FW-Velbert: Feuerwehr übte im Tunnel Pkw-Brand mit Verletzten

Velbert (ots) – Die Kulisse war durchaus beeindruckend: Mit einer Reihe von Verrauchungs- und Brandversuchen hat die Velberter Feuerwehr gemeinsam mit dem Landesbetrieb Straßen NRW, der Polizei und der städtischen Straßenverkehrsbehörde die neuen Sicherheitseinrichtungen im Tunnel Langenberg überprüft und mit einer abschließenden Übung die Zusammenarbeit der Beteiligten geprobt. Ohnehin muß die Feuerwehr laut gesetzlicher Vorgabe jedes Jahr ein sogenannte Teilübung, alle vier Jahre eine Vollübung in dem Tunnel durchführen.

Seit Anfang Mai war die 486 Meter lange Röhre, die den Verkehr an der Langenberger Altstadt vorbeiführt, wegen umfangreicher Nachrüstungsarbeiten an der Betriebs- und Sicherheitstechnik gesperrt. “Insbesondere wurden im Tunnel die Belüftungstechnik sowie die Notruf-, Kommunikations- und Orientierungseinrichtungen zur Verbesserung der Selbstrettungsmöglichkeiten der Tunnelnutzer ertüchtigt”, erläutert Diplom-Ingenieur Jörg Westmeier von der Projektgruppe Tunnel des Landesbetriebs Straße NRW, Autobahnniederlassung Krefeld. Des weiteren wurde eine ereignisorientierte Videoüberwachung eingebaut, die selbständig bei Unregelmäßigkeiten – etwa ein Unfall oder ein liegengebliebenes Fahrzeug – Alarm schlägt. Dazu wurden je Fahrtrichtung acht Kameras installiert, je eine weitere an den beiden Tunnelportalen.

Auf den neuesten Stand wurden auch die – nun digitale – Funktechnik für Polizei und Feuerwehr sowie die Notrufeinrichtungen gebracht: “Wie beim Telefon zu Hause wurde auf die Internet-Technologie Voice over IP umgestellt”, so Westmeier. Neu sind auch die Leiteinrichtungen sowie die Fluchtweg- und Orientierungsleuchten. Eine ausgefeilte Strömungsmeßsensorik überwacht die Luftbewegungen im Tunnel – wichtig insbesondere, wenn es brennen sollte. Ein neues, durchlaufendes Brandmeldekabel im Scheitel der Röhre registriert Temperaturänderungen, die auf ein Feuer hinweisen und löst im Ernstfall automatisch einen Feueralarm aus , dazu gibt es Sichttrübungs- und Rauchdetektoren, die in der Lage sind, Nebel von Rauch zu unterscheiden. Erneuert wurden unter anderem auch die Verkehrstechnik, die unabhängige Stromversorgung, die gewährleistet, daß die Tunneltechnik auch bei einem Stromausfall noch eine Zeit lang funktioniert, und die Lautsprecheranlage: “Durchsagen hören Sie jetzt auch im geschlossenen Fahrzeug bei laufender Tunnellüftung”, sagt Westmeier.

Mit einer Brand- und Verrauchungsanlage des Instituts für Industrieaerodynamik an der Fachhochschule Aachen wurde die neue Technik gestern auf die Probe gestellt. Dazu verdampfte die computergesteuerte Anlage in der Tunnelmitte ein medizinisches, gesundheitsunschädliches Öl, um den Tunnel realitätsnah zu verrauchen. Binnen kurzer Zeit füllt sich die Röhre, doch wie von Geisterhand sammelt sich der Rauch unter der Decke und zieht in Richtung Ausgang Hauptstraße ab. Kurz darauf zünden die Brenner, die sich in der ausgeräumten Karosse eines Opel Omega befinden. Augenblicke später löst die Brandmeldeanlage aus und setzt das vollautomatische Notfallprogramm in Gang: Zusätzlich zu den Ampeln schließen die Schranken an den Tunneleingängen die Zufahrt, Lautsprecher fordern die Autofahrer auf, rechts an den Fahrbahnrand zu fahren und den Tunnel zügig zu verlassen. Zeitgleich fährt die Beleuchtung hoch, die Längsmarker – Leuchten am Boden längs der Fahrbahn – und die Fluchtweg- und Orientierungsleuchten schalten auf doppelte Helligkeit. Das Brandluftprogramm startet und tariert die Lüftung so aus, daß der Rauch unter der Decke abgetrieben wird und Betroffenen im Tunnel die Flucht ermöglicht. Dabei berücksichtigt die Anlage die gerade vorherrschende natürliche Luftströmung in der Röhre.

Unterdessen fahren am Portal Donnerstraße die ersten Fahrzeuge der Langenberger Löschzüge an, die von der Leitstelle in Mettmann nach der Auslösung der Brandmeldeanlage alarmiert wurden. Der Leiter der Feuerwehr, Frank Kapuczinski, hatte ein Übungsszenario entworfen: Danach hatte es in der Mitte des Tunnels einen Unfall gegeben, bei dem zwei Personen verletzt wurden und ein Pkw in Brand geriet. Zwei Trupps unter Atemschutz rücken mit Schläuchen auf einem Rollwagen zur Menschenrettung und Brandbekämpfung vor, während am Tunneleingang die Einspeisung von Löschwasser in die durch den gesamten Tunnel verlaufende Trockenleitung vorbereitet wird. Nachdem die beiden durch Puppen dargestellten Verletzten in Sicherheit gebracht wurden, geben die Einsatzkräfte Wasser auf zwei C-Rohre – setzen aber nicht die teure Simulationstechnik unter Wasser, sondern halten die Strahlrohre zu Testzwecken in Richtung Tunnelausgang. Zur Entrauchung und Belüftung kann die Feuerwehr die Lüftung durch die Tunnelleitzentrale in Duisburg regeln lassen oder auch vor Ort von Hand selber steuern. Was ohne Lüftung passiert, zeigt sich bei einem Versuch: Binnen weniger Sekunden ist die Hand vor Augen nicht mehr zu sehen. Unterdessen sorgen die Ventilatoren dafür, daß der Rauch am Ausgang Hauptstraße ins Freie geblasen wird. Hier sperrt die Polizei den Kreuzungsbereich, der vollkommen im künstlichen Nebel verschwindet. Bei einer Begehung im Anschluß an die Übung erläuterte Frank Kapuczinski den Einsatzkräften die Details der neuen Ausstattung.

Bei der anschließenden Nachbesprechung zeigten sich alle Beteiligten zufrieden: Die neue Tunneltechnik hatte in allen Bereichen einwandfrei funktioniert. Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt, die Zusammenarbeit und insbesondere die Kommunikation von Tunnelleitzentrale, Leitstellen von Polizei und Feuerwehr und Einsatzkräften vor Ort verliefen reibungslos und störungsfrei. Feuerwehrchef Frank Kapuczinki war hier neben dem technischen Ablauf von Alarmierung und Anfahrt, Rettung, Löscheinsatz und Wasserversorgung vor allem der einwandfreie Funkverkehr zwischen den Einsatzkräften im Tunnel und an den Portalen wichtig. Er lobte außerdem die sehr gute Zusammenarbeit aller Beteiligten und bedankte sich ausdrücklich bei Jörg Westmeier und Straßen NRW, die Anfang der Woche den Führungskräften der hauptamtlichen Wache eine sehr umfangreiche Einführung in die gesamte Technik gegeben hatten.

Im Laufe des Montags wird der Tunnel wieder für den Verkehr freigegeben, zunächst aber wegen letzter Restarbeiten noch unter Baustellenbedingungen, sagt Jan Schneider, Leiter der Velberter Straßenverkehrsbehörde. Das bedeutet, daß die Geschwindigkeit im Tunnel auf 30 Kilometer pro Stunde begrenzt ist. Der Öffentliche Personennahverkehr wird ab Dienstag wieder auf den regulären Routen durch den Tunnel fahren.



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