„kreuz und quer“ über „Jesus und seine Jüngerinnen“ – am 18. Juni ab 22.30 Uhr in ORF 2

Danach: „Mit Rucksack leichter werden“ über die besondere Anziehungskraft der Fußwallfahrt

Wien (OTS) – Die traditionelle Geschichte über die Entstehung des Christentums ist von Männern dominiert. Nur Männer galten als Apostel, dachte man lange. Frauen hätten eine unbedeutende Rolle als Jungfrauen oder bekehrte Prostituierte gespielt. Doch nun suchen die Bibelexpertinnen und Historikerinnen Helen Bond und Joan Taylor nach Belegen, dass Frauen die Anfänge des Christentums in entscheidender Weise mitbestimmt haben. „kreuz und quer“ zeigt dazu am Dienstag, dem 18. Juni 2019, um 22.30 Uhr in ORF 2 die Dokumentation „Jesus und seine Jüngerinnen“ von Anna Cox.

Um 23.20 Uhr berichtet Helmut Manninger in „Mit Rucksack leichter werden“ über die besondere Anziehungskraft der Fußwallfahrt auf Judenburgerinnen und Judenburger, die sich alle drei Jahre auf den 74 Kilometer langen Weg nach Maria Waitschach in Kärnten machen.

„Jesus und seine Jüngerinnen“ – Ein Film von Anna Cox (deutsche Bearbeitung: Margarita Pribyl)

Im engsten Kreis um Jesus spielten offensichtlich einige Frauen eine bedeutende Rolle. Neben den biblischen Hinweisen zeigen neue archäologische Entdeckungen in Höhlen und Katakomben in Israel und Italien, dass die Jesusbewegung ohne die Frauen kaum Chancen gehabt hätte, sich so weit zu verbreiten, wie sie es tatsächlich getan hat.

Die beiden Bibelwissenschafterinnen Helen Bond und Joan Taylor suchen in den kanonischen Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes nach Hinweisen. In Israel begeben sie sich auf Spurensuche nach Maria Magdalena, ihrem Namen und ihrer wahren Rolle. Sie kommen zur Überzeugung, dass Magdalena eine unabhängige, starke Frau war und nicht mit der Prostituierten in den Evangelien gleichgesetzt werden darf, wie es in den meisten traditionellen Darstellungen und auch in Filmen bis heute oft geschieht. Denn Marias Beiname „Magdalena“ könne sich nicht nur auf einen Ort, sondern auch auf ihre Persönlichkeit beziehen.

In Tiberias am See Genezareth wollen Bond und Taylor mehr über „Johanna, die Frau des Chuzas“ (Lk 8,3), herausfinden – die Frau eines hohen Beamten von Herodes Antipas, die sich der Jesusbewegung anschloss. In der Bibel wird sie an zwei Stellen des Lukas-Evangeliums genannt: Als finanzielle Sponsorin der Jesusbewegung und als Zeugin der Auferstehung Jesu.

Im Markus-Evangelium finden Bond und Taylor eine Passage, die sie darauf schließen lässt, dass Jesus nicht nur die zwölf Apostel aussandte; Jesus habe mit diesen gemeinsam auch Frauen ausgesandt. Und ein Fresko aus dem 6. Jahrhundert, das in den San-Gennaro-Katakomben Neapels erst vor einigen Jahren freigelegt wurde, deutet auf eine hohe Amtsträgerin der christlichen Gemeinde in dieser Stadt.

Doch warum verschwanden die Frauen weitgehend aus der Geschichtsschreibung? Die beiden Wissenschafterinnen begeben sich auf eine Reise, um dies herauszufinden. Waren die Jüngerinnen Jesu wirklich entscheidend für seine Bewegung? Beim Predigen, Heilen, Taufen und sogar bei der Finanzierung? Die Recherchen von Joan Taylor und Helen Bond versuchen den Blick zu schärfen und die bisher männerdominierte Geschichte des Christentums in einem neuen Licht zu sehen.

„Mit Rucksack leichter werden“ – Ein Film von Helmut Manninger

Fast ist es eine heilige Pflicht, wenn sich alle drei Jahre Judenburgerinnen und Judenburger auf den Weg machen. 74 Kilometer über Berg und Tal. Sogar in der Nacht wird gegangen. Getreu dem Gelöbnis ihrer Vorfahren, das ins Mittelalter zurückreicht. Damals haben die Judenburger versprochen, alle drei Jahre zu Maria zu pilgern und „diese gottselige Handlung nie zu unterlassen“. Als Dank für Schutz vor Feuer und feindlichen Übergriffen.

„Gerade in der heutigen Zeit ist es besonders wichtig, zu seinem ,Ja-Wort‘ zu stehen, auch wenn es vor mehr als 500 Jahren gegeben wurde“, ist Pfarrer Leopold Städtler überzeugt. Seit 1962 ist er regelmäßig mit dabei, wenn zu Fuß nach Maria Waitschach in Kärnten gepilgert wird, und er ist mit Abstand der Älteste. Unter den Pilgerinnen und Pilgern sind nicht nur brave Kirchgängerinnen und Rosenkranzbeter. Eine Fußwallfahrt wie diese, das gemeinsame Pilgern an sich, hat eine besondere Anziehungskraft. Sie schenkt Zeit und oft auch Erkenntnis. Bin ich auf dem richtigen Weg oder muss es in Zukunft anders weitergehen? Und je länger man geht und je höher man raufkommt, umso leichter wird man, sagen die Wallfahrerinnen und Wallfahrer. Obwohl der Rucksack gleich schwer geblieben ist – und so mancher im Herzen ganz viel mitträgt.

Auf dem gemeinsamen Weg nach Maria Waitschach kommen die Pilgerinnen und Pilger, ein paar hundert sind es wieder, im kleinen Dorf St. Wolfgang vorbei. Das bedeutet für viele eine idyllische, allerdings kurze Nacht im Heustadl.

Sich austauschen, ungezwungen Gemeinschaft erleben, und sich ein wenig Gedanken machen, wofür man Danke und Bitte sagen will. Das ist es, warum die meisten nach Maria Waitschach gehen. Und sich den Segen holen und Spenden bringen – im Jahr 1583 waren es zwei Gulden für eine Kerze. Heute, fast ein halbes Jahrtausend später, sind es ein paar Tausend Euro für die Kirchenrenovierung.

„Wieder Christ sein, statt Egoist sein. Eine Wallfahrt kann dazu beitragen“, sagt Pfarrer Städtler, der es auch diesmal wieder gut geschafft hat. Auf einmal wird begonnen zu teilen, ganz gleich, ob die Jause oder die Sorgen. Und es wird mitgetragen – mitunter der schwere Rucksack des anderen – auch der, der unsichtbar ist. Auch bei der nächsten Judenburger Wallfahrt.

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