Wienbibliothek im Rathaus übernimmt Bestände von Marie-Thérèse Kerschbaumer und Lida Winiewicz

Die Wienbibliothek im Rathaus macht mit der Übernahme des Teilvorlasses von Marie-Thérèse Kerschbaumer (* 1936) und des Nachlasses von Lida Winiewicz (1928 – 2020) das Wirken von zwei spannenden Autorinnen des literarischen und musikalischen Lebens der Stadt zugänglich, die in verschiedenen Genres gearbeitet haben. Ihr Werk ist nicht nur für geschlechterspezifische Forschungen von großer Bedeutung.»Die Literaturgeschichte zeigt, dass der Fokus der letzten 100 Jahre vor allem auf das Schaffen von Autoren gerichtet war. Daher freut es uns umso mehr, mit zwei wichtigen weiblichen Stimmen der österreichischen Literatur-, Theater- und Mediengeschichte die umfangreichen Bestände der Wienbibliothek im Rathaus zu ergänzen«, betont Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Und Wienbibliothek-Direktorin Anita Eichinger ergänzt: »Das vielfältige literarische und musikalische Leben der Stadt zeigt sich unter anderem daran, dass Marie-Thérèse Kerschbaumer und Lida Winiewicz auch fremdsprachig gearbeitet haben und Winiewicz sehr erfolgreich z. B. als Librettistin für Musicals schrieb. Dies in unserer Sammlungstätigkeit widerzuspiegeln ist ein großes Anliegen.«

TEILVORLASS VON MARIE-THÉRÈSE KERSCHBAUMER

Marie-Thérèse Kerschbaumer (* 1936) ist ausgehend von ihrem vielbeachteten Werk »Der weibliche Name des Widerstands« (1980) eine bedeutende Autorin, die überdies als Übersetzerin und engagierte Kämpferin für Autor:innenrechte sehr aktiv war.

Die Wienbibliothek im Rathaus hat bereits in den Jahren 2002 bis 2009 Teile des literarischen Archivs und der Korrespondenzen Kerschbaumers erworben. Der nun übernommene Teilvorlass umfasst Materialien zu ihrem Wirken seit Mitte der 1990er-Jahre, die Einblick in die Schreibwerkstatt mit (Werk-)Notizen, Entwürfen, verschiedenen Textfassungen und Korrekturstufen erlauben.

Die nun ergänzte Korrespondenz beruht auf der Übersetzungstätigkeit der Autorin, was die Briefwechsel mit Rumänisch- und Italienisch-Spezialist:innen oder mit spanisch-kubanischen Autor:innen belegen, und zeugt von intensiver Auseinandersetzung mit Kolleg:innen wie Karl-Markus Gauß, Julian Schutting, Anna Mitgutsch, Gerhard Kofler, André Heller oder Friederike Mayröcker.

Erstmals zugänglich werden nun Materialien aus Kerschbaumers frühem Schaffen, etwa Notizhefte und -bücher. Diese Aufzeichnungen beinhalten tagebuchähnliche Notate wie auch Werknotizen, Sprachstudien, Reiseaufzeichnungen, Finanzaufstellungen oder Lektürenotizen.

Eine wichtige Ergänzung stellen die erworbenen Lebensdokumente und Fotografien dar. Marie-Thérèse Kerschbaumer setzt sich in ihrem Werk immer wieder mit ihrer Herkunft, mit dem Aufwachsen als Kind mit österreichisch-kubanisch-spanischen Wurzeln in Tirol auseinander.

NACHLASS VON LIDA WINIEWICZ

Lida Winiewicz-Lefèvre (1928 – 2020) wuchs in Wien auf, ab 1938 ohne Eltern: Ihre Mutter verstarb bereits 1929, ihr Vater musste 1938 fliehen und starb 1942 in einem französischen Internierungslager. Der von der Wienbibliothek im Rathaus übernommene Nachlass umfasst auch die Abschrift eines Tagebuchs, das ihr Vater während seiner Internierung zu führen begann. Das Diarium nutze Lida Winiewicz als wichtige Quelle für ihr Buch »Die Kinder gehen in die Oper« (2007).

Winiewicz wandte sich früh dem Schreiben und Übersetzen zu und machte sich vor allem als Bühnenschriftstellerin und insbesondere als Drehbuch- und Fernsehautorin einen Namen.

Der Bestand dokumentiert mit Prosa- und Theatertexten, Drehbüchern, Bearbeitungen für Radio und Fernsehen, das musikalische Theater und nicht zuletzt mit literarischen Übersetzungen Winiewiczs umfangreiches und vielfältiges Schaffen ab den 1960er-Jahren. Das Originaltyposkript zum Drama »Das Leben meines Bruders« (1960) wird im Bestand durch Materialien zur Aufführung im Rahmen der Wiener Festwochen (1960) sowie zur gleichnamigen Verfilmung (1962) ergänzt. Ihre Arbeiten für Film und Fernsehen sind im Nachlass gut vertreten, Fernsehspiele oder Szenen und Kurzspiele für Paula Wessely sowie einige Beiträge für TV-Serien.

Winiewicz arbeitete auch erfolgreich als Librettistin, u. a. verfasste sie die deutschsprachigen Libretti für die Musicals »Anything goes« (1981) und »Freudiana« (1990). Die Materialien zum Libretto für das Musical »Liberty«, an dem Lida Winiewicz ab 1983 zehn Jahre lang arbeiten sollte, zeigen die Anfänge einer Zusammenarbeit mit dem Komponisten Ennio Morricone.

Herausragend ist die Korrespondenz der Autorin mit ihrem Ehemann aus den 1960er-Jahren, die ausschließlich in französischer Sprache geführt wurde. Der Schriftwechsel veranschaulicht auf rund 400 Blatt Winiewiczs Selbstfindung als berufstätige, selbständige Frau und Schriftstellerin in der Auseinandersetzung mit Ehemann und Familie und ist als Quelle nicht allein für geschlechterspezifische Forschungen von großer Bedeutung.

Weitere Informationen sowie druckfähiges Bildmaterial finden Sie unter Wienbibliothek im Rathaus übernimmt Bestände von Marie-Thérèse Kerschbaumer und Lida Winiewicz | Wienbibliothek im Rathaus

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