Staatspreis: Sag mir, wo Käthe Leichter ist?

Wien (OTS) – „Während die Universität Heidelberg ein eigenes Käthe Leichter Forum eröffnet, schafft Österreichs Frauenministerin den Käthe Leichter Staatspreis einfach ab“, zeigt sich AK Präsidentin Renate Anderl im Vorfeld der am 19. Dezember stattfindenden Verleihung irritiert und enttäuscht. „Käthe Leichter hat nicht nur das Frauenreferat in der Arbeiterkammer Wien gegründet, sie war auch eine Pionierin der Frauenforschung. Ihren Namen nun ohne Rücksprache mit der Jury einfach zu entfernen, ist eine Herabwürdigung des Preises und seiner Preisträgerinnen“, so Anderl. Die AK Präsidentin fordert Bundesministerin Susanne Raab auf, den Käthe Leichter Staatspreis wieder zu vergeben.

Irritiert zeigen sich auch Mitglieder der Jury wie Anna Steiger, Vizerektorin für Personal & Gender der TU Wien: „Der Käthe Leichter Staatspreis war ein wichtiges Zeichen für herausragende Frauen, die mit ihrem Lebenswerk im Sinne von Käthe Leichter großartige Leistungen in Wissenschaft, Forschung oder Wirtschaft und Verwaltung erbracht haben. Die Liste der Preisträgerinnen ist beeindruckend, es ist sehr schade, dass sie nun nicht mehr weitergeführt werden wird.”

Ebenso zeigt sich Jury-Mitglied Gabriella Hauch, Universitätsprofessorin für Frauen- und Geschlechtergeschichte an der Universität Wien, empört: „Käthe Leichter ist die Mutter der Frauenforschung in Österreich. Sie hat die erste frauenspezifische wissenschaftliche Forschung mit gesellschaftlichem Engagement kombiniert mit dem Ziel einer geschlechtergerechten Gesellschaft. Den Namen Käthe Leichter von den seit Jahrzehnten verliehenen Preisen zu streichen, ist ein Schlag ins Gesicht für alle in dieser Hinsicht Engagierten.“

Auch Pia Lichtblau, Jurymitglied des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, bedauert, dass es keinen namentlichen Käthe Leichter Staatspreis mehr gibt. „Käthe Leichter war eine wichtige Vorkämpferin für Frauenrechte und hat immer eng mit den Gewerkschaften zusammengearbeitet. Es war ihr ein großes Anliegen, die Arbeitsbedingungen der Frauen ihrer Zeit sichtbar zu machen. Ihr Erbe und ihren Verdienst nun unsichtbar zu machen, ist ein Affront gegen die Arbeitnehmerinnen von heute und die Preisträgerinnen, die eine Auszeichnung in ihrem Namen stets mit Freude entgegengenommen haben,“ so Lichtblau.

Der Käthe Leichter-Staatspreis wurde 1991 ins Leben gerufen, um Frauen vor den Vorhang zu holen, die sich mit Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt beschäftigten, und die damit einen Beitrag leisten, Ungerechtigkeiten zu beseitigen und Verbesserungen für die Frauen zu erreichen. „Das ist heute genauso wichtig wie 1991. Die Vergabe als Staatspreis hat bisher unterstrichen, dass diese Anliegen dem Staat als Ganzes wichtig sind. Eine Preisverleihung unter ferner liefen ist eine schallende Ohrfeige für alle Frauen, die etwas verbessern wollen und für alle Frauen, die von Verbesserungen profitieren würden. Daher fordere ich Bundesministerin Susanne Raab auf, den Käthe Leichter Staatspreis wieder zu vergeben“, schließt AK Präsidentin Anderl.

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