ORF-„matinee“ am 14. Mai: Dokus über Künstlerinnen der Wiener Moderne und 150 Jahre Weltausstellung in Wien

Außerdem: „Die Kulturwoche“– ab 9.05 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Zwei besondere Wien-Dokumentationen, beide gestaltet von der Wiener Filmemacherin Barbara Weissenbeck, stehen in der „matinee“ am Sonntag, dem 14. Mai 2023, ab 9.05 Uhr in ORF 2 auf dem Programm. So stellt der erste Film „Frauenbilder – Gegenbilder. Die Künstlerinnen der Wiener Moderne“ höchst interessante, aber in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch unterrepräsentierte Vertreterinnen dieser spannenden Kunstepoche ins Rampenlicht. Der anschließende Film geht noch ein Stück weiter zurück in der Geschichte: „Als Wien Weltstadt wurde –150 Jahre Weltausstellung in Wien“ (9.50 Uhr) würdigt das heurige Jubiläum der einzigen Expo, die die Donaumetropole ausgetragen hat. Den von Peter Schneeberger präsentierten ORF-Kulturvormittag beschließt „Die Kulturwoche“ (10.40 Uhr) mit aktuellen Berichten und Tipps zum heimischen Kulturgeschehen.

Frauenbilder – Gegenbilder: Die Künstlerinnen der Wiener Moderne“ (9.05 Uhr)

Wien um 1900: Kunst und Geistesleben entfalten sich geradezu explosionsartig. Kurz vor dem Untergang der Doppelmonarchie prunkt und protzt ihre Metropole mit revolutionärer Architektur und Musik, mit Neuentdeckungen in Wissenschaft und Philosophie. Die bis heute bedeutendsten Künstler der Wiener Moderne bilden das Dreigestirn Klimt-Kokoschka-Schiele. Und die Künstlerinnen jener Jahre? Sie leisten mutige Pionierarbeit, kämpfen darum sich zu emanzipieren – und sind doch oft zum Scheitern verurteilt, weil Männer sie boykottieren und diskriminieren. Barbara Weissenbecks Dokumentation porträtiert die zu Unrecht Vergessenen und erzählt großteils sehr persönliche Geschichten des Kampfes um Anerkennung in einer männlich dominierten Kunstwelt. Der Film skizziert zugleich ein vielschichtiges und ambivalentes Bild der damaligen Gesellschaft.

Bis 1919 blieb Frauen in Wien der Zugang zur Kunstakademie verwehrt. Eine private Kunstausbildung konnten sich meist nur Töchter aus dem gehobenen Bürgertum oder aus Industriellenfamilien leisten, andere wichen an die Damenakademie nach München aus. Eben dort unterrichtete ab 1899 für einige Jahre die Wienerin Tina Blau. Sie gehört zu den wenigen Künstlerinnen ihrer Zeit, die bis heute von der Kunstgeschichte erwähnt werden. In Wien, unweit der Prater-Rotunde, richtete sie sich ein Atelier ein, zog aber bevorzugt mit ihrem Malerwagen durch die Auen und malte unter freiem Himmel. Ihr monumentales Bild „Frühling im Prater“ wurde im liberalen Paris prämiert.
Heute erfährt das Werk der Broncia Koller-Pinell eine gewisse Renaissance, zu ihren Lebzeiten wurde es von männlichen Kritikern als dilettantisch und beliebig abgetan. Dennoch erkämpfte sich die Industriellentochter einen Platz in der öffentlichen Wahrnehmung, nahm schon mit Mitte 20 an internationalen Kunstausstellungen teil. Ab den 1930er Jahren hatte sie unter dem sich ständig verschärfenden Antisemitismus zu leiden und starb 1934.
Emilie Flöge wird zumeist auf das Bild der Muse Gustav Klimts reduziert. Dabei war sie nicht nur eine äußerst erfolgreiche Unternehmerin – in ihrem Haute-Couture-Salon beschäftigte sie bis zu 80 Schneiderinnen –, sie war auch eine hochtalentierte Textilkünstlerin mit revolutionären Entwürfen.
In der Dokumentation werden u. a. auch Malerin Olga Wisinger-Florian, Bildhauerin Teresa Feodorowna-Ries und Keramikkünstlerin Vally Wieselthier vor den Vorhang geholt, deren Neuentdeckung hoch an der Zeit wäre.

Als Wien Weltstadt wurde – 150 Jahre Weltausstellung in Wien“ (9.50 Uhr)

Sie hätte eine Demonstration imperialer Macht und wiedererwachten Selbstbewusstseins der Habsburgermonarchie nach den verlorenen Kriegen gegen Piemont/Frankreich und Preußen werden sollen. Tatsächlich war die Weltausstellung in Wien 1873 von Pannen, Pech und einer veritablen Pleite geprägt. Und doch: Die monumentale Exposition wurde zur Bühne der Weltpolitik, stieß zahlreiche Innovationen an und gab Wien den Weg zur Weltstadt frei. In ihrem Film erweckt Regisseurin Barbara Weissenbeck – mittels aufwendiger Animationen des Weltausstellungsgeländes samt seines Zentralbaus der Rotunde sowie mit animierten Fotos und Postkarten – die Zeit um 1873 zu neuem Leben.

Das Eröffnungskonzert am 1. Mai fand in der Rotunde statt, als dort noch die letzten Bauarbeiten im Gange waren. Der dadurch verursachte Lärm beeinträchtigte die musikalischen Darbietungen in dem aufgrund seiner Größe und Bauweise akustisch ohnedies höchst problematischen Gebäude. Daraufhin wurden die Konzerte in der Rotunde gestoppt und in aller Eile ein eigener Musikpavillon errichtet. Überdacht waren jedoch nur die Plätze der Musiker und zu allem Unglück litt die Weltausstellung speziell während der ersten Wochen unter sehr ungünstigem Wetter.
Nur eine Woche nach der feierlichen Eröffnung vom 1. Mai 1873 kam es am 9. Mai in Wien zu einem Börsenkrach, der in eine internationale Wirtschaftskrise mündete. Als weiteres Desaster folgte der Ausbruch einer Choleraepidemie in Österreich-Ungarn, die während der Zeit der Ausstellung auch Wien erfasste und internationale Gäste abschreckte. Trotz allem diente die Wiener Weltausstellung als Treffpunkt der Weltpolitik – für den deutschen Kaiser, den Zaren von Russland und den König von Schweden. Auch Japans Teilnahme wurde zum Erfolg. Weit über die Grenzen der Monarchie hinaus fand die erstmalige Präsenz hohe Aufmerksamkeit. Besonders die Abteilung für Textil- und Bekleidungsindustrie erweckte großes Publikumsinteresse. Eine weitere Publikumsattraktion war der Besuch von Naser al-Din, Schah von Persien, der mit einer Entourage von 60 Personen eintraf und in Schloss Laxenburg residierte. Nach seiner Abreise hinterließ er offene Rechnungen in Wiener Geschäften, insbesondere bei Juwelieren, da Perser gemäß einer Landessitte niemals in Gastländern bezahlten, weil sie dadurch die Gastfreundschaft zu verletzen glaubten. Mit 20 Millionen Besucherinnen und Besuchern hatten die Veranstalter gerechnet, gekommen waren letztlich nur rund 7.255.000. Das daraus resultierende Defizit von knapp 14.867.000 Gulden übertraf die Einnahmen um ein Dreieinhalbfaches.

Barbara Weissenbeck erzählt in ihrem Film von den politischen, gesellschaftlichen und tagesaktuellen Ereignissen vor, während und nach der Weltausstellung Wien 1873. Ein Journalist der damals einflussreichen Tageszeitung „Internationale Ausstellungs-Zeitung der Neuen Freien Presse“ und ein Fotograf führen mittels Reenactments durch die Doku und die lebhafte Geschichte dieser sechs Monate.

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