Gesundheitsausschuss: Hearing zu Frauengesundheitsbericht 2022 zeigt Notwendigkeit frauenspezifischer Versorgung

Anträge der Opposition zu Fragen der Frauengesundheit vertagt

Obwohl mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung Frauen sind, sind klassische Gesundheitsberichte in der Regel noch immer vorrangig an Männern orientiert. Auf diese Problematik reagiert der Frauengesundheitsbericht 2022 (III-953 d.B.), mit dem nach mehr als zehn Jahren erstmals wieder eine umfassende Übersicht zur gesundheitlichen Lage von Frauen und Mädchen vorliegt. Der Bericht wurde im Gesundheitsausschuss heute im Rahmen eines Hearings mit Expert:innen ausführlich debattiert und mehrheitlich, ohne Stimmen der FPÖ, zur Kenntnis genommen.

Basierend auf einer umfassenden Literatur- und Datenrecherche deckt der Frauengesundheitsbericht 2022 ein breites Spektrum von Themen ab, wie Körper- und Selbstbilder von Mädchen und Frauen, sexuelle Gesundheit, Menstruationsgesundheit, gynäkologische Versorgung, reproduktive Selbstbestimmung, psychische Gesundheit sowie Gewalt gegen Mädchen und Frauen und deren gesundheitliche Auswirkungen. Der Bericht zeigt auf, dass Frauen von ihren durchschnittlich 84 Lebensjahren etwa 20 in mittelmäßiger bis schlechter Gesundheit verbringen. Frauen sind auch deutlich häufiger als Männer von Depressionen und Demenz betroffen. Gynäkologische Erkrankungen bedeutend zur Krankheitslast von Mädchen und Frauen bei. Zu zahlreichen frauenspezifischen Gesundheitsfragen in Österreich liegen nach wie vor keine repräsentativen Daten vor. Frauen und Mädchen haben jedoch häufig andere Erkrankungsrisiken sowie Krankheitsverläufe als Männer und werden dementsprechend oft unzureichend diagnostiziert.

Gesundheitsminister Johannes Rauch betonte, dass der Bericht eine wertvolle Basis für weitere Schritte zur Förderung der Gesundheit von Frauen liefere. Er ging auf bereits gesetzte Maßnahmen wie die kostenlose HPV-Impfung bis zum 21. Lebensjahr und das Pilotprojekt der Gewaltambulanzen ein.

EXPERT:INNEN: FRAUENGESUNDHEITSBERICHT ZEIGT LÜCKEN IM GESUNDHEITSSYSTEM AUF

In ihren Einleitungsstatements zeigten sich die von den Fraktionen benannten Expert:innen einig darüber, dass der Frauengesundheitsbericht deutlich mache, wo das Gesundheitssystem in Hinblick auf die Frauengesundheit noch weiterentwickelt werden müsse.

Die Soziologin Sylvia Gaiswinkler (Senior Health Expert an der Gesundheit Österreich GmbH) hob hervor, dass der besondere Wert des Frauengesundheitsbericht darin zu sehen sei, dass seine Fragestellungen auf viele Themen eingehen, die in anderen Untersuchungen nicht oder nur unzureichend abbildet werden. Aus Sicht der Expertin zeigt sich etwa klar, dass die Medizin sehr androzentrisch ausgerichtet ist, obwohl Frauen in vielen Bereichen eine spezifisch auf abgestimmte ärztliche Versorgung und Behandlung brauchen würden. Als Beispiel, wo dies allmählich ins Bewusstsein rücke, nannte sie Herz-Kreislauferkrankungen, die die häufigste Todesursache von Frauen in Österreich sind. Zudem müsse auch beim Thema Gesundheit immer die Lebenssituation von Frauen ins Auge gefasst werden. So gebe es viele frauentypische Mehrfachbelastungen. Hier mache sich die herausfordernde Datenlage bemerkbar, die Aussagen zu frauenspezifischen Gesundheitsfragen erschwere.  

Auch Günter Koderhold, Facharzt für Radioonkologie, wies auf die teilweise unzureichende Datenlage im Bereich der Frauengesundheit hin. Aus seiner Sicht empfehle sich daher, für die Datenerfassung im Gesundheitsbereich ein eigenes Berufsbild der Datenassistent:innen zu schaffen. In vielen Ländern sei es bereits üblich, dass so genannte “Clinical Coder” die Datenerfassung wahrnehmen. Eine weitere Forderung, die Koderhold erhob, war die Ausweitung der Gesundheitsbildung für junge Menschen. Mehr Bewusstsein brauche es auch für Krankheiten wie Endometriose. Wichtig sei es aus seiner Sicht auch, eine möglichst emotionsfreie und sachliche Diskussion über Schwangerschaftsabbrüche zu führen, die Extreme vermeide, wie sie in der Debatte in den USA zu bemerken seien. Kritisch sah Koderhold auch Hormontherapien für transsexuelle Personen. Hier sei die Datenlage noch unzureichend, um die Behandlungsfolgen richtig einschätzen zu können.

Universitätsprofessorin Barbara Maier betonte einleitend, dass Gesundheit vor allem auch eine Frage der Selbstbestimmung sei. Gesundheitskompetenz sei immer auch eine Frage der Bildung und der finanziellen Absicherung. Typischerweise führe die Mehrfachbelastung von Frauen, etwa durch Pflegearbeit, oft in Altersarmut, die wiederum schlechtere Gesundheit im Alter bewirke. Besondere Herausforderungen sah Maier im Bericht der sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen. Hier seien etwa die Leistbarkeit von Medizinprodukten zur Langzeitverhütung Thema, diese sollten frei verfügbar sein. Die Schwangerschaft sei ein “Window of Opportunity”, da viele gesundheitsrelevante Fragen hier angesprochen und erkannt werden könnten. Der Eltern-Kind-Pass wäre in diesem Sinne auszubauen. Ebenso brauche man mehr Augenmerk auf die Menstruationsgesundheit und Frage der Menopause sowie der Postmenopause. Die gesundheitliche Vorsorge müsse verbessert werden, so wäre es wichtig, dass die HPV-Impfung stärker angenommen wird. Auch die Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Frauen in Pflegeberufen müssten verbessert werden, sagte Maier, die abschließend einen “Nationalen Aktionsplan Frauengesundheit” forderte.

Universitätsprofessorin Beate Wimmer-Puchinger wertete den aus ihrer Sicht “großartigen Bericht” als Chance, Maßnahmen für die Verbesserung der Frauengesundheit zu setzen. Der Bericht mache insbesondere deutlich, welche gesundheitlichen Auswirkungen Faktoren wie Rollenbilder, Doppel- und Mehrfachbelastungen etc. auf Frauen haben, und zeige auf, dass nicht nur Armut und Altersarmut, sondern auch Depressionen und Pflegearbeit “weiblich” seien. Selbst in Bereichen, wo die Versorgungslage in Österreich gut sei, etwa der Brustkrebsprävention, gebe es regionale Unterschiede und ein deutliches Stadt-Land-Gefälle, merkte Wimmer-Puchinger an. Als Bereiche, die mehr Aufmerksamkeit brauchen, nannte die Expertin die Menstruationsgesundheit, die frühzeitige Diagnose eines Osteoporose-Risikos, adäquate Depressionsbehandlung und den Gewaltschutz. Gewalterfahrungen hätten klare negative Auswirkungen auf die Gesundheit.

Hilde Wolf brachte zum Bericht ihre Sicht als Koordinatorin der sechs Frauengesundheitszentren in Österreich ein. Der Bericht zeichne sich dadurch aus, dass er das Thema der Frauengesundheit nicht auf Krankheitsstatistiken reduziere, sondern sozioökonomische Faktoren umfassend einbeziehe. Er spiegle damit die Lebensrealität wieder, wonach Beschwerden oft auf andere Probleme verweisen, die sich gesundheitlich auswirken, wie Mehrfachbelastungen durch Beruf, Haushalt und Beziehungen. In der Pandemie sei die Armutsgefährdung vor allem für Frauen stark angestiegen. Wichtig ist aus Sicht der Expertin, auch die Situation von Mädchen und jungen Frauen im Auge zu behalten, da Belastungen in jungen Jahren oft die Ursache für spätere Erkrankungen sind. Das betreffe etwa Gewalterfahrungen. Hilfsangebote müssten darauf reagieren, dass die gesellschaftliche Entwicklung neue Probleme schaffe, etwa Cyberstalking. Für Wolf ist es daher insbesondere wichtig,Einrichtungen, die Angebote für Frauen und Mädchen bereitstellen, langfristig abzusichern.

ABGEORDNETE SEHEN HANDLUNGSBEDARF IN VIELEN BEREICHEN DER FRAUENGESUNDHEIT

An die Ausführungen der Expert:innen knüpften die Detailfragen und Anmerkungen der Abgeordneten an.  ÖVP-Abgeordnete Juliane Bogner-Strauß thematisierte die geringe Impfrate bei HPV und die Notwendigkeit, einen Zugang zu Gewaltambulanzen zu ermöglichen. Auch müsse eine Entstigmatisierung der Menopause erfolgen. Ihre Fraktionskollegin Elisabeth Pfurtscheller sah die Notwendigkeit, Gendermedizin stärker zu verankern. Der psychischen Belastung von Mädchen müsse mehr Augenmerk geschenkt werden.

Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) thematisierte die Verbesserung der Gesundheitsbildung und den Gewaltschutz für Schwangere und Gebärende. Der Schwangerschaftsabbruch müsse endlich als Gesundheitsdienstleistung anerkannt und aus dem Bereich des Strafrechts herausgelöst werden, forderte sie. Verena Nussbaum (SPÖ) sah die Notwendigkeit einer besseren Versorgung von Frauen in der Menopause und im Alter. Mario Lindner sprach sich für ein Angebot an HPV-Impfungen auch über das 21. Lebensjahr hinaus aus.

Rosa Ecker (FPÖ) wies auf die Notwendigkeit eine besseren nationalen Datenlage hin. Auch der Schwangerschaftsberatung und Fragen der Depressionsbehandlung, insbesondere bei postnatalen Depressionen, müsse größeres Augenmerk geschenkt werden.

Meri Disoski (Grüne) meinte, eine selbstbestimmte Sexualität sei der Schlüssel zu vielen Gesundheitsfragen, das betreffe auch die Frage des niederschwelligen Zugangs zu Abtreibung. Das Thema mentale Gesundheit müsse von nach wie vor bestehenden Tabus befreit werden, so die Abgeordnete.

Fiona Fiedler (NEOS) wies darauf hin, dass die sexuelle Gesundheit für Frauen und Mädchen mit Behinderungen nach wie vor zu wenig Beachtung findet. Katharina Werner (NEOS) sprach unter anderem die Notwendigkeit der Förderung der “Health Literacy” an.

Sylvia Gaiswinkler meinte zur Datenlage, diese sei unter anderem in den Fragen, wie der “Mental Load” die psychische Gesundheit beeinflusse, nicht ausreichend. Aus ihrer Sicht sei es wichtig, in der Präventionsarbeit bereits bei Mädchen anzusetzen, und auch spezifische Programme der Health Literacy zu entwickeln. Der Bericht habe nicht alles abdecken können, so sei die Situation von Frauen und Mädchen mit Behinderungen nur am Rande gestreift worden. Diese sei im größeren Kontext der Chancengerechtigkeit zu sehen, und sollte in weiteren Untersuchungen bearbeitet werden. Das gelte auch für Themen wie postnatale Depressionen.

Günter Koderhold verwies in der Frage der Verbesserung der Datenlage nochmals auf die Notwendigkeit eigener Dokumentationskräfte im Gesundheitsbereich hin. Beim Gewaltschutz könnten seiner Ansicht nach bereits die Schulen viele Maßnahmen umsetzen, indem sie Themen wie Mobbing oder Bossing mehr Aufmerksamkeit schenken. Auch müssten Pädagog:innen die Infrastruktur für Gesundheitsbildung, etwa durch Zugang zu Literatur, erhalten. Beim Thema Menopause habe sich bereits einiges getan, aus seiner Sicht müsse aber noch mehr Aufklärung über Hormonersatzpräparate erfolgen.

Maier meinte, die Problematik der HPV-Impfung sei, dass bei Neun- bis Elfjährigen bzw. deren Eltern das Bewusstsein für deren Wichtigkeit im späteren Leben nicht gegeben sei. Man brauche daher eine altersspezifische Aufklärung. Die Datenlage zum Angebot in der Menopause sei unter anderem deshalb unbefriedigend, weil viele Angebote in private Einrichtungen ausgelagert worden seien und daher der Überblick verloren gehe. Das Problem der Gewalt gegen Schwangere sei durchaus ernst zu nehmen, wie auch die Notwendigkeit, dass Frauen selbstbestimmt über die Umstände der Geburt entscheiden können und daraus keine Gewalterfahrung wird. Auch Maier sprach sich dafür aus, die Fristenlösung aus dem Strafrecht herauszulösen und den Schwangerschaftsabbruch nicht nur negativ nur über den Begriff der “Straffreiheit” zu definieren.

Beate Wimmer-Puchinger bestätigte, dass im Bereich der sexuellen Gesundheit von Frauen und Mädchen einiges zu tun sei. Dabei gehe es auch darum, sexuelle Übergriffe zu verhindern. Bewährt habe sich etwa, in geschützten Werkstätten im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge Workshops zur Aufklärung über diese Fragen anzubieten. Gefordert seien auch die Gynäkolog:innen, die bei Untersuchungen auf die besonderen Bedürfnisse dieser Frauen eingehen müssten. Was die psychische Gesundheit betreffe, so seien Mädchen und junge Frauen heute besonders belastet und müssten in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden. Mädchen würden zunehmend Opfer einer Schönheitsindustrie, die Druck auf sie ausübe. Auch hier sehe sie Gynäkolog:innen in der Pflicht, vor allem jungen Frauen klar zu machen, dass mit ihnen “alles in Ordnung” sei. 

Hilde Wolf betonte, der Opferschutz brauche institutionalisierte Unterstützung. Hier habe auch das Gesundheitssystem etwas beizutragen. Das Angebot müsse niederschwellig sein, meinte Wolf. Der Begriff “Gewaltambulanz” sei aus ihrer Sicht aber problematisch, da er abschreckend sein könne. Wichtig sei es, bei Untersuchungen von Schwangeren auch die Frage nach Gewalterfahrungen zu stellen. Was den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen betreffe, so wäre ein erster wichtiger Schritt die Schaffung eines guten Überblicks über die Angebote. Auch Wolf sah eine beunruhigende Entwicklung, da Mädchen stark unter Druck gesetzt werden und daraus ein negatives Körperbild entwickeln. Die Verbesserung bei Übergewicht, Adipositas und Diabetes müsse besser werden, wobei vor allem eine langfristige Betreuung wichtig sei, meinte Maier.

RAUCH: WICHTIGE SCHRITTE ZUR GESUNDHEIT VON FRAUEN SCHON GESETZT

Der Frauengesundheitsbericht biete eine wertvolle Basis für weitere Schritte, erklärte Gesundheitsminister Johannes Rauch in seiner abschließenden Bemerkung zum Hearing. Zusätzlich erscheine in den nächsten Wochen eine Studie zur Menstruationsgesundheit, die auch das Thema Wechseljahre beinhalte, und eine Machbarkeitsstudie zu kostenloser Verhütung werde noch im ersten Quartal 2024 finalisiert. Rauch ging außerdem auf die kostenlose HPV-Impfung bis zum 21. Lebensjahr ein, die zu einer Verdoppelung der Impfung innerhalb eines Jahres geführt habe. Nun werde ausgelotet, inwieweit eine Ausweitung bis zum 30. Lebensjahr umgesetzt werden könne.

Zum Thema Gewalt an Frauen sprach Rauch eine “Reihe an Förderungen” zur Thematik sowie die geplanten Gewaltambulanzen an, die als Pilotprojekte zunächst in Wien und Graz realisiert werden sollen. Auch zur Förderung der mentalen Gesundheit von Frauen gebe es “eminent wichtige Projekte”, deren Finanzierung sichergestellt werden müsse. Mit einer Milliarde Euro mehr pro Jahr für das Gesundheitssystem über den Finanzausgleich und die Gesundheitsreform sei eine gute Grundlage geschaffen worden, auf der auch die nächste Regierung aufbauen werde können, so Rauch. 

OPPOSITIONSANTRÄGE ZUM THEMA FRAUENGESUNDHEIT

Die Frauengesundheit stand auch im Zentrum einer Reihe von Oppositionsanträgen, die sämtlich mit einer Stimmenmehrheit von ÖVP und Grünen vertagt wurden. So ist es der SPÖ ein Anliegen, dass den Themen Menopause und Wechseljahre mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird (3850/A(E)). Neben der Erhebung entsprechender Daten zur Thematik fordert Antragstellerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) daher einen Aktionsplan Wechseljahre sowie eine Sensibilisierungsoffensive, um das Thema Menopause und Wechseljahre zu entstigmatisieren.

Die mit den Wechseljahren einhergehenden Veränderungen hätten einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität, das Wohlbefinden und die Arbeitsfähigkeit von Frauen, begründete Verena Nussbaum (SPÖ) im Ausschuss die Initiative. ÖVP-Abgeordnete Martina Diesner-Wais hielt dagegen, dass die Menopause von Frauen individuell äußerst unterschiedlich erlebt werde und daher allgemeine Maßnahmen nicht wirklich adäquat wären. Eine Studie zur Thematik werde ohnehin bereits in den nächsten Wochen veröffentlicht, ergänzte Ralph Schallmeiner (Grüne). FPÖ-Mandatar Gerhard Kaniak betonte, dass seine Fraktion den Antrag unterstützt hätte. Betroffene Frauen litten unter den “diffusesten Beschwerden” und es herrsche insbesondere im Kassenbereich ein Mangel an Expert:innen zu dieser Thematik.

Die NEOS sprechen sich dafür aus, künstliche Befruchtung auch alleinstehenden Frauen zu ermöglichen (2442/A). Single-Frauen mit Kinderwunsch seien gezwungen, in andere Länder wie etwa Spanien, Griechenland oder Dänemark auszuweichen, konstatiert Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS) in einem Initiativantrag. Daher solle im Zuge einer Änderung des Fortpflanzungsgesetzes die Bedingung einer Partnerschaft zur Nutzung von medizinisch unterstützter Befruchtung entfallen.

Gerhard Kaniak (FPÖ) wandte sich im Ausschuss gegen eine “Kommerzialisierung der Reproduktionsmedizin”. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf einen weiteren NEOS-Antrag, der auf die Legalisierung von “Social Egg Freezing” (3281/A(E)) abzielt und ebenfalls auf der Tagesordnung stand. Kaniak argumentierte, dass derartige Möglichkeiten auch von Arbeitgeber:innen genutzt werden könnten, um Druck auf Frauen aufzubauen, erst später ein Kind zu bekommen. Auch Martina Diesner-Wais (ÖVP) sah keinen Bedarf an einer Änderung der bestehenden Rechtslage, da Kinder ein Recht auf zwei Elternteile hätten. Sowohl Kaniak als auch Diesner-Wais verwiesen auf erhöhte Risiken bei einer Schwangerschaft im höheren Lebensalter. NEOS-Mandatarin Fiona Fiedler warf ein, dass es bei beiden Anträgen um die Selbstbestimmung der Frauen gehe, die selbst entscheiden können müssten, wann sie ein Kind austragen möchten.

Eine weitere Forderung der NEOS betrifft die Sicherstellung der Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen in ganz Österreich (3697/A(E)). In manchen Regionen wie dem Burgenland würden diese gar nicht angeboten oder seien aufgrund der unterschiedlichen Preisgestaltungen oft schwer finanzierbar. Antragstellerin Henrike Brandstötter ersucht daher den Gesundheitsminister, mit den Landesregierungen und Landesärztekammern in Gespräche zu treten, um in allen Bundesländern ein ausreichendes und niederschwelliges Angebot zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen zu gewährleisten. Außerdem sollten jegliche finanzielle Barrieren abgebaut und sichergestellt werden, dass die Datenerfassung von Schwangerschaftsabbrüchen keine Motiverhebung inkludieren könne.

Letztere bringe nur einen eingeschränkten Informationsgewinn und das Prozedere der Befragung könne für betroffene Frauen traumatisierend wirken, führte Katharina Werner (NEOS) aus. Um Erkenntnisse für eine Verbesserung der Lage von betroffenen zu gewinnen, sei eine Motiverhebung wichtig, widersprach Angela Baumgartner (ÖVP) Werner und stellte den Vertagungsantrag. Ralph Schallmeiner (Grüne) sah ebenfalls die Erfordernis, das “Recht auf Abtreibung” in die Praxis umzusetzen und den Zugang dazu niederschwelliger zu gestalten. Er regte zudem an, Verhütungsmittel kostenfrei zu stellen.

Abermals auf der Tagesordnung standen eine Reihe wiederaufgenommener Oppositionsanträge, die ebenfalls von ÖVP und Grünen vertagt wurden. So tritt die FPÖ für ein Verbot der Off-Label-Verschreibung von “Pubertätsblockern” ein und fordert eine gesetzliche Grundlage, wonach der Einsatz von Pubertätsblockern ausschließlich auf medizinisch indizierte und in der Behandlung alternativlose Fälle eingeschränkt werde (3286/A(E)). Weiters widmen sich sowohl die Freiheitlichen (3515/A(E)) als auch die SPÖ (3152/A(E)) der rechtlichen Schlechterstellung von Frauen mit Schwangerschaftsverlust gegenüber Frauen mit Totgeburten. Für Frauen mit Schwangerschaftsverlust gibt es keinen Mutterschutz, keine kassenfinanzierte Hebammenbetreuung und keinen Bestattungskostenbeitrag. SPÖ und FPÖ wollen dies ändern. (Fortsetzung Gesundheitsausschuss) sox/wit

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