Soziale Lage in Österreich hat sich durch multiple Krisen verschärft

Erhebung der Statistik Austria sieht Anstieg von absoluter Armut – Regierung hat Gegenmaßnahmen bereits gesetzt

Die soziale Lage hat sich laut einer EU-weiten Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) verschärft: 2023 waren 336.000 Menschen in Österreich erheblich materiell und sozial benachteiligt, das sind rund 135.000 Personen mehr als noch 2022. Der Anteil armutsgefährdeter Personen ist mit 14,9 Prozent praktisch konstant geblieben. „Insbesondere die hohe Inflation hat die Situation von armutsbetroffenen Menschen verschärft“, weiß Sozialminister Johannes Rauch. „Wir haben darauf entschlossen reagiert und im vergangenen Jahr unter anderem das Paket gegen Kinderarmut beschlossen. In den kommenden Jahren müssen wir strukturelle Reformen angehen, die Armut in Österreich verhindern. Dafür müssen wir die soziale Absicherung neu gestalten und eine Kindergrundsicherung umsetzen!“ ***

Für die „EU-Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen“ befragt Statistik Austria jährlich rund 6.000 Privathaushalte. Die Befragungen fanden von März bis August 2023 statt, unmittelbar nachdem die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hatte. Die mittleren Haushaltseinkommen stiegen demnach um 11,9 Prozent – sogar über der Inflation. Gleichzeitig stieg aber auch die Zahl der Personen, die von Armut betroffen waren.

Im vergangenen Jahr waren laut EU-SILC-Erhebung 3,7 Prozent der Bevölkerung erheblich materiell und sozial benachteiligt, das entspricht insgesamt 336.000 Personen. Sie konnten sich viele Dinge des täglichen Lebens wie Miete, Heizen oder Lebensmittel und unerwartete Ausgaben bis 1.370 Euro nicht leisten. Im Jahr 2022 waren es 201.000 Personen (2,3 %), bei der Erhebung 2020 rund 259.000 Personen (3 %).

Kinder und Jugendliche sind vergleichsweise öfter von Armut betroffen als Erwachsene. Rund 5,3 Prozent der Menschen unter 18 Jahren (88.000 Personen) waren erheblich materiell und sozial benachteiligt. Demgegenüber waren es bei den Über-65-Jährigen 1,9 Prozent (30.000 Personen).

ARMUTSGEFÄHRDUNG WEITGEHEND STABIL

Die Armutsgefährdung ist hingegen trotz hoher Inflation weitgehend stabil geblieben: Der Anteil an Betroffenen ist um 0,1 Prozentpunkte auf 14,9 Prozent gestiegen – das entspricht rund 1,3 Millionen Menschen in Österreich. Besonders armutsgefährdet sind Alleinerziehende (41 %) oder Familien mit mindestens drei Kindern (31 %). Ohne Sozialleistungen und Pensionen würde der Anteil armutsgefährdeter Menschen sogar bei 42 Prozent liegen. Das verdeutlicht die positive Wirkung des österreichischen Sozialstaats.

RAUCH: ARMUT BEENDEN BRAUCHT REFORMEN

Sozialminister Johannes Rauch sieht sich durch die aktuellen Zahlen in der Notwendigkeit bestätigt, grundlegende Reformen anzugehen. „Die Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Mieten und Energie haben die Situation von Menschen in Armut verschärft. Das Paket gegen Kinderarmut kam Mitte 2023 genau zum richtigen Zeitpunkt. Mit 60 Euro pro Kind und Monat konnten wir armutsgefährdeten Familien viele Sorgen nehmen“, ist Rauch überzeugt.

Um Armut langfristig wirksam zu bekämpfen, brauche es nun strukturelle Maßnahmen. Für Rauch hat die unter schwarz-blau eingeführte Sozialhilfe „wesentlichen Anteil“ daran, dass manche Menschen nicht genug Geld für Miete, Heizung oder Lebensmittel haben. „Für ein Land wie Österreich ist das beschämend“, betont Rauch. „Für mich ist klar: Es braucht eine Mindestsicherung neu, die ihren Namen wirklich verdient. Das ist eine der wesentlichen Aufgaben für die nächsten Jahre.“

Als „besorgniserregend“ bezeichnet der Sozialminister die steigende Kinderarmut in Österreich: „Dass Kinder in Armut aufwachsen müssen, ist für mich völlig inakzeptabel. Kinderarmut verbaut ihnen Zukunftschancen und kostet uns enorm viel Geld – laut OECD-Studie jährlich über 17 Milliarden Euro.“ Rauch setzt sich daher für eine Kindergrundsicherung ein, die bestehende Leistungen bündelt und Kindern einen guten Start ins Leben ermöglicht. „Die nächste Bundesregierung wird nicht drum herumkommen, sich diesem Thema anzunehmen“, so Rauch abschließend.

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