„kulturMontag“: Diskussion zum Thema Anstand und Moral, neues Image der Blasmusik, NESTROY-Preise 2022

Außerdem: Neues Filmporträt „Adlmüller – Der König der Mode“ über berühmten Modeschöpfer

Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 14. November 2022 um 22.30 Uhr in ORF 2 befasst sich angesichts aktueller Entwicklungen in vielen Bereichen der Gesellschaft mit den Themen Anstand und Moral. Dazu diskutieren Moraltheologe Paul Michael Zulehner, Philosophin Isolde Charim, Aktivistin Heidrun Primas und Daniela Kraus, Generalsekretärin des Presseclubs Concordia. Weiters befasst sich die Sendung u. a. mit der Zukunft der Blasmusik und berichtet über die diesjährigen NESTROY-Theaterpreise, die am Sonntag, dem 13. November, vergeben werden (Gala live-zeitversetzt ab 22.00 Uhr in ORF III). Der „Beste Schauspieler“ wird ebenfalls zu Gast im „kulturMontag“ sein. Anschließend an das Magazin steht das neue Filmporträt „Adlmüller – Der König der Mode“ (23.15 Uhr) über den deutsch-österreichischen Modeschöpfer auf dem Programm.

Mehr zum „kulturMontag“:

Eine Frage des Anstands – Diskussionsrunde zur Frage „Wo bleibt die Moral“?

André Heller verkauft einen selbst gezimmerten Bilderrahmen als echten Jean-Michel Basquiat, täglich neue Chat-Protokolle fördern immer größere Machenschaften in der heimischen Politik- und Medienlandschaft ans Tageslicht, Flüchtlinge, die kurz vor Wintereinbruch trotz ausreichend freier Unterkünfte in Zelten untergebracht werden, und Donald Trump, dem mehr als 30.000 unwahre Aussagen allein während seiner vierjährigen Amtszeit als US-Präsident nachgewiesen wurden: Die Liste an Beispielen, die uns als Gesellschaft den Eindruck vermitteln, es gäbe keinen Anstand mehr, könnte unendlich fortgesetzt werden. Wem also kann man heute noch Glauben schenken oder vertrauen?

In Zeiten wie diesen sucht man nach Anstand und Anständigkeit. Ist unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahren tatsächlich unmoralischer geworden? Oder gab es eigentlich nicht immer schon Menschen ohne Anstand, unmoralische Packeleien und gewissenlose Egozentriker mit dem Unterschied, dass ihr Tun und Handeln weniger transparent war als in Zeiten von Social Media? Wie kann es sein, dass die vielfach beschworene Transparenz das Gegenteil dessen befördert, was sie bezwecken soll? Der wahrgenommene Moralverlust resultiert in einem erheblichen Vertrauensverlust gegenüber Institutionen und letztendlich womöglich sogar in einer Destabilisierung der Demokratie.

Wie können/sollen/müssen wir das Vertrauen in uns selbst und in diverse Institutionen wieder herstellen? Welche Rolle spielen soziale Medien in dieser Entwicklung? Diese Fragen diskutiert der „kulturMontag“ mit Moraltheologe Paul Michael Zulehner, Philosophin Isolde Charim, Aktivistin Heidrun Primas und der Generalsekretärin des Presseclubs Concordia Daniela Kraus.

Verstaubt und ideologisch aufgeladen – Was ist Blasmusik heute?

Mit süffigen Sounds, spritziger Spielfreude und einem Spitzenorchester arbeitet der österreichische Musiker Thomas Gansch, Mitbegründer des berühmten Ensembles Mnozil Brass, an einer Imagekorrektur der Blasmusik. Mit seiner „Supergroup“, die traditionelle Blasmusikanten wie Mitglieder von Mnozil Brass oder Da Blechhauf’n mit Musikern aus dem Klassikbetrieb wie u. a. den Wiener Philharmonikern vereint, will er den verstaubten wie ideologisch aufgeladenen Ruf des Genres neu interpretieren und ganz nebenbei auch gleich die Bläserjugend fördern. Der aus Melk stammende Spross einer Musikerfamilie, selbst exzellenter Trompeter, außerdem Komponist und Arrangeur, betritt mit seinem Projekt neue Pfade und erfüllt sich damit einen Kindheitstraum. Was aber ist Blasmusik heute? Ist das immer „Humptata“, das einen die Nase rümpfen lässt? Wie hat sich das von Alkohol durchtränkte Bierzelt-Image gewandelt? Und wie lassen sich Trompete, Posaune, Tuba und Co neu interpretieren?

Begehrt und beliebt – Die NESTROY-Theaterpreise 2022, „Bester Schauspieler“ im Studio

Jahr für Jahr werden im Herbst die Besten der österreichischen Theaterlandschaft mit dem begehrten NESTROY-Theaterpreis gewürdigt. 39 Nominierungen in elf Kategorien an nicht weniger als 17 Institutionen hat der Wiener Bühnenverein heuer bekannt gegeben, am Sonntag, dem 13. November, findet die NESTROY-Gala erstmals in den ART for ART Dekorationswerkstätten im Arsenal endlich wieder vor Publikum statt. Die Jury hatte die Qual der Wahl, musste sie u. a. die beste Schauspielerin unter Sarah Viktoria Frick , Constanze Passin, Julia Franz Richter, Anna Rieser oder Marie-Louise Stockinger küren, die beste Regiearbeit unter Simon Stone, dem Duo Kelly Cooper / Pavol Liška oder Claudia Bauer wählen oder den besten Schauspieler unter Markus Hering, Johannes Krisch, Bernhard Schir, Samouil Stoyanov oder Devid Striesow würdigen. Der „kulturMontag“ berichtet über das Ereignis und begrüßt den besten Schauspieler des Jahres live zu Gast im Studio.

Dokumentation „Adlmüller – Der König der Mode“ (23.15 Uhr)

Vollkommen mittellos und ohne Ausbildung startete Fred Adlmüller eine beispiellose Karriere als Modeschöpfer. Er war bereits vor dem Krieg erfolgreich, war nie Soldat, stattete die Frauen prominenter Nationalsozialisten aus und begann einen Tag nach Kriegsende seine Karriere als unangefochtener „König der Mode“ und Liebling der Society, der er bis in die 1980er Jahre in Österreich bleiben sollte. Dabei konnte er weder schneidern noch zeichnen. Nach dem Krieg baute er sein Netzwerk gar zu Königshäusern und Herrschern in aller Welt aus. In Wien blieb der gebürtige Deutsche ursprünglich 1929 wegen zwei Balletttänzern. Er hatte, als relativ offen lebender Homosexueller, weder während der Naziherrschaft noch in der Nachkriegszeit Probleme. Immerhin galt der „Homosexuellenparagraph“ bis 1971. Regisseur Robert Styblo begibt sich auf die Spuren des Phänomens Adlmüller, interviewt seine ehemaligen „Mannequins“, darunter Nadja Tiller und Elisabeth Fallenberg, sowie Wegleiterinnen und -begleiter. Daraus entsteht ein spannendes wie amüsantes Sitten-und Gesellschaftsbild einer unvergleichlichen Zeit.

Der Film zeigt bisher teilweise unveröffentlichtes Archivmaterial. In den Interviews mit Zeitzeuginnen und -zeugen werden teils vollkommen unbekannte Seiten des Modezaren enthüllt. „Hausmannequins“ von damals erinnern sich an die schwierige Zusammenarbeit mit Adlmüller und an Eifersuchtsszenen unter ihnen, bis hin zu körperlicher Gewalt. Im Sommer 2022 gab Filmstar Nadja Tiller Styblo in Hamburg ein berührendes Interview. Tiller, im 93. Lebensjahr, erinnert sich an das Jahr 1949. Damals war sie Mannequin für Adlmüller: Er schlug sie zur Wahl der Miss Austria vor, die sie gewann – der Beginn ihrer großen Filmkarriere. Zu Wort kommt auch Ali Wimmer, eine Legende der Wiener Homosexuellenszene. Er führte während des Nationalsozialismus seinen Szenentreff „Alte Lampe“. Immer wieder kam es zu Verhaftungen und Gefängnisstrafen. Oft gesehener Gast war Fred Adlmüller – wie andere Prominente blieb er vor Verfolgung verschont. Als schillernder Protagonist der österreichischen Zeitgeschichte der ersten Nachkriegsjahrzehnte war Adlmüller geprägt von extremer Anpassungsfähigkeit, Mut, Fleiß und überragendem Selbstbewusstsein. Ein Marketinggenie in eigener Sache, ein Lebenskünstler.

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