Thematische Highlights und Ergebnisse des AHF-Schladming 2024

Das Who-is-Who des österreichischen Gesundheitswesens traf sich im Kongresszentrum in Schladming, um Lösungen für die akuten Herausforderungen des Gesundheitssystems zu erarbeiten.

VON DONNERSTAG BIS SAMSTAG TRAF SICH DAS WHO-IS-WHO DES ÖSTERREICHISCHEN GESUNDHEITSWESENS IM KONGRESSZENTRUM IN SCHLADMING, UM LÖSUNGEN FÜR DIE AKUTEN HERAUSFORDERUNGEN DES ÖSTERREICHISCHEN GESUNDHEITSSYSTEMS ZU ERARBEITEN. DIE HIGHLIGHTS DES PROMINENT BESETZTEN KONGRESSES WAREN UNTER ANDEREM DIE ERSTELLUNG EINES „COMMUNITY-MANIFESTS“, EINES FORDERUNGSKATALOGS AN DIE NÄCHSTE BUNDESREGIERUNG, SOWIE DER AUFRUF ZUR MUTIGEN FEHLERKORREKTUR IN KOMPLEXEN PROZESSEN DURCH DEN DEUTSCHEN SOZIOLOGEN UND BUCHAUTOR PROF. HARALD WELZER. 

DIE MACHT DER SCHWARMINTELLIGENZ – DAS AHF COMMUNITY-MANIFEST AN BM RAUCH ÜBERGEBEN

Eines der erklärten Ziele des AHF-Schladming war es, die „Schwarmintelligenz“ der vor Ort versammelten Berufsgruppen zu nutzen, um einen Forderungskatalog für die neue Bundesregierung zu entwerfen. Harald Katzmair und sein Team von FAS Research sammelten alle drei Tage Themen der Community vor Ort. Sie erstellten aus den 560 Einmeldungen und anhand eines abschließenden Votings zwölf Prioritäten-Cluster. Am Samstag wurde das „Manifest“ von Christoph Hörhan, Gründer des Austrian Health Forum, an Gesundheitsminister Johannes Rauch übergeben. Hörhan dazu: „Mit dem Manifest haben wir einen gemeinsamen Richtungssinn in der Gesundheit entwickelt. Jetzt geht’s darum dieses Verständnis umzusetzen.“ Acht der insgesamt zwölf Forderungen:

1.   PRÄVENTION & GESUNDHEITSFÖRDERUNG: Ausbau von personalisierten Präventions- und Gesundheitsförderungsprogrammen sowie Stärkung der Impfbereitschaft

2.   FINANZIERUNG AUS EINER HAND: Auslotung von Reform-Möglichkeiten zur Vereinheitlichung der Finanzierungsquellen und Abbau von Doppelgleisigkeiten und Bürokratie

3.   INTEGRIERTE, ZIELGENAUE UND NIEDERSCHWELLIGE VERSORGUNG: Entlastung der Spitäler durch Stärkung der integrierten Primärversorgung sowie niederschwelligere Angebote von Apotheken, Community Nurses, 1450 und anderen Gesundheitsberufen

4.   HEALTH LITERACY: Förderung der Gesundheitskompetenz durch Bildungseinheiten und Verbesserung des Zugangs zu gesicherten Gesundheitsinformationen

5.   EINHEITLICHER ÖSTERREICHISCHER DATENRAUM: Schaffung eines institutionenübergreifenden „Health Data Space“, der die gesamte Patient:innenreise abbildet

6.   ATTRAKTIVIERUNG DER GESUNDHEITSBERUFE: Verbesserte Rahmenbedingungen für Kassenärzt:innen und Pflegeberufe sowie leichterer Zugang zur Rot-Weiß-Rot-Karte

7.   E-HEALTH UND KI: Weiterverfolgung einer umfassenden E-Health-Strategie sowie Ausbau der Nutzung von Künstlicher Intelligenz zur Entlastung des medizinischen Personals

8.   DER/DIE BETEILIGTE & ORIENTIERTE PATIENT:IN: Stärkere Einbindung der Patient:innen, Patient:innen-Organisationen und Angehörigen in alle Entscheidungsprozesse sowie bessere Lenkung zum „Best point of care“  

KEYNOTE I – „WIR MÜSSEN AUFHÖREN, ZUSTÄNDE ZU KORRIGIEREN UND ANFANGEN, PROZESSE ZU KORRIGIEREN.“

So lautete eine der zentralen Botschaften des deutschen Buchautors, Soziologen und Sozialpsychologen PROF. HARALD WELZER, der als einer der drei Keynote-Speaker des AHF- Schladming am Donnerstag den Auftakt machte. „Es geht darum zu lernen, wie man komplexe Prozesse verstehen und lenken kann. Wir sind immer zu spät dran, weil Gesellschaft und Politik immer mit der Gegenwart beschäftigt sind. In einem komplex gewachsenen System wie dem österreichischen Gesundheitssystem ist so eine Herangehensweise wenig effektiv, aufwändig und teuer – und am Ende verlieren immer alle. Ein angemessener Zeitraum, um Veränderung in einem komplexen System effizient zu gestalten, wären mindestens 10 Jahre. Allerdings braucht es auch den Mut und die Fähigkeit, in diesen zehn Jahren Fehler zu korrigieren und Prozesse auch abzubrechen.“  

KEYNOTE II – „MENSCHEN HABEN AKTUELL NUR NOCH 8 SEKUNDEN AUFMERKSAMKEITSSPANNE, DAS IST WENIGER ALS EIN GOLDFISCH HAT.“

Auf dieser Erkenntnis aus der Gehirnforschung basierte die erlebnisorientierte Keynote der Unternehmerin, Autorin und Young Global Leaderin des Weltwirtschaftsforums LISA WITTER zum Auftakt des AHF-Schladming. Was klingt wie ein vermeintlicher Grund zur Resignation – angesichts multipler Probleme – ist für die erfolgreiche Strategin und Unternehmerin genau das Gegenteil: Ein Aufruf zum Optimismus und zum radikalen Fokus auf den Mindset und die neuen Fähigkeiten, die Leadership im 21. Jahrhundert braucht – inklusive der Reduktion des Denkens als Problemlösungskompetenz. Denn: „Wir haben ein politisches System, das aus dem 18. Jahrhundert stammt, Regierungsstrukturen aus dem 19. Jahrhundert, nutzen Technologien aus dem 20 Jahrhundert und versuchen damit, strukturelle Probleme des 21. Jahrhunderts zu bewältigen“, resümiert Witter. In ihrer Keynote zeigte sie anhand von konkreten Beispielen, wie vermeintlich unlösbare Probleme lösbar werden und erzählte dabei von Medikamentenlieferungen via Drohnen in Tansania und warum Politker:innen in Australien ihr Rollenverständnis ändern mussten, um den steigenden Bedarf an psychischer Versorgung in der Bevölkerung zu ermöglichen. Außerdem erfuhren die Teilnehmer:innen, wie Papierflieger bei der Lösung von Problemen helfen und was das österreichische Gesundheitssystem mit dem Hackbraten der Großmutter zu tun hat… 

CHEFANALYST PETER FILZMAIER UND BUNDESMINISTER RAUCH UNTERSTRICHEN VERTRAUEN ALS WESENTLICHEN „HEILFAKTOR“.

Als effektive „Behandlung“ für unser System wurde – passend zum Hauptthema des Kongresses – von vielen Systemkenner:innen die Notwendigkeit der Wiederherstellung und Stärkung des Vertrauens zueinander unterstrichen. Dazu Analyst Peter Filzmaier in seiner Keynote: „Geht das Vertrauen verloren, gerät von der guten Behandlung der Patienten bis zur Akzeptanz der Gesundheitseinrichtungen alles ins Wanken. Schuld sind die Akteure im Gesundheitssystem, die oft nur Negativkommunikation gegen den jeweils anderen betreiben. So schafft man ganz sicher kein Vertrauen.”

Dazu BUNDESMINISTER JOHANNES RAUCH: „Ohne das Vertrauen der Akteure untereinander ist politische Entscheidungsfindung kaum möglich. Nur mit dem Vertrauen und der Zustimmung der Menschen gewinnen wir wichtige Daten, die für die Steuerung des Systems und für die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden nötig sind. Authentische Kommunikation ist der Schlüssel, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Das Gegenüber ernst nehmen, zuhören, den Menschen ehrlich erklären, was geht und was nicht geht.“ Und die AHF-Kuratorin und Direktorin für die Öffentliche Gesundheit, KATHARINA REICH betonte die Bedeutung des Austrian Health Forum für diesen vertrauensvollen Lösungsfindungsprozess: „Beim Austrian Health Forum konnten sich die zahlreichen Akteure des österreichischen Gesundheitssystems zu den Zukunftsthemen austauschen, um für die Bevölkerung auch weiterhin eine niederschwellige und hochwertige medizinische Versorgung sicherzustellen.“  

„Das Kongressthema Vertrauen als Fundament eines erfolgreichen Gesundheitssystem hat sich als Volltreffer erwiesen. Wir freuen uns über die Teilnahme und Zustimmung von allen 400 Teilnehmer:innen“, so AHF-Gründer Christoph Hörhan. „In Zeiten, wo die Umsetzung der Gesundheitsreform auf der Kippe steht, ist es umso wichtiger, alle Verantwortlichen zusammenzubringen und die gemeinsamen Ziele in den Vordergrund zu stellen.“

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