„kulturMontag“: Ausblick auf Bachmann-Burg-Ära, Plattencover-Kunst von Hipgnosis, True Story zum „Dritten Mann“

Danach: Dokupremiere „Shake Stew – Jazz für alle“ – am 29. April ab 22.30 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 29. April 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 blickt zunächst auf eine bevorstehende neue Ära am Wiener Burgtheater, dessen Leitung ab der nächsten Saison der Schweizer Stefan Bachmann übernimmt. Weiters widmet sich die Sendung einer neuen Dokumentation über die legendären britischen Designkünstler Hipgnosis, die Kult-Plattencover von Größen wie Pink Floyd, Led Zeppelin, Paul McCartney oder Genesis gestalteten. Außerdem geht es u. a. um die wahre Spionage-Story hinter dem „Dritten Mann“, die ein neuer Krimi der Historikerin und Autorin Karina Urbach thematisiert. Anschließend an das Magazin zeigt ORF 2 anlässlich des „Internationalen Tags des Jazz“ am 30. April (Details zum ORF-Schwerpunkt unter presse.orf.at) das neue TV-Porträt „Shake Stew – Jazz für alle“ (23.15 Uhr) über die gleichnamige Ausnahmeformation als Aushängeschild des jungen, hippen Jazz in Österreich.

Ein Troubleshooter für die Burg – Wie tickt Neo-Direktor Stefan Bachmann?

Er gilt als experimentierfreudiger Sonnyboy und als teamfähiger Troubleshooter. Seine Inszenierungen haben eine popkulturelle Lässigkeit und verströmen verführerische Leichtigkeit. Der Schweizer Theatermacher Stefan Bachmann übernimmt im Herbst das traditionsreiche Wiener Burgtheater und stellte jetzt seine Pläne vor. Für den 56-jährigen Zürcher ist dies eine Art Heimkehr, war er doch von 2008 bis 2012 als Hausregisseur tätig und brachte seine Leidenschaft für österreichische Dramatiker:innen auf die Bühne, wie etwa seine schräge Inszenierung von Elfriede Jelineks „Winterreise“ oder Ferdinand Schmalz‘ „Jedermann“-Überschreibung „jedermann (stirbt)“. Seine Liebe zum Theater manifestierte sich schon in der Zeit als Student der Germanistik und allgemeinen Literaturwissenschaft, als er als Statist viel Zeit am Schauspielhaus Zürich verbrachte. Später hospitierte er in Berlin bei Luc Bondy. Seinen ersten Chef-Posten an einem großen Haus ergatterte er im jungen Alter von 32 Jahren als Schauspieldirektor am Theater Basel, das gleich in der ersten Saison zum „Theater des Jahres“ gekürt wurde. Von 2013 an war er Intendant am Schauspielhaus in Köln, wo er allerdings ein König ohne Königreich war, musste doch das Theater dringend saniert werden. Rasch fand der umtriebige Schweizer für sein Team in ehemaligen Industriehallen eine Ersatzbühne und hatte auch damit Erfolg. Ganz im Gegensatz zu den improvisierten Theaterhallen übernimmt Stefan Bachmann nun das altehrwürdige Burgtheater. Hier wird von ihm erwartet, dass er die Auslastungszahlen mit seinem Programm wieder in die Höhe treibt und damit neues Publikum anspricht. Was hat der neue Burg-Chef vor? Wie sieht er seine Aufgaben und Herausforderungen als künstlerischer Direktor? Und: wie tickt der Neo-Direktor? Das versucht Peter Schneeberger im Gespräch mit Stefan Bachmann auszuloten.

Die Freaks der Hüllen – Anton Corbijns Doku über die Kunst von Hipgnosis

Was macht ein gutes Plattencover aus? Für die Generation Z oder gar Alpha scheint das eine absurde Frage, konsumieren sie doch nahezu ausschließlich von Streaming-Diensten, in denen gerade einmal ein winziges Bildchen zu den Titeln erscheint. Geht man zurück in die 1960er Jahre, lässt sich rasch feststellen, dass das Design eines Albumcovers oft eine kreative Offenbarung war. Insbesondere jene des legendären britischen Designstudios Hipgnosis, das sich mit surrealen Covers für Pink Floyd, Led Zeppelin, Paul McCartney, Yes, Genesis oder Emerson, Lake & Palmer einen Namen machte. Ein aufblasbares Schwein oder eine einsame schwarz-weiße Kuh, Bilder, wie aus einem Drogentrip, entwarfen Storm Thorgerson und Aubrey Powell etwa für Pink Floyd und setzten damit Maßstäbe für Generationen westlicher Rockmusik. In ihren Kreationen waren oft weder Fotos noch Namen der Bands oder die Titel zu sehen. Meist wurden sie von den Musikern selbst beauftragt und nicht von Managements oder Marketing-Agenturen, die lange nicht verstanden, dass solch lose und assoziative Ideen kleine Kunstwerke darstellen und der Kult darum die Verkäufe anschiebt. Anton Corbijn, selbst ein legendärer Starfotograf, der sich mit Filmen wie „Control“ über Joy-Divison-Sänger Ian Curtis auch als Regisseur international einen Namen machte, erzählt in seinem neuen Dokumentarfilm „Squaring the Circle: The Story of Hipgnosis“ die Geschichte der kreativen Köpfe hinter den Covern. Zu Wort kommen u. a. Weggefährten und Freunde von Hipgnosis wie Paul McCartney, Jimmy Page, Robert Plant, Peter Gabriel, Roger Waters und David Gilmour. Hauptgesprächspartner ist aber der Fotograf Aubrey Powell – das letzte verbliebene Gründungsmitglied von Hipgnosis.

„Das Haus am Gordon Place“ – Die wahre Spionage-Story hinter dem „Dritten Mann“

Mit dem mit Orson Welles und Joseph Cotton starbesetzten Thriller „Der Dritte Mann“ hat der britische Regisseur Carol Reed Filmgeschichte geschrieben. Basierend auf dem Drehbuch des Romanciers Graham Greene zeigt Reed in der Spionage-Geschichte um den Schmuggler Harry Lime alias Welles ein Nachkriegs-Wien, wie es bis dahin nicht auf der Leinwand zu sehen war: dunkle Seiten, Kriegsruinen und die Kanalisation, aber auch pittoreske Gassen der Innenstadt und Wiener Wahrzeichen wie das Riesenrad. Doch hinter dem Oscar-prämierten Film steckt auch eine wahre Agenten-Story, wie die in London tätige deutsche Historikerin und Autorin Karina Urbach recherchiert hat. Ein guter Teil der Filmcrew sollen nämlich echte Agenten gewesen sein. Ursprünglich wollte Urbach ein Sachbuch über die Verstrickungen des MI 6 bei den sieben Wochen lang dauernden Dreharbeiten im Jahr 1948 in Wien schreiben. Da die Quellenlage dafür nicht ausreichte, weil der britische Geheimdienst bis heute Dokumente zurückhält, hat sie einen Krimi daraus gemacht. In „Das Haus am Gordon Place“ will sie den Produzenten Sir Alexander Korda, Drehbuchautor Graham Green und Regisseur Carol Reed als Spione des MI 6 entlarven. Für die Filmemacher und ihre Auftraggeber war Wien ein interessantes Pflaster. Denn 1948 standen die westlichen Alliierten in Wien unter Druck. Die Sowjetunion wurde in der Region immer stärker, die Tschechoslowakei und Ungarn wurden kommunistisch, und im Juni 1948 sperrten sowjetische Truppen alle Zufahrtswege nach West-Berlin. Auch Karina Urbachs Vater war zu dieser Zeit in Wien. Er arbeitete beim Counter Intelligence Corps, dem militärischen Nachrichten-Dienst der US-Armee. Genau in dieser Zeit wurden drei Abhörtunnel gebaut, wollte man doch den sowjetischen Telefonverkehr anzapfen. Für die Abhöraktion – so Urbachs These – brauchte es ein gutes Ablenkungsmanöver. Und dazu waren die Dreharbeiten für den Wiener Schmuggel-Thriller perfekt geeignet.

TV-Porträt „Shake Stew – Jazz für alle“ (23.15 Uhr)

Shake Stew sind das internationale Aushängeschild der jungen österreichischen Jazz-Szene. Seit 2016 verschmilzt das u. a. mit dem Deutschen Jazzpreis oder dem Amadeus Austrian Music Award ausgezeichnete Septett Jazz-Musik mit treibenden Rhythmen und eingängigen Melodien zu einer magischen Mixtur, die sowohl zum faszinierten Zuhören als auch ekstatischen Tanzen einlädt. In der neuen ORF-Kulturdokumentation „Shake Stew – Jazz für alle“ – zu sehen anlässlich des Internationalen Tags des Jazz (30. April) – begleiten die Filmemacher Dietmar Petschl und Siegfried Steinlechner die Shootingstars bei Konzerten im In- und Ausland, beleuchten die Herangehensweise und Motivation der einzelnen Bandmitglieder – und erzählen damit nicht nur die Geschichte einer außergewöhnlichen und mitreißenden Ausnahmeformation, sondern porträtieren den jungen, hippen Jazz aus Österreich.

Zwei Schlagzeuge, zwei Bässe, zwei Saxofone, eine Trompete – mit diesem Instrumentarium schaffen Shake Stew ihre genreübergreifende wie verbindende Musik. Kostüme, Tanzeinlagen und Videoclips ergänzen das Bandkonzept zu einem multimedialen Gesamtkunstwerk. Das Klischee, dass Jazz eine schwierige, unzugängliche Musik sei, widerlegt das Septett regelmäßig. Shake Stew begeistert sogar ein ungewöhnlich junges Publikum, auf das die Bandmitglieder immer wieder aktiv zugehen – zum Beispiel mit Konzerten und Sessions speziell für Schülerinnen und Schüler.

Der Bassist, Komponist und Bandleader Lukas Kranzelbinder hat die Formation anlässlich eines Kompositionsauftrags für das Jazzfestival Saalfelden 2016 gegründet. Das Projekt war ursprünglich nur für ein Jahr angelegt. Die große Aufmerksamkeit, die der Gruppe jedoch bald international zuteilwurde, hat ihn ermutigt, weiterzumachen. Die immer wieder wechselnden Besetzungen spiegeln ein Who’s who der jungen österreichischen Jazzszene wider – und zeigen exemplarisch, wie lebendig und vielfältig diese ist. Zugänglich, aber nie banal, aufregend neu, und doch tief verwurzelt in der Jazztradition – das ist die Musik von Shake Stew.

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