Korrektur zu OTS0011, 05.10.2023: Warnung vor „lebensqualitätsbedrohender“ Diskussionskultur

Der steirische Landeshauptmann Drexler sieht hysterisches Klima als Hindernis bei Krisenbewältigung

Nach Pandemie, dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und Teuerung steht für den steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler fest: „Ich glaube, dass die große Herausforderung unserer Zeit der Klimaschutz ist.“ Dieser soll mit Forschung und Innovation vorangertrieben werden statt durch Verbote. Bei seinem Impulsreferat zum Auftakt der heurigen Denkwerkstatt St. Lambrecht sah der ÖVP-Politiker aber vor allem ein großes Hemmnis bei der Suche der Politik nach Lösungen: Es gebe „ein zunehmendes hysterisches Klima der Auseinandersetzung“ statt einer Diskussionskultur: „Das ist eigentlich schon lebensqualitätsbedrohend“, sagte er unmissverständlich. 

Bei der dreitägigen Veranstaltung im Stift St. Lambrecht in der Steiermark geht die Denkwerkstatt heuer der Frage nach „Anpacken – Voraussetzungen für Wohlstand und soziale Sicherheit“. Der steirische Landeschef machte bei seinem Referat kein Hehl daraus, dass für ihn Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität zusammengehören. Es handle sich um ein „klug gewähltes Motto“. Widerspruch kam in der Debatte vom Historiker und Schriftsteller Philipp Blom, der bewusst mit einer „kühlen Dusche“ zur Frage Wachstum und Klimaschutz aufwartete: „Dieses Wirtschaftssystem ist nicht sehr krisensicher, es ist nicht krisenfest.“

Drexler warnte mit Hinweis auf die Aufregung um das Sora-Konzept für die SPÖ, den FPÖ-Besuch bei den Taliban und dem Video mit Bundeskanzler ÖVP-Obmann Karl Nehammer: „Jeden Tag haben wir einen beispiellosen Skandal.“ Für ihn seien hingegen zur Bewältigung von Krisen und Herausforderungen wie dem Klimaschutz Zuversicht und Optimismus wichtig. Statt Verzicht solle auf Technologie und Innovation gesetzt werden. „Ich glaube, dass Klimaschutz und Wohlstand vereinbar sind.“

Der steirische Landeshauptmann meinte aber auch offen, „eine gewisse Leistungsbereitschaft“ werde künftig notwendig sein. Man müsse „aus der Mode gekommene Werte“ wie Leistung wieder mehr betonen. So dürfe man auch jenen, die nach dem 65. Lebensjahr noch weiterarbeiten wollen, „nicht Prügel vor die Beine werfen“, sondern müsse Anreize dafür schaffen.

Die Präsidentin der österreichischen Gesellschaft für Versicherungsfachwissen, Elisabeth Stadler, hakte da ein, die ebenfalls den Wert von Leistung hervorstrich: „Für mich heißt Anpacken Eigenverantwortung.“ Wenn man Wohlstand und Lebensqualität auch im Alter haben wolle, seien private und betriebliche Altersvorsorge wichtig. Hier gebe es in Österreich einen Nachholbedarf. „Auch die private Vorsorge für Gesundheit und Pflege ist extrem wichtig“, erklärte sie.

Ihn habe das Tagungsthema sehr gewundert, warf Historiker Blom ein. „Wir steuern auf eine wirklich katastrophale Entwicklung in unserem Land zu“, meinte er angesichts der Klimasituation. Wohlstand dürfe nicht mehr so nah mit Konsum verknüpft sein.

Der Umweltwissenschaftler und Ehrenpräsident des Club of Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker, gab ebenfalls zu bedenken: „Wenn wir mehr Wohlstand dieser Art kriegen, kriegen wir ein schlimmeres Klima.“ Für notwendig hält er eine Entkopplung des Wohlstandes von den Klimaschädigungen. Die Antwort sei aber auch eine bessere Verteilung des Wohlstandes.

Drexler sah keinen Widerspruch zu seiner Ansicht: „Das ist nichts anderes, als wenn ich sage, Klimaschutz muss mit Wohlstand vereinbar sein.“

Am Donnerstag wird die Denkwerkstatt St. Lambrecht unter anderem mit den Herausforderungen der Alterssicherung fortgesetzt. Zum Abschluss am Freitag geht es um das Thema der Glaubwürdigkeit von Institutionen.

Gesellschaft für Zukunftssicherung und Altersvorsorge – Denkwerkstatt St. Lambrecht
Prof. Dr. Johannes M. Martinek
dialog@denkwerkstatt-stlambrecht.org
Wiedner Hauptstraße 57, 1040 Wien
Mobil: 0043 664 314 55 09

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