AUVA-„Back to Life“-Award Niederösterreich für Jürgen Scheiner aus Gnadendorf/Mistelbach

Wien/St.Pölten (OTS) – Jürgen Scheiner erlitt im Alter von 26 Jahren einen schweren Arbeitsunfall, der sein Leben für immer veränderte. Für seinen engagierten und vorbildlichen Weg zurück ins Leben, den er mit ehrenamtlichen Tätigkeiten in den Dienst der Gesellschaft stellt, wurde er am Montag, 2. Dezember 2019, bei einem Festakt im Landhaus St. Pölten mit dem AUVA-„Back to Life“-Award ausgezeichnet.

In Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner überreichte Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister den Award an Scheiner, der in Begleitung seiner Familie und enger Freunde gekommen war. „Zusammen mit der AUVA zeichnen wir in Niederösterreich mit dem ‚Back to Life‘-Award, jedes Jahr Menschen aus, die nach schweren Arbeitsunfällen den Weg zurück ins Leben geschafft haben. Menschen wie Jürgen Scheiner sind für uns alle ein großes Vorbild“, so die Landesrätin in ihrer Laudatio. „Aus jahrzehntelanger Erfahrung wissen wir, wie wichtig es nach einem schweren Schicksalsschlag ist, wieder in den Alltag zurückzufinden – beruflich und privat. Als soziale Unfallversicherung unterstützen wir Betroffene dabei so gut wie möglich. Davon profitieren letztlich alle: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Unternehmen, Sozialsystem und Volkswirtschaft“, sagt Alexander Bernart, Generaldirektor der AUVA, der den „Back to Life“-Award ins Leben gerufen hat. Wirtschaftskammer NÖ-Direktor Johannes Schedlbauer und Gerda Schilcher, Vizepräsidentin der NÖ Arbeiterkammer, würdigten Scheiner mit einem Warengutschein im Wert von 1.000 Euro und einem Wellnessurlaub.

Schwerer Arbeitsunfall und der Weg zurück ins Leben

Es ist der 30. Mai 2008, knapp einen Monat nach seinem 26. Geburtstag, als sich Scheiners Leben von einer Sekunde auf die andere radikal ändert. Der gelernte Tischler bricht beim Bau einer neuen Kellerdecke durch vermorschte Bretter und stürzt rückwärts auf den Betonboden. Scheiner, der bei Bewusstsein ist, versucht aufzustehen, als er merkt, dass er Arme und Beine nicht mehr bewegen kann. Mit der Rettung wird er ins Krankenhaus nach Mistelbach gebracht, wo man festgestellt, dass der 10., 11. und 12. Brustwirbel gebrochen ist. Er wird ins AKH nach Wien geflogen. Noch im Aufwachraum wird Scheiner nach der Not-OP mit der Diagnose konfrontiert: Er wird nie wieder gehen können. „Das klingt brutal, aber so wusste ich gleich, was Sache ist und habe mir keine falschen Hoffnungen gemacht. Ich dachte nur: Okay, dann muss es jetzt halt irgendwie anders weitergehen!“, erinnert sich der heute 37-Jährige.

In der Reha am Weißen Hof bekommt er in sechs Monaten das Rüstzeug für seinen neuen Alltag mit. Neben der medizinischen Betreuung kümmerte sich ein multiprofessionelles Team intensiv um den Patienten. Der ganzheitliche Ansatz und professionelles Schnittstellen-Management sorgten bei Jürgen Schneider für einen größtmöglichen Therapieerfolg. „Ich hatte großes Glück, dass ich so schnell auf Reha gekommen bin“, sagt er. Viele Funktionen sind bei ihm wieder zurückgekommen, Arme und Hände kann er wieder voll einsetzen.

Aufbau eines neuen, selbstbestimmten Lebens

Mit einem körperlichen Handicap ist plötzlich alles anders: Man ist auf Hilfsmittel angewiesen, die Wohnung entspricht nicht mehr den Bedürfnissen, der erlernte Beruf kann nicht mehr ausgeübt werden. Die Rehabilitations- und Sozialberatung der AUVA unterstützt Betroffene nach dem stationären Aufenthalt deshalb auch zu Hause und berät bei der Lösung verschiedener Probleme. „Von Seiten der Betreuung hätte man das nicht besser machen können. Ich wurde mit viel Know-how unterstützt, wo ich vorher keine Ahnung hatte“, so Scheiner. Die Rückkehr in den Alltag hat er sich schwieriger vorgestellt: „Durch die Reha wusste ich aber, dass ich gut zurechtkomme. Ich bin gleich wieder unter die Leute gegangen, war im Feuerwehrhaus und auf Veranstaltungen im Ort.“ Am Nachbargrundstück seiner Eltern entstand ein Haus, das ganz auf seine Bedürfnisse abgestimmt ist. Dabei hat er so viel wie möglich selbst mitgearbeitet: „Ich war nie der Typ, der sich in ein gemachtes Nest setzt. Ich war ein Hackler und bin es immer noch, soweit es mir eben möglich ist.“ Scheiner hat den Plan für das Haus gezeichnet, Steckdosen und Lichtschalter montiert, ein paar Fließen eigenhändig verlegt. Und als gelernter Tischler hat er auch die Einrichtung selbst gemacht. „Es dauert halt alles seine Zeit, weil ich nicht lange arbeiten kann. Wenn der Körper nicht mitspielt, muss ich aufhören“, sagt er.

Ehrenamtliches Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr

Auf Grund seiner gesundheitlichen Einschränkungen kann Jürgen Scheiner keiner geregelten beruflichen Tätigkeit mehr nachgehen. Deshalb engagiert er sich ehrenamtlich. Seit seinem 16. Lebensjahr ist er Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Gnadendorf. Nach dem Unfall wollte er alle Funktionen zurücklegen, für seine Kameraden kam das aber nicht in Frage. Mittlerweile ist Scheiner als Unterabschnittskommandant für sechs Katastralgemeinden und fünf Stationen verantwortlich. Er überwacht Einsätze und schult neue Kolleginnen und Kollegen. Abends, an Wochenenden und Feiertagen ist er als Disponent beim Notruf im Einsatz. Der leidenschaftliche Rapid-Fan ist Obmann eines Fanclubs und besucht fast jedes Heimspiel seiner Lieblingsmannschaft. Er kocht gerne und viel in der von ihm gezimmerten Küche und verbringt Zeit mit seinem Schweizer Schäferhund „Pauli“.

Die Auszeichnung mit dem AUVA-„Back to Life“-Award ist für Scheiner eine große Ehre: „Weil es ein Zeichen ist, dass man doch etwas aus sich gemacht hat. Ich denke mir, dass es Menschen, denen etwas ähnliches widerfährt, helfen kann, wenn sie meine Geschichte erfahren. Weil sie sehen, dass das Leben nicht vorbei ist.“

Heike Guggi
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