Tourismusakzeptanz in Österreich wird dauerhaft erhoben

Aussprache im Tourismusausschuss mit Expert:innen der Statistik Austria

Der Tourismusakzeptanz in Österreich widmete sich der Tourismusausschuss heute in einer aktuellen Aussprache mit Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. Zwei Expert:innen der Statistik Austria zu diesem Thema, Peter Laimer und Rebecca Daul, berichteten über ihre methodische Vorgehensweise dazu. Demnach stelle die Erhebung der Tourismusakzeptanz in Österreich ein Vorzeigeprojekt für andere Länder dar. Kraus-Winkler unterstrich, dass nach einem durchgeführten Pilotprojekt nunmehr die Tourismusakzeptanz dauerhaft durch die Statistik Austria erhoben werde. Befragt werden sollen demnach etwa 12.000 Personen pro Jahr, die ersten Erhebungen durch die Statistik Austria seien bereits gestartet.

Zu Beginn der Sitzung wählten die Abgeordneten einstimmig Josef Schellhorn (NEOS) zum Obmannstellvertreter im Tourismusausschuss. Zuvor hatte für die NEOS Julia Seidl diese Funktion eingenommen, die ihr Nationalratsmandat zurückgelegt hat.

KRAUS-WINKLER: TOURISMUSAKZEPTANZ IST ZUKUNFTSTHEMA

Staatssekretärin Kraus-Winkler gab eingangs einen Einblick in aktuelle Tourismuszahlen und Projekte. Laut den Daten für die vergangene Wintersaison bis Februar stehe man bei rund 50 Mio. Nächtigungen bzw. einem Plus von 4,9 % zum Vorjahr. Im Ausblick auf die Sommersaison bleibe unter anderem abzuwarten, wie sich die geopolitische Situation entwickle. Betreffend Innovation etwa im Hinblick auf den Klimawandel müsse man sich ebenso wie mit dem Winter auch mit dem Sommer auseinandersetzten, so Kraus-Winkler.

Die Tourismusakzeptanz sei jedenfalls ein Zukunftsthema und die nunmehr dauerhafte Erhebung eines der wichtigsten Projekte, um ein ausbalanciertes Miteinander auch in Zukunft im Tourismus gut bewältigen zu können, hob sie hervor. Die Akzeptanz befinde sich mit 75 von 100 Punkten in Österreich weiterhin auf einem guten Niveau, auch wenn ein schleichendes Sinken zu erkennen sei. Umso mehr sei erfreulich, dass das Projekt der Erhebung jetzt institutionalisiert und dauerhaft abgesichert worden sei. Der Bericht zur Tourismusakzeptanz für 2024 werde bereits von der Statistik Austria erfolgen, so die Staatssekretärin.

Für jene Regionen, wo es Probleme mit dem ausbalancierten Tourismus gebe, seien in ihrem Bereich als erste Maßnahmen etwa bereits eine Broschüre als Orientierungshilfe für Lösungswege sowie ein neuer Fördercall umgesetzt, wenn es etwa Expertenwissen oder Workshops brauche. Österreich befinde sich jedenfalls mit der Erhebung der Akzeptanz bei der Statistik “an vorderster Front”.

Der politische Wille für die Erhebung der Tourismusakzeptanz ergebe sich etwa aus dem Regierungsprogramm und einer einstimmigen Entschließung der Abgeordneten, erwähnte Peter Laimer. Der entsprechende Bericht soll jährlich erfolgen, erörterte er gegenüber Barbara Neßler (Grüne). Zu beachten gelte es in der Befragung unter anderem, welche Saison oder Region die Daten betreffen, aber auch, ob die befragte Person finanziell vom Tourismus abhängig sei, wofür sich etwa auch Josef Schellhorn (NEOS) interessierte. Kleinräumige Aussagen würden allerdings eher nicht gemacht werden können, so Laimer. Kraus-Winkler zufolge geht es in den Erhebungen um eine Basis für die Tourismuspolitik auf allen Ebenen. Auf Fragen von Elisabeth Götze (Grüne) und Rosa Ecker (FPÖ) erörterte sie, dass von den Regionen teilweise Zusatzauswertungen durchgeführt würden. Der Plan sei aber auch, regionale Fragen in Zukunft ebenfalls mit der Statistik Austria auszubauen.

Rebecca Daul ergänzte, dass in der Befragung Synergien in der Erhebung des Reiseverhaltens mit jener der Tourismusakzeptanz genützt werden könnten. Aus ihrer Sicht würden sich etwa 12.000 Befragungen pro Berichtsjahr zur Tourismusakzeptanz ergeben. Man sei bereits im April gestartet, die Ergebnisse für 2024 seien für das zweite Quartal 2025 zu erwarten. “Keep it short and simple” gelte als Prämisse für den Fragebogen, so Daul. Auf Rückfragen von Ausschussvorsitzendem Gerald Hauser (FPÖ), Franz Hörl und Rebecca Kirchbaumer (beide ÖVP) räumte Laimer ein, dass es wohl mehr an interessanten Fragen geben würde. Sie alle zu stellen würde aber nach bisherigem Stand den Rahmen und die Kosten sprengen.

Kritisch merkten Melanie Erasim (SPÖ) sowie Rosa Ecker und Vorsitzender Gerald Hauser (beide FPÖ) an, dass die Befragungen nur online und nicht etwa auch telefonisch erfolgen sollen. Laimer meinte dazu, dass auch ältere Personen immer affiner mit Online-Befragungen würden. Kraus-Winkler zufolge wurde auch beim Pilotprojekt nur online befragt. Sie verstehe aber die Bedenken hinsichtlich etwaiger Diskriminierung und werde das Thema mitnehmen.

AKTUELLE MASSNAHMEN UND THEMEN IM TOURISMUS

An weiteren Maßnahmen für die Branche erwähnte Staatssekretärin Kraus-Winkler auf Nachfragen von Elisabeth Götze (Grüne) Details zum neunen “Grünen Tourismuskredit” mit Fokus auf ökologische Investitionen. Bei den Krediten der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank habe man das Mindestvolumen gesenkt, um auch neue bzw. kleinteiligere Segmente wie etwa Landgasthäuser anzusprechen.

Zur Frage von Rebecca Kirchbaumer (ÖVP), ob es einen Bettenrückgang durch Corona gegeben habe, berichtete die Staatssekretärin unter anderem von einem Bettenzuwachs seit 2012 von 7,4 %. Der stärkste Zuwachs sei dabei im Campingbereich zu verzeichnen.

Im Hinblick auf den Arbeitsmarkt würde die Beschäftigtenanzahl im Tourismus Monat für Monat im Vergleich weiter anwachsen. Seit der Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte seien auch im Tourismus die Anträge stark gestiegen. Präsentiert worden sei jetzt auch die Rot-Weiß-Rot-Karte Plus, etwa um Beschäftigten aus der Ukraine weiter Rechtssicherheit garantieren zu können. Den Vorschlag von Josef Schellhorn (NEOS), für gezielte Zuwanderung auch die Außenhandelsstellen als Anlaufstellen für die Rot-Weiß-Rot-Karte miteinzubeziehen, halte sie für eine gute Idee, das würde aber der Wirtschaftskammer obliegen.

Für ein digitales Gästeblatt werde intensiv an der Umsetzung gearbeitet. Voraussetzung sei das Beherbergungsregister, für das es sowohl Gesetzesinitiativen der Länder als auch des Bundes brauche. Es wäre aber Kraus-Winkler zufolge eines der wichtigsten Werkzeuge zur Steuerung und für eine Kontrollmöglichkeit, etwa auch hinsichtlich Airbnb, das Christoph Matznetter und Reinhold Einwallner (beide SPÖ) angesprochen hatten. Derzeit würde versucht, alle Vorbereitungen für ein solches Beherbergungsregister zu treffen, so die Staatssekretärin.

Gearbeitet werde auch an einer Entbürokratisierung, etwa mit Bürokratieerleichterungen bei Betriebsübergaben. Insgesamt stelle die Betriebsnachfolge eines der wichtigsten Themen dar, wies Kraus-Winkler beispielsweise auf Tools in der gewerblichen Tourismusförderung, aber auch auf einen kürzlich erfolgten Ministerratsbeschluss für Erleichterungen bei Betriebsübergaben hin.

Von Christoph Matznetter und Melanie Erasim (beide SPÖ) angesprochene Auswirkungen der Teuerung auf den Tourismus stellen der Staatssekretärin zufolge noch kein großes Problem dar, weil Österreich nach wie vor als Land mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis angesehen werde. Der Tourismus habe einen etwas höheren Anteil am Inflationsgeschehen als in anderen Ländern, was sich in der Inflation daher stärker durchschlage. Was etwaige Schwierigkeiten mit den Auszahlungen über die COFAG betrifft, die Vorsitzender Gerald Hauser (FPÖ) thematisierte, würden Lösungen am Tisch liegen, die nunmehr politisch entschieden werden müssten.

Wichtig für den Standort als Kulinarikdestination sei die Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich, mit dem nach einem Allparteienantrag nun ein Vertrag abgeschlossen worden sei, wie die Staatssekretärin etwa gegenüber Bettina Zopf (ÖVP) ausführte.

Thematisiert wurden von Matznetter und Schellhorn unter anderem auch eine Klarnamenpflicht im Hinblick auf Online-Bewertungen. Kraus-Winkler bekräftigte, dass es in diesem Zusammenhang darum gehen müsse, dass nur Dinge beurteilt werden können, die auch tatsächlich konsumiert wurden. Das Thema könne aber nur auf EU-Ebene vorangetrieben werden. (Fortsetzung Tourismusausschuss) mbu

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