PRAEVENIRE Gesundheitsgespräche Alpbach: vorsichtiger Optimismus bei den Finanzausgleichsverhandlungen Gesundheit und Pflege

PRAEVENIRE Präsident Schelling verweist in seiner Schlussbilanz der Gesundheitsgespräche in Alpbach auf die Dialogkultur und die spannenden Lösungsansätze

Wie ein roter Faden zog sich das Thema Bewegung durch die 10. PRAEVENIRE Gesundheitsgespräche. Stand am Freitag Bewegung theoretisch in Form von Vorträgen und Talks mit Fokus auf den Nutzen von Bewegung zur Verbesserung der psychischen und physischen Gesundheit auf dem Programm, wurde am Sonntag zum Abschluss die Bewegung in Form einer Wanderung zur urigen Jausenstation „Zottahof“ oberhalb von Alpbach in die Praxis umgesetzt. Hier gab Felix Lamezan-Salins, BA, Kabinettschef des Bundesministers für Finanzen, und damit ein fundierter Kenner der Situation, noch Einblicke in den Stand bei den aktuellen Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, der für die nächsten fünf Jahre gelten soll. Derzeit behält der Bund aus den Steuereinnahmen 67 Prozent für sich, der Rest ergeht an Länder und Gemeinden. Letztere sind in die aktuelle Verhandlungsrunde mit der Forderung eingetreten, den Verteilungsschlüssel auf 60 zu 40 zu ändern, wobei ein Prozentpunkt knapp einer Milliarde Euro entspricht. Die Länder argumentieren ihre Forderung mit der Kostensteigerung bei Personal, Energie, Baukosten, Gesundheitsausgaben und im Pflegebereich. Zum Vergleich: Im letzten Finanzausgleich 2017 bis 2021, den PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling noch in seiner damaligen Funktion als Finanzminister abgeschlossen hat, wurden über den gesamten Zeitraum von 5 Jahren 300 bis 400 Millionen neu aufgeteilt. Pandemiebedingt wurde die Geltungsdauer um zwei Jahre bis heuer erstreckt.

Als eine der Folgen der Coronapandemie stand im Vorfeld der Verhandlungen sowohl für den Bund als auch für die Länder und Gemeinden fest, dass nun im Zuge des Finanzausgleichs das Thema Gesundheit und Pflege angegangen werden muss, schildert Lamezan-Salins. Es stand von vornherein fest, dass mehr Geld in diesem Bereich aufgewendet werden muss. Allerdings liegen bei der notwendigen Summe die Vorstellungen weit auseinander. Seitens des Bundes bot man dafür Anfang Juli eine Gesamtsumme von 10 Mrd. Euro in den nächsten fünf Jahren an. Die Vorstellungen der Länder liegen bei je 7 Mrd. pro Jahr. Der Bund zeigt sich gegenüber den Forderungen zurückhaltend, da man in der Pandemie den Ländern und Gemeinden bereits großzügig geholfen habe. Alternativ stellt man von Bundeseite dem Verhandlungsgegenüber einen Solidaritätsfonds in Aussicht, durch den man die Länder und Gemeinden an den Pandemiekosten beteilig könnte. Der Bund habe bei den Finanzausgleichsverhandlungen allerdings immer einen Trumpf in der Hand, so Lamezan-Salins: „Wenn es zu keiner Einigung kommt, wird die derzeitige Regelung fortgeschrieben – das mag keiner der Landeshauptleute“. Es bleibt also spannend.

Zu Beginn der Verhandlungen stand offen, was überhaupt im Bereich Gesundheit und Pflege durch den Finanzausgleich geregelt werden sollte. Gesundheitsminister Johannes Rauch hat gemeinsam mit dem Finanzministerium Länder und Sozialversicherungen aufgesucht und aus dem Bündel an Vorschlägen, die es gab, Maßnahmen definiert. Im Wesentlichen sind dies die Stärkung des niedergelassenen und des ambulanten Bereichs, Ausbau der Telemedizin, der Prävention sowie gemeinsame Impfprogramme. Lamezan-Salins ist sich sicher, dass am Ende der Verhandlungen ein guter Abschluss mit deutlich mehr Geld für den Gesundheits- und Pflegebereich stehen werde. Vorsichtig optimistisch erwartet er dies noch im Herbst dieses Jahres.  

HEISSE EISEN ZUM JUBILÄUM

Anlässlich seines Jubiläums „10 Jahre PRAEVENIRE Gesundheitsgespräche auf der alten Schafalm in Alpbach“ griff der gemeinnützige Verein PRAEVENIRE einige brennende Themen der Gesundheitsversorgung auf und diskutierte mit namhaften Expert:innen Lösungsansätze.

So sprach Univ.-Prof. Dr. CHRISTOPH PIEH schon in der Eröffnungs-Keynote das fehlende Wissen über psychische Gesundheit an und forderte neben einer Fokussierung auf die Früherkennung psychischer Erkrankungen auch „mehr Bewegung, weniger Handy“ – denn Studien beweisen, dass jede Stunde Screentime pro Tag Depressionen um 10 Prozent ansteigen lässt, während Bewegung sich auf die psychische Gesundheit nachweislich sehr positiv auswirkt. Auch Dr. ALEXANDER BIACH, Direktor Stellvertreter der Wirtschaftskammer Wien, griff das Thema Bewegung auf und mahnte, dass mittlerweile 51 Prozent der Österreicher:innen über 15 Jahre übergewichtig sind. Dabei ließe sich mit 100 bis 300 Minuten Bewegung pro Woche die Mortalität in fast allen Erkrankungen signifikant senken, wie Univ.-Prof. Dr. STEFAN NEHRER, MSc., Dekan der Fakultät für Gesundheit und Medizin an der Donau Universität Krems, ausführte.

Welches Potenzial in Österreich selbst schlummert, um die Versorgungsproblematik bei Medikamenten zu verbessern, zeigten eindrucksvoll Mag. BERND GRABNER, Präsident der Dachorganisation europäischer Arzneimittel Vollgroßhändler GIRP und Vorstandsmitglied der PHAGO und der Berater und ehemalige Pharma-Topmanager Dr. CLAUDIO ALBRECHT im Gespräch mit profunden Marktkennern wie Dr. WOLFGANG ANDIEL, Präsident des Österreichischen Generikaverbandes, Mag. GUNDA GITTLER, MBA, Leiterin der Anstaltsapotheke im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz und PRAEVENIRE Vorstandsmitglied und DI Dr. GÜNTER WAXENECKER, Leiter der AGES Medizinmarktaufsicht auf.

Beim traditionellen Höhepunkt der Gesundheitsgespräche in Alpbach, der „Open Alm“ wurden, ausgehend von der MISSCARE Austria“ Studie, an der Univ.-Prof. Mag. Dr. HANNA MAYER, Professorin für Pflegewissenschaft an der Karl Landsteiner Privatuniversität, mitgewirkt hat, Wege aus der Pflegemisere erörtert. Mit Dr. OTHMAR KARAS, Vizepräsident des Europäischen Parlaments und Präsident des Hilfswerks Österreich, Prof.(FH) MARKUS GOLLA, BScN, MScN, Studiengangsleiter am Institut für Pflegewissenschaft, MICHAEL TESAR, MBA, DGKP, Geschäftsführer und fachliche Leitung Pflege bei Curaplus sowie MMag. HEIDEMARIE STAFLINGER von der Arbeiterkammer Oberösterreich, waren hier alle wichtigen Stakeholdergruppen zum Thema Pflege vertreten.

Vor dem Hintergrund hoher Energiepreise und unsicherer Energielieferungen, aber auch der klimatisch deutlich spürbaren Veränderungen besonders brisant war das Thema „Versorgungssicherheit – Energie im Gesundheitsbereich“, bei dem Dr. PAUL RÜBIG, Mitglied des European Economic and Social Committee und Buchautor, sowie Mag. KARL LEHNER, MBA, Geschäftsführer der OÖG (Oberösterreichische Gesundheitsholding), ihre Expertise aus makroökonomischer Sicht und der praktischen Perspektive des Krankenhausbetreibers einbrachten.

Der Digital Austria Act der Bundesregierung sowie der sich abzeichnende Europäische Gesundheitsdatenraum gaben Anlass zu vier Gipfelgesprächen, bei denen neben den vorgenannten Themen auch eine integrierte Versorgung durch Digitalisierung, die Notwendigkeit eines Patient Summary (Notfalldatenübersicht) in ELGA sowie die Idee eines digitalen Gesundheitsführerscheins diskutiert wurden. Einig waren sich die Teilnehmenden quer durch alle vier Gespräche, unter denen sich u.a. Mag. HERWIG LOIDL, MBA MSc, Sprecher des Vorstandes, IHE Austria, Dr. STEFAN SABUTSCH, Geschäftsführung ELGA GmbH, Präsident HL7 & DICOM Austria, Univ.-Prof. Doz. DI Dr. BERNHARD PFEIFER, Direktor des Landesinstituts für integrierte Versorgung Tirol, Leitung Gesundheitsvernetzung und TeleHealth, UMIT Tirol, MMag. Dr. ANDREAS HUBER, Leitung Büro Landesrätin MMag.a Dr.in Cornelia Hagele, Dr. ARNO MELITOPULOS, Leiter Versorgungsmanagement 3, ÖGK, Dr. ARTUR WECHSELBERGER, ehemaliger Präsident der Österreichischen Ärztekammer und ANGELIKA WIDHALM, Präsidentin, Bundesverband Selbsthilfe Österreich befanden, dass die Einführung von Digitalisierungsmaßnahmen mit intensiver Einbindung aller Gesundheitsberufe und guter Kommunikation begleitet werden und auch die digitale Kompetenz in der Bevölkerung entsprechend gesteigert werden müssen.

Bei einem Gipfelgespräch zur Situation im österreichischen Gesundheitswesen im Bereich der Gentherapie, bei dem es darum ging, entsprechende Ansätze für die Finanzierung, den Auf- und Ausbau von Expertise-Zentren und zuweisenden Netzwerken zu beleuchten sowie die entsprechenden Schnittstellen zu ermitteln, diskutierte LR MMag. Dr. CORNELIA HAGELE, Landesrätin für Gesundheit, Pflege, Bildung, Wissenschaft und Forschung in Tirol u.a. mit Dr. THOMAS CZYPIONKA, Stv. Direktor Institut für Höhere Studien (IHS), Head of Health Economics and Health Policy, Mag. (FH) SABINE RÖHRENBACHER, Geschäftsführung Bundesverband Selbsthilfe Österreich (BVSHOE) sowie Hon.-Prof. (FH) Dr. BERNHARD RUPP, MBA, Leiter Abteilung Gesundheitswesen, Arbeiterkammer Niederösterreich.

Als Ausgleich zu den vielen Gesprächen und Diskussionsrunden hatten die Teilnehmer:innen am Samstag die Gelegenheit, bei einem Mobility Check von PhysioAustria ihre Beweglichkeit zu überprüfen und Informationen über das individuelle Sturzrisiko zu gewinnen.  

SCHLUSSBILANZ

„Bei den 10. PRAEVENIRE Gesundheitsgesprächen Alpbach 2023 haben sich heuer wieder das geballte Wissen und die Gestalter:innen des österreichischen Gesundheitswesens versammelt, um Lösungen für die brennendsten Themen im Gesundheitssystem zu erarbeiten. Wir haben eines der höchsten Güter genutzt, das wir in Österreich haben: unsere herausragende Gesprächskultur“, bilanziert PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling. Die Ergebnisse und die durch die Expert:innen erarbeiteten Lösungsvorschläge aus den PRAEVENIRE Gipfelgesprächen und Diskussionsrunden in Alpbach werden im nächsten PRAEVENIRE Jahrbuch zusammengefasst und als Forderungen und Handlungsempfehlungen den Entscheidungsträger:innen aus der Politik und dem Gesundheitsbereich übermittelt. 

Rainald Edel, MBA
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