenverschönerungen, sondern auch um durchgreifende und nachhaltige Substanzverbesserungen. Dachgeschoßausbauten, Grundrissverbesserungen und neue Hofgestaltungen etc. waren maßgebliche Bewertungskriterien. Der heutige Stadterneuerungspreis entspricht voll diesen ursprünglichen Ideen und setzt mit dem Umweltgedanken mit kreativen Energiespartechniken zusätzliche Akzente. Wir alle können feststellen, dass das Antlitz von Wien dadurch weiter einen erfreulichen und sympathischen Wohlfühlcharakter gewonnen hat.“

 

GOLD „PIONIERLEISTUNG“: JOHANN-HOFFMANN PLATZ 10-15, 1120 WIEN 

In der Kategorie „Pionierleistung“ wurde das Projekt Johann-Hoffmann Platz 10-15 in Wien-Meidling mit dem Wiener „Güteziegel“ in Gold ausgezeichnet.  

Die Wohnhausanlage, welche von Architekt Carl Holzmann im Jahr 1912 errichtet wurde, blickt auf eine bedeutsame Vergangenheit zurück – zählte sie doch zu den ersten Wohnbauprojekten, dessen sozialer Anspruch leistbaren und menschenwürdigen Wohnraum zu schaffen im Mittelpunkt stand. Die Konzeption der Kleinwohnungen und der Anlage insgesamt nahmen wesentliche Kriterien der späteren Gemeindebauten vorweg.  

Durch die Sanierung konnte trotz Denkmalschutzes eine bedeutende und bemerkenswerte energetische Verbesserung erreicht werden. Im Dachgeschoss wurden zusätzlich 26 hochwertige und leistbare Wohnungen mit Freiflächen geschaffen. In 93 Wohnungen wurde der Standard angehoben und im Gartenhof 48 Balkone zugebaut. Die Absenkung des Innenhofniveaus ermöglichte eine barrierefreie Anbindung zu allen Stiegenhäusern und die gleichzeitige Verbindung der Höfe miteinander. Zahlreiche begleitende Maßnahmen, wie zB die Neugestaltung der Außen- und Grünanlagen oder die Errichtung eines Gemeinschaftsraumes führten darüber hinaus zu einer wesentlichen Verbesserung der Lebensqualität. 

Das Projekt wurde durch die Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft der Wiener Stadtwerke Gesellschaft m.b.H. (GWSG) in Auftrag gegeben. Die Realisierung erfolgte durch die Planung der Gesellschaft für Stadt und Dorferneuerung Ges.m.b.H. (GSD) und Umsetzung der Lavaro Bau Ges.m.b.H.

 

GOLD „BRAVOUR LEISTUNG“: OBERE DONAUSTRASSE 97-99, 1020 WIEN, GEORG-EMMERLING-HOF 

Das Projekt „Obere Donaustraße 97-99“ im 2. Wiener Gemeindebezirk konnte in der Kategorie „Bravour Leistung“ die Fachjury am meisten überzeugen.  

Der im Jahr 1957 errichtete Gemeindebau wurde nach dem früheren Wiener Vizebürgermeister Georg Emmerling benannt. Verantwortlich für die Planung der Wohnhausanlage waren damals die Architekten Rudolf Holzbauer, Leo Kammel und Lisa Lachner. 

Die Sanierung des denkmalgeschützten Bauwerkes beeindruckt nicht nur schier auf Grund der Größe, sondern auch wegen der besonders herausfordernden Rahmenbedingungen. Die innerstädtische, zentrale Lage direkt am Donaukanal ließ nur eine konzentrierte abgestimmte Baustellenlogistik zu. Auf zwei von drei Seiten umschließt die Straßenbahnlinie 2 den Gebäudekomplex, welche im Zuge der Sanierung umgelegt wurde und teilweise Arbeiten nur nachts nach Abschaltung der Straßenbahn möglich waren. Um den markanten und Ortsbild prägenden Gebäudeteil der Wohnhausanlage wieder in seinen ursprünglichen Facetten erscheinen zulassen, wurden die Gebäudehülle thermisch saniert (Energieverbrauch um mehr als 2/3 reduziert), alle Fenster getauscht und auf ein höheres Schallschutzmaß gebracht. Im Zuge der Sanierung und des DG-Ausbaus wurden 775 m² neue Wohnnutzfläche neuen geschaffen. Die Durchführung der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen erfolgte behutsam und mit Bedacht auf die Bewohnerinnen und Bewohner das Anlage. Ebenfalls hervorzuheben ist das markante Kunstwerk, welches im Jahr 2021 seitens der Künstler Steinbrener/Dempf & Huber auf dem Gebäude angebracht wurde. 

Auftraggeber war die Stadt Wien – Wiener Wohnen, Bauausführendes Unternehmen Zingl Bau G.m.b.H. Die Planung und das Projektmanagement erfolgte durch Neumayer Projektmanagement GmbH.

 

GOLD „WIENER MEISTERLEISTUNG“: HUGLGASSE 1A, 1150 WIEN, BETTINA STIFTUNG 

In der Kategorie „Wiener Meisterleistung“ konnte sich das Projekt „Huglgasse 1A“ im 15. Wiener Gemeindebezirk durchsetzen.  

Das denkmalgeschützte Gebäude wurde 1895 als Bettina-Pavillon errichtet, gestiftet von Baron Albert Salomon Anselm von Rothschild zum Gedenken an seine an Brustkrebs verstorbene Frau. Es ist ein Teil des ehemaligen Kaiserin Elisabeth Spital. Das Gebäude wurde im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt in ein Pflegewohnhaus für 50 Bewohner in vier Wohngruppen umgestaltet.

Ein bestimmendes Sanierungsthema war der Denkmalschutz – speziell für die Fassade samt Fenstern und Außentüren sowie für das zentrale mächtige Hauptstiegenhaus bis zum 1. Obergeschoss und seitlich versetzt weiter ins 2. Obergeschoss. Die historischen Dekorfliesen und Balustraden wurden erhalten und restauriert.

Baulich notwendig war die Entkernung des Gebäudes. Für eine Grundrissoptimierung wurden umfangreiche Eingriffe in die Struktur vorgenommen. So wurden circa 128 Tonnen Stahlträger eingebaut. In den westlichen und östlichen Seiten Risaliten wurde durch die Entkernung jeweils ein großzügiger Aufenthaltsbereich geschaffen, in den westlichen und östlichen Gangbereichen wurde die tragende Mittelmauer bis zu einer Höhe von etwa zwei Dritteln entfernt und Platz für darunter geschobene und in den breiten Gang hineinragende Sanitärzellen der Pflegezimmer geschaffen.

Die Umsetzung der Richtlinien für Pflegewohnhäuser erforderte zwei Fluchtwege pro Trakt sowie Brand- und Evakuierungsabschnitte. Es wurden zusätzlich zwei Außenstahlfluchttreppen und ein Innenfluchttreppenhaus errichtet sowie eine Brandmeldeanlage ausgeführt. Die Barrierefreiheit für das gesamte Gebäude nach ÖNORM B1600 sowie Lichtrufanlage und Desorientierten System ermöglichen den Betrieb als Pflegewohnhaus.

Besonders beeindruckend ist der behutsame Umgang mit der historischen Bausubstanz. Das Gebäude erhielt einen neuen Impuls um heutigen Anforderungen zu entsprechen. 

Auftraggeber war die GESIBA Gemeinnützige Siedlungs- und Bauaktiengesellschaft, Bauausführendes Unternehmen Pittel + Brausewetter. Die Planung erfolgte durch RUNSER/PRANTL architekten.

 

SONDERPREIS FÜR „BAUERNMARKT 1, 1010 WIEN, THE LEO GRAND“ 

Das Projekt „The Leo Grand“ am Bauernmarkt 1 im ersten Wiener Gemeindebezirk wurde von der Jury mit einem Sonderpreis bedacht. Die Grundfesten des Gebäudes reichen bis ins Zeitalter der Renaissance zurück. Nach seiner 300-jährigen bewegten Geschichte wurde das Haus nun akribisch restauriert und unter größtmöglicher Beibehaltung der historischen Substanz, insbesondere auch des historischen Dachstuhls, um zwei neue Dachgeschoße und eine vollständige Unterkellerung ergänzt. Der Innenhof mit seinen Pawlatschen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts versprüht einen besonderen Charme. Um ihn bei jedem Wetter nutzen zu können, wurde der Innenhof mit einem Witterungsschutz aus einer wandelbaren und weltweit einzigartigen Membrandachkonstruktion ausgestattet. Das gesamte Objekt erstrahlt nunmehr in neuem Glanz in der Funktion eines luxuriösen Boutique Hotels mit 76 Zimmer und Suiten, exquisiten Geschäftslokalen und einem Gastronomiebereich.

Die Restaurierung samt umfassendem Um- und Ausbau dieses denkmalgeschützten Barockjuwels in prominentester Lage mit einigen hundert Jahren Baugeschichte erfolgte aus Sicht der Jury durch eine profunde und äußerst sensible Herangehensweise. Nicht nur die Umsetzung, sondern auch die Aufbereitung der Geschichte dieses im Jahr 1715 errichteten Gebäudes, die Befundung des Bestandes mit den flankierenden Untersuchungen und die begleitende Dokumentation waren mustergültig. 

Bauherr war die Lenikus BM1 GmbH, die Planung erfolgte durch M&S Architekten und Lenikus Immobilien GmbH. Bauausführendes Unternehmen Bebau Bauges.m.b.H.
 

Mag. Anna Trummer
Wirtschaftskammer Wien
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